0774 - Baphomets böse Brut
beide in Brauntönen gehalten.
Ich kannte einige Trödler und Antiquitätenhändler und wußte, daß sie eine besondere Spezies Menschen waren.
»Kommen Sie rein, Mister.«
Ich blieb noch stehen. »Sie sind also Amos Levi?«
»Ja.«
Mein Blick fiel durch den schmalen Flur in den normalen Raum hinein. Soweit ich erkennen konnte, war er leer, aber darauf gewettet hätte ich nicht. Als ich eintrat, öffnete ich die schmale Tür zum Bad. Ein Blick reichte aus. Auch in dieser winzigen Kammer hielt sich niemand verborgen.
»Sie sind aber mißtrauisch, Mr. Sinclair.«
Ich hob die Schultern. »Das bringt der Beruf so mit sich. Zudem finde ich unser Treffen etwas außergewöhnlich. Meinen Sie nicht auch?«
»Für mich nicht«, erwiderte Levi lachend. »Ihretwegen habe ich eine lange Reise unternommen.«
»Das stimmt allerdings.« Ich ließ den Mann vorgehen und konnte über dieses Hotelzimmer nur den Kopf schütteln. Es war so gemütlich wie eine alte Höhle, da reichten auch die Möbel nicht aus, um diesen Eindruck zu zerstören. Durch das Fenster drang das düstere Licht eines Hinterhofs. Die Decke war fleckig, das Bett mit einer braunen Decke belegt. Es war ein Stuhl vorhanden, der vor einem winzigen runden Tisch stand. Ich nahm auf dem Stuhl Platz, während sich der Händler mit der Bettkante begnügte.
Er saß dort und hatte die Hände zusammengedrückt. Beide lagen auf den Knien. Er machte den Eindruck eines Mannes, der den Gesprächsfaden noch nicht gefunden hatte und nach den passenden Worten suchte. Dabei beobachtete er mich unaufhörlich.
Ich hatte mich natürlich umgesehen, aber nichts von einer Falle gesehen. Dennoch blieb ich gespannt und baute Levi mit meinen Worten eine Brücke. »Sie sind also der Mann, der den Sessel zur Versteigerung gegeben hat.«
»Da haben Sie recht.«
»Ich besitze ihn jetzt.«
»Sie sind begeistert, Mr. Sinclair?«
»In der Tat. Er ist wunderbar, er ist ein Prachtstück. Ich möchte sagen, daß er einmalig ist.«
»Das stimmt, er ist einmalig. Sogar einzigartig.« Er schüttelte den Kopf. »Ich ärgere mich, daß ich ihn weggab.«
»Ich kann mich zwar nicht in Sie hineinversetzen, aber das hat sich angehört, als würden Sie ihn gern zurückhaben.«
»So ist es.«
Ich lächelte. »Was würden Sie sagen, Mr. Levi, wenn ich den Sessel nicht mehr hergebe?«
Er schaute zur Seite und verdrehte die Augen. »Damit habe ich gerechnet, das will ich Ihnen ehrlich sagen. Aber ich denke, daß alles eine Frage des Preises ist.«
»Das weiß ich nicht so recht…« Ich wiegte den Kopf und hatte bewußt nicht abgelehnt, weil ich wissen wollte, wie weit der Händler noch gehen würde.
Zunächst räusperte er sich. »Ich habe mich erkundigt und erfahren, daß Sie einhundertvierzigtausend Dollar bezahlt haben. Liege ich da richtig?«
»Ja.«
»Es waren noch Mitbieter da?«
»Schon, aber sie hatten Pech.« Das im doppelten Sinne, dachte ich, denn es gab sie nicht mehr. Und an die Odyssee, die hinter mir lag, wollte ich auch nicht mehr denken.
»Sie haben einen Fehler begangen«, sagte Levi. Er rückte seine Brille wieder hoch.
»Wer - die Mitbieter?«
»So ist es, Mr. Sinclair. Sie hätten höher gehen sollen, aber das habe ich alles erfahren, als es zu spät war. Jetzt muß ich es auf eine andere Art und Weise versuchen.«
»Bitte.«
»Wieviel wäre Ihnen der Sessel wert?« fragte er und schnaufte dabei. Es hörte sich erleichtert an.
»Eine Menge.«
Levi lächelte. »Glaube ich Ihnen. Können Sie da nicht eine genaue Summe nennen?«
»Nein, Mr. Levi.«
Diesmal schauten die Augen hinter den Brillengläsern ziemlich verwundert. »Warum das denn nicht?«
»Weil der Sessel unverkäuflich ist.«
Er mußte erst einmal schlucken. Dann räusperte er sich wieder. »Wie bitte?«
»Der Sessel ist unverkäuflich. Tut mir leid für Sie, aber das ist nun mal so.«
Er holte tief Luft und streifte seine gespreizten Finger durch die Haare. Dann schluckte er, schüttelte den Kopf, zwinkerte mit den Augen und tat so, als müßte er darüber nachdenken. »Unverkäuflich«, flüsterte er, »das kann ich nicht glauben.«
»Es entspricht aber den Tatsachen.«
»Jedes Teil hat seinen Preis. Die meisten Menschen auch. Oder zählen Sie zu den Ausnahmen?«
»So ist es.«
Das wollte er nicht akzeptieren. »Nennen Sie mir eine Summe, Mr. Sinclair. Reden Sie. Springen Sie über Ihren eigenen Schatten. Sie werden mich auf keinen Fall überrascht sehen.«
Ich hob die Augenbrauen an. »Ist der
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