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0770 - Kind der Finsternis

0770 - Kind der Finsternis

Titel: 0770 - Kind der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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könnte…
    »Warum?«, hauchte Asha. »Warum was?«
    »Weshalb hast du ausgerechnet mich… ähem…«
    »Du bist eine sehr schöne Frau, Asha Devi. Aber das war nicht der einzige Grund. Unser Karma sieht vor, dass wir die Eltern von Vasu sein sollen.«
    Die Inspektorin nickte. Als Inderin war sie fest vom Karma, dem Gesetz von Ursache und Wirkung, überzeugt.
    Unter Karma verstand man, dass jede Tat, jedes Wort und jede Handlung eine Folge nach sich zogen. Das galt für das jetzige und für frühere Leben. Es lag an der eigenen Vergangenheit, ob man als blinder Bettler oder als Halbgott geboren wurde.
    Momentan hatte Asha Devi allerdings Probleme, den Worten von Gandharva folgen zu können. Der Gott hatte nämlich begonnen, ihre Brüste zu streicheln. »Ich will nicht abstreiten, dass es mir Spaß gemacht hat, Vasu zu zeugen«, schmunzelte Gandharva.
    »Aber ich verstehe nicht, wieso ich überhaupt schwanger werden konnte. Schließlich nehme ich die Pille.«
    »Das ist menschliche Medizin, die eine Befruchtung durch Menschenmänner verhindert. Aber uns Götter hindert eine solche Erfindung nicht daran, Nachkommen zu zeugen.«
    Während Gandharva sprach, setzte er seine Liebkosungen fort. Asha Devi erinnerte sich immer stärker an jene Nacht, in der Vasu gezeugt worden war. Ja, es hatte eine Nacht gegeben, in der ihr Nakula Kumar völlig verändert vorgekommen war.
    Und zwar verändert im positiven Sinne.
    Der Yuppie war noch nie zuvor ein solch guter Liebhaber gewesen. Nun betrachtete Asha Devi die Dinge allerdings in einem anderen Licht. Sie hatte damals nicht in den Armen von Nakula Kumar, sondern von Gandharva gelegen…
    »Es ist am besten, wenn ich dir die Geschichte von Vasu erzähle«, sinnierte der Gott. »Jedenfalls die wichtigsten Dinge, die du wissen musst. Es wird dir helfen, deine Lage und die Bedeutung unseres Kindes besser zu verstehen.«
    Asha Devi war ganz Ohr. Sie kannte alle Heldenepen und Göttergesänge des alten Indien, ob nun die Bhagavad-Gita, die Upanischaden, das Epos Ramayana oder das Hitopadesha.
    Manche dieser Schriften waren mehr als 3.000 Jahre alt. Doch von einer Vasu-Geschichte hatte die Inderin noch nie gehört.
    »Es war am Beginn dieses Weltenzeitalters«, sprach Gandharva. »Wie du weißt, entsteht die Welt dann, wenn Brahma erwacht und ausatmet. So war es auch zu jener Zeit, die viele tausend deiner Menschenjahre zurückliegt. Aber diesmal gab es Schwierigkeiten. Während Brahma schlief, hatten die Dämonen, die Asuras und andere, an Macht gewonnen. Sie schickten sich an, die Welt zu überrennen. Und die Welt war damals noch viel wehrloser als heute. Da griff Brahma zu einer List.«
    »Er lockte die Dämonen in eine Falle!«, vermutete Asha Devi.
    »Brahma täuschte sie, das trifft es eher. Vernichten konnte er sie zu jener Zeit nicht. Dafür war er einfach noch nicht stark genug, nach seinem langen Schlaf. Aber er legte seinen Goldenen Samen in den Ganges und erschuf mich.«
    Gandharva strich mit seinem linken Zeigefinger zärtlich an Asha Devis Kinnlinie entlang. Der Inspektorin rannen Schauer der Wonne über den Rücken. Doch sie war auch sehr gespannt, wie die Geschichte weiterging.
    »Ich bin natürlich kein Krieger, Asha. Das wirst du längst bemerkt haben. Ich gehöre nicht zu den Göttern, die mit dem Donnerkeil in der Hand den Asuras trotzen oder einem Dämonenkönig ihren Heiligen Pfeil ins Herz jagen. Doch es war auch niemals meine Aufgabe, zu kämpfen.«
    »Sondern?«
    »Ich verstehe mich auf die Liebeskunst, wie du bemerkt haben wirst. Ich kann die Liebe in den Herzen der Menschen erwecken und auch halten. Doch Liebe allein reicht leider nicht aus, um den Ansturm der Dämonenhorden aufzuhalten. Auch der menschliche Kampfesmut ist erforderlich, nicht nur die göttliche Liebe. Brahma hat das in seiner unendlichen Weisheit begriffen. Daher stellte er mir Bhima als Gefährtin zur Seite.«
    »Der Name sagt mir nichts, o Gandharva.«
    Der Gott schmunzelte. »Ihr Name wurde bisher auch vor den Menschen geheim gehalten. Aber sie ist dir auf gewisse Weise vertraut, Asha Devi. Denn du bist eine ihrer Wiedergeburten. Und zwar die bisher letzte.« Nun begriff die Inderin. »Bhima war deine erste Gefährtin, o Gandharva. Du hast mit ihr gemeinsam den ersten Vasu gezeugt. Und auf dieses Kind folgte eine lange Reihe von Wiedergeburten. Bis ich vor kurzem den jetzigen Vasu zur Welt gebracht habe.«
    »So ist es, Asha Devi. Ich konnte meinen Samen für Vasu in keine andere Frau als

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