0771 - Der Knochen-Sessel
an der Wand stand für ihn immer bereit.
Dort nahm er Platz.
»Ich wollte euch nicht stören«, sagte er, »aber mich beschäftigt die Frage, ob ihr mit euren Nachforschungen schon über das Etappenziel hinweggestoßen seid.«
»Du denkst an den Knochen-Sessel?«
»Ja.«
Die beiden warfen sich Blicke zu. »Es sieht noch nicht so günstig aus. Wir wissen nur, dass es den Skelett-Sessel gegeben hat, aber wir haben noch nicht herausfinden können, wer ihn herstellte.«
»Aber den Besitzer kennen wir?«
»Hector de Valois.«
Die beiden jüngeren Männer wunderten sich darüber, wie zufrieden der Abbé war. Sie konnten es nicht nachvollziehen, aber sie verfügten nicht über das Wissen des Mannes. »Wichtig für uns ist, dass wir herausfinden, woher der Knochen-Sessel stammt. Er ist aus einer Gestalt geformt worden. Er besteht aus dem Gerippe eines Menschen oder eines menschenähnlichen Wesens. Wenn wir diesen Namen herausgefunden haben, werden wir weitersehen. Bitte, kümmert euch darum.«
»Leider sind die Informationen dürftig, Abbé.«
»Ich weiß.« Bloch stand auf. Er bedankte sich und verließ den Raum unter dem Dach. Mit langsamen Schritten ging er die Stufen der Treppe hinab. Er war in Gedanken versunken und hoffte, dass es John Sinclair schaffte, den Silberstreifen an den Horizont zu holen. Er hatte die Warnung des silbernen Skeletts nicht vergessen.
Hector de Valois war gewarnt worden, er war aufgewacht, und der Abbé wusste sehr genau, dass sich dann immer etwas zusammenbraute.
Es konnte schlimm werden.
Am Fuße der Treppe blieb er stehen. In der Nähe stand ein Fenster offen. Die frische Herbstluft drang an seine Nase. Er nahm den Geruch auf, atmete tief durch und hatte den Eindruck, sogar die jetzt blühenden Sonnenblumen riechen zu können. Wenn sie verblüht waren, dann konnte man Abschied vom Sommer nehmen.
Er hörte Schritte.
»Jean?«
»Abbé?«
Bloch streckte seinen Arm aus. Er legte dem Mann die Hand auf die Schulter. »Ich möchte, wenn wir keine Nachricht aus London bekommen, dass du mich zur Kathedrale der Angst führst. Dann werde ich mit dem silbernen Skelett persönlich Kontakt aufnehmen.«
Jean erschrak. Er wusste, dass es schon brannte, sonst hätte der Abbé ihm diese Bitte nicht vorgetragen. »Wenn du es wünschst, stehe ich bereit. Weißt du schon wann?«
»Ich denke, dass wir den Einbruch der Dunkelheit abwarten.«
»Gut, ich halte mich bereit.«
»Danke, Jean.«
Damit war der Templer entlassen, und der Abbé bewegte sich wieder auf seine Räume zu. Seit langem fühlte er sich wieder hilflos und gleichzeitig eingekesselt. Es geschahen Dinge, die in einem gewissen Zusammenhang mit ihnen hier standen, aber er war leider nicht in der Lage, diese Vorgänge zu beeinflussen.
In sein Zimmer schien die Sonne. Ihre Strahlen trafen das Gesicht des Mannes und wärmten die Haut. Die Sonne bedeutete für ihn nicht nur Wärme, sondern auch Leben und Freude. Trotz seiner Blindheit hatte der Abbé die Lust am Leben nicht verloren.
Als sehr schlimm nur sah er das Warten an. Nicht wegen der Zeit, sondern deshalb, weil er nichts tun konnte. So wie am heutigen Tag.
Er wartete auf den Anruf aus London. Suko hatte ihm versprochen, den Templern Informationen zukommen zu lassen.
Nur lag es nicht an ihm, sondern an John Sinclair im fernen New York. Es kam darauf an, wie er mit der Lage fertig wurde, und da drückte ihm der Abbé die Daumen.
Suko enttäuschte ihn nicht. Er rief an. Als Bloch die Stimme hörte, konnte er den Seufzer der Erleichterung nicht vermeiden. »Ich wusste, dass du dein Versprechen hältst.«
»Das hat John auch.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Ihm gehört der Sessel!«
Bloch saß starr. Plötzlich überkam ihn ein Schwindel, ausgelöst von einem Gefühl des Glücks. Seine Stimme klang sehr leise, als er fragte: »Hat er ihn wirklich?«
»Ja.«
»Und er kommt damit nach London?«
»Das hat er vor.«
»Dann werde ich ihn fragen müssen, ob er den Skelett-Sessel für sich behalten will oder ihm dem zurückgibt, dem er einmal gehört hat.«
»Du meinst Hector de Valois?«
»Ja. Er könnte seinen Platz in der Kathedrale der Angst finden, meine ich.«
»Tut mir Leid, Abbé, aber das solltest du mit John Sinclair ausmachen.«
»Trotzdem danke. Wir werden schon bald voneinander hören.«
»Das denke ich auch, Abbé.«
Bloch, der Templer, war beruhigt, als er den Hörer wieder auflegte. Eine große Sorge war ihm genommen worden. Der Skelett-Sessel befand
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