0770 - Sie suchen Menschen
Shetanmargt löste sich in seine Einzelteile auf, falls ich Atlan richtig verstanden hatte.
Was das in letzter Konsequenz auch immer bedeuten mochte - es war gewiß nichts Gutes.
Es war möglich, daß Joscan Hellmut in dieser Situation helfen konnte. Ich wußte auch, wo er zu finden war, denn ich hatte mich mit ihm im „Klub SOL" verabredet. Eine andere Frage jedoch war, wie ich zu ihm gelangen konnte.
Inzwischen war ich nämlich zusammen mit einem Dutzend Männer und Frauen von den Robotern zusammengetrieben worden, die uns versicherten, daß sie uns in eine Oase der Besinnung bringen würden. An eine Gegenwehr war nicht zu denken, denn ich hatte mit ansehen müssen, wie unsanft eine Frau zurückgeholt worden war, die zu ihrem Kind wollte, von dem man sie getrennt hatte.
Noch während ich verzweifelt nach einem Ausweg suchte, tauchten vor uns meine Leibwächter auf - die Posbis und Matten-Willys. Die Willys mußten sich augenblicklich in unsere Gruppe einordnen, was sie willig mit sich geschehen ließen. Im nächsten Augenblick hatten sie mich umringt und erdrückten mich in ihrem Überschwang fast mit ihren freudig erregt pulsierenden Körpern.
Ihre Wiedersehensfreude währte jedoch nicht lange. Denn kurz darauf bahnten sich die Roboter einen Weg zu mir, griffen mich brutal an den Armen und schleppten mich zu den Posbis, die geduldig außerhalb des Kreises gewartet hatten.
Als ich vor ihnen stand, hoben sie vielsagend ihre Vielzweckarme mit den eingebauten chirurgischen Instrumenten.
Da erkannte ich zwei Dinge, die mich vor Angst mehr zittern ließen als alle n-dimensionalen Vibrationen. Meine Posbis standen ebenfalls unter dem Befehl des vom Septadim-Koller befallenen SENECA-Shetanmargt - und sie hatten die Idee, mich zu sterilisieren, noch immer nicht fallengelassen. Zweifellos hatte auch der Rechenverbund sein Einverständnis dazu gegeben.
In diesem Augenblick der höchsten Not hatte ich wahrscheinlich die beste Idee meines Lebens. Ich verstellte meine Stimme und sagte im schönsten Falsett, dessen ich mächtig war: „Hallo, meine Lieben! Ich hoffe doch, ihr werdet es nicht zulassen, daß mich diese grobschlächtigen Blechhaufen verschleppen."
Die Posbis starrten mich verständnislos an - und wende nur ja keiner ein, Posbis können so etwas wie Verblüffung nicht ausdrücken; ich kenne sie schließlich besser. „Galto, was ist denn mit dir passiert?" fragte ihr Sprecher schließlich. „Was denn schon", gab ich mit Fistelstimme zurück. „Ich habe den kleinen Eingriff inzwischen von einem Medo-Roboter vornehmen lassen. Ich kann euch gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, diesen Schritt zur Vollkommenheit getan zu haben. Kommt!"
Ich ging meinen leicht indigniert wirkenden Posbis voran, denn ich hatte es eilig, zu Joscan Hellmut zu kommen. Meine Willys, die uns natürlich folgen wollten, wurden von den Robotern gewaltsam zurückgehalten. Ihr Wehklagen hallte in vielfachem Echo durch die Korridore und vermischte sich mit den gewaltig aufbrandenden Sphärenklängen, die mir nun wie ein Triumphmarsch in den Ohren klangen.
Ich durfte mich nur nicht vergessen und in Gegenwart meiner Beschützer mit richtiger Stimme sprechen. Ja, und um Frauen mußte ich in nächster Zeit einen Bogen machen, denn ich zweifelte daran, daß ich mich im Ernstfall wie ein Eunuch benehmen würde.
3.
Der „Klub SOL" war eine Vereinigung, in der sich die Solgeborenen zusammengeschlossen hatten, um ihre Interessen gegenüber den Mahlstrom-Terranern und den Alt-Galaktikern zu wahren.
Es war Joscan Hellmut, der diese Interessengemeinschaft gegründet hatte, und ihr gehörte die Mehrzahl der Solgeborenen an.
Daneben gab es noch einige andere Gruppen, die entweder Sektierer waren, die die SOL zum Mythos machen wollten, oder die einfach radikal waren. So unterschiedlich ihre Methoden waren, sie hatten alle dasselbe Ziel: das Schiff, auf dem sie geboren waren, zu ihrer endgültigen Heimat zu machen.
Ich konnte mich rühmen, als einziger Außenstehender Zugang zum „Klub SOL" zu haben.
Nicht etwa deshalb, weil ich zu den etwas verworrenen Ideen der Solgeborenen stand, sondern weil ich dieselben Interessen wie Joscan Hellmut hatte: Roboter. Was mir meine Posbis, das waren ihm SENECA und das Robotpärchen Romeo und Julia.
Obwohl Joscan als scheu und verschlossen galt, waren wir sofort Freunde geworden. Und dieser Freundschaft verdankte ich es, daß mich auch die meisten Solgeborenen mehr akzeptierten als alle anderen
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