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0771 - Der Knochen-Sessel

0771 - Der Knochen-Sessel

Titel: 0771 - Der Knochen-Sessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fest, dass die rechte Hand tatsächlich kälter geworden war.
    Er betrachtete sie. Waren sie auch bleicher geworden oder etwa bereits abgestorben?
    Der G-Man schüttelte den Kopf. Nichts von dem stimmte wohl. Er konnte sie normal bewegen, und als er das tat, strömte auch wieder das Blut in seine Fingerspitzen.
    Es ging ihm besser, er fühlte sich beinahe wieder normal. Auch den ersten Schock hatte er hinter sich gebracht. Er würde den Raum verlassen und John Sinclair Bescheid geben, damit er sich diese unheimliche Gestalt auf dem Skelett-Sessel einmal anschaute.
    Dazu kam es nicht mehr.
    Abes Augen weiteten sich. Er stieß die Luft geräuschvoll aus, denn der Knochen-Sessel, vorhin noch mit dieser ungewöhnlichen Gestalt besetzt, war wieder leer.
    Der FBI-Agent brauchte einige Zeit, um sich zu fangen.
    »Verdammt«, flüsterte er, »allmählich können sie mich auch in die Klapsmühle stecken.« Nur wollte er nicht daran glauben, dass er sich die Gestalt eingebildet hatte. Bisher hatte er noch nie an Halluzinationen gelitten.
    Mit diesem Gedanken verließ er den großen Raum.
    ***
    Ich hatte einen völlig fertigen Archie Donovan angetroffen. Er schwitzte, sprach mit sich selbst und hatte eine Flasche Whisky vor sich auf dem Schreibtisch stehen. Sie war geöffnet, und der Dunst des Bourbons erfüllte das kleine Büro.
    »Kommen Sie, Sinclair, treten Sie näher. Wir beide können jetzt einen Schluck gebrauchen.«
    Da hatte er Recht. Ich verzichtete trotzdem, denn Alkohol war in meinem Fall genau das Verkehrte. Da ich innerlich ziemlich aufgewühlt war, hätte er mich aus der Bahn werfen können.
    »Darf ich?«
    »Sie haben doch schon.«
    Donovan nickte. Er hatte rot geäderte Augen. »Ja, das stimmt. Ich habe schon, und ich werde noch einen Schluck nehmen. Auf meinen toten Freund Harriman.«
    Ich ließ ihn trinken. Als er kurz darauf die Flasche wieder ansetzte, zog ich sie ihm aus der Hand. Ein Teil der Flüssigkeit spritzte zu Boden. Er wollte protestieren, ließ es aber bleiben und fluchte stattdessen, als er sah, dass ich die Flasche in dem Waschbecken ausschüttete. Ich lauschte dem Gluckern, stellte die Flasche in einen Papierkorb und sprach Donovan an.
    »Sie müssen die Versteigerung durchziehen, mein Lieber. Und so etwas sollte man immer nüchtern in Angriff nehmen.«
    »Ich muss?«
    »Ja!«
    »Nein, ich blase das ab.«
    »Unsinn. Das muss durchgezogen werden. Gerade jetzt. Sie sind es Harriman schuldig.«
    Er nickte, bevor er sein Gesicht in den Händen verbarg. »Mein Gott, was ist mir übel. Ich kann den Anblick nicht vergessen.«
    »Versuchen Sie es trotzdem.« Ich stand neben dem Telefon. »Hören Sie, ich muss mit London telefonieren. Das Gespräch bezahle ich Ihnen. Ferner brauche ich Ihre Faxnummer.«
    »Hier.« Er reichte mir einen Zettel, der unter einem Locher festgeklemmt war. Eigentlich hielt ich mehr eine große Visitenkarte in der Hand.
    Atlantikgespräche sind keine Wunder mehr. Auch die Stimmen hören sich oft an, als stehe der Anrufer im Nachbarzimmer. So erging es mir auch hier.
    In London war es jetzt Abend, ich hörte Bills Stimme klar und deutlich. Mein Freund wollte mich wie immer zuerst beschimpfen, weil ich so lange nichts von mir hatte hören lassen, doch diesmal verschluckte er die Bemerkung nach dem ersten Satz.
    »Bill, ich brauche deine Hilfe!«
    »Okay, schieß los!«
    Ich zog vom Leder wie selten. Ich war knapp und präzise, aber dabei sehr deutlich. Und ich zögerte auch nicht, von der großen Geldmenge zu sprechen.
    Danach herrschte Funkstille. Nur Bills Atemgeräusche waren zu hören. »Eine verdammt hohe Summe, John.«
    »Ich weiß, und ich weiß auch, was ich euch damit zumute.«
    »Hör schon auf. Wir sind Freunde. Sheila hat ja noch einiges von ihrem Vermögen. Es ist nur so, dass ich die Summe nicht so schnell flüssig machen kann.«
    »Das habe ich befürchtet. Deshalb schlage ich dir vor, ein Fax zu schicken. Du gibst die Sicherheiten an, die nötig sind. Auch die entsprechenden Bankverbindungen für eventuelle Rückfragen. Es steht ja noch nicht fest, dass ich das Geld brauche. Ich werde auch versuchen, es aus dem Sonderfond des Innenministeriums zurückzubekommen, aber ich möchte doch eine Sicherheit haben, wenn ich bei der Auktion mitmische. Noch eines, Bill: Dieser Knochen-Sessel kann verdammt wichtig für mich sein. Ich habe noch keine Beweise, aber mein Instinkt…«
    Mein Freund in London lachte. »Wir kennen uns lange genug. Ich weiß auch, dass du nicht

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