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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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durchbrachen an verschiedenen Stellen des Salons Arme und Gliedmaßen in unterschiedlichen Stadien der Verwesung die hölzernen Bretter. Der Geruch von Fäulnis breitete sich schlagartig so intensiv in dem ganzen Raum aus, dass man kaum noch atmen konnte.
    »Verdammt!«, fluchte Nicole, sprang zu Jack und brach den Arm, der ihn festhielt, mit einem gezielten Tritt. Die dazugehörige Hand wurde schlaff und der Junge konnte sich befreien.
    Doch es griffen schon andere Arme nach ihnen. Einige der verfallenen Körper hatten sich bereits zum Teil ausgegraben und ragten bis zur Hüfte in den Raum hinein. Zwei weitere schoben sich langsam und ungeschickt durch das Loch, das Jack mit bloßen Fingern in die Mitte des Raumes gerissen hatte.
    Die Kleidung der Toten war teilweise noch intakt und Nicole schätzte, dass sie vor über hundert Jahren modern gewesen sein mochte. Die Leichen arbeiteten sich stumm aus den Trümmern des Fußbodens heraus. Sie wirkten dabei ebenso entschlossen wie unbeholfen.
    Nicole wurde sofort klar, dass es einfach zu viele waren. Sie hätte keine Chance, alle zu erledigen. Früher oder später würden die Toten sie überwältigen.
    Jetzt wäre wohl der Augenblick gekommen, um Merlins Stern zu mir zu rufen, dachte sie grimmig.
    Sie hatte nicht vor, diesem Gedanken Folge zu leisten. Die Geräusche, die sie eben aus dem ersten Stock gehört hatte, ließen darauf schließen, dass Zamorra in Gefahr war. Und sie hatte nicht die Absicht, ihm in so einer Situation Merlins Stern wegzunehmen, solange sie sich nicht hundertprozentig sicher war, dass es keine andere Möglichkeit gab. Sie beschloss, die einfache und direkte Variante auszuprobieren.
    »Lauft!«, brüllte sie den Jungen zu, die sich daraufhin aus ihrer Erstarrung lösten und auf die Tür zusprinteten. Eine der Leichen, die sich schon fast ganz befreit hatte, versuchte, sich Jack in den Weg zu werfen. Aber Nicole war dicht hinter ihm und rammte das Monster mit der Schulter. Der Untote wurde zurückgeworfen und prallte mit einem nassen Klatschen auf den Boden.
    Irgendetwas stimmt hier nicht, ging es ihr durch den Kopf, während sie hinter den Jungen her aus dem Zimmer hechtete. Williams sagte, dass die Opfer damals gefunden wurden! Es gibt keine Leichen mehr unter den Brettern! Was geht hier vor?
    Es blieb keine Zeit, um länger darüber nachzudenken. Sie sprang durch die Tür und warf sie sofort hinter sich zu. Aber zur selben Zeit streckte sich ein schwärzlicher Arm durch die Tür, der eingeklemmt wurde und damit verhinderte, dass sie sich schließen konnte.
    Nicole stieß einen Fluch aus und warf sich mit aller Kraft gegen die Tür. Ein scharfer Schmerz zuckte durch ihren verletzten Unterarm.
    Aber sie hörte auch ein befriedigendes Knacken. Der abgetrennte, verweste Arm wurde zurückgezogen, und die Tür war zu.
    Nicole wünschte sich von ganzem Herzen, dass sie das Schloss nicht herausgetreten hätte; sie war sich ziemlich sicher, dass die Untoten auf der anderen Seite zu dumm wären, um eine Türklinke zu bedienen. So aber musste sie eben hier stehen bleiben, solange es nötig war.
    »Lauft nach draußen!«, rief sie ihren Schützlingen zu, während sie sich umdrehte und sich mit dem Rücken weiter gegen die Tür stemmte.
    Die jungen Männer stürzten auf den Eingang zu und hatten ihn beinahe erreicht, als die offen stehende Haustür zuschwang. David konnte gerade noch zurückspringen, als sie ins Schloss krachte. Sofort versuchten die beiden, die Tür wieder zu öffnen. Jack drückte die Klinke hinunter, während David sich gegen die Tür warf. Nichts rührte sich.
    »Mist!«, brüllte David. »Mist, Mist, Mist!«
    »Was jetzt?«, rief Jack Nicole hilflos zu. »O mein Gott«, fügte er dann leise hinzu. Seine Augen weiteten sich.
    Nicole folgte seinem Blick, der auf einen Punkt über ihr gerichtet war.
    Von der Decke abwärts überzog eine dunkelrote Flüssigkeit die Wände, die langsam auf sie zukroch.
    Blut floss von den Wänden.
    Von hinten krachte etwas gegen die Tür und hätte sie beinahe nach vorne in den Raum hineinkatapultiert. Nicole stemmte ihre Füße gegen den Boden und drückte ihren Rücken mit aller Kraft gegen das Holz.
    Erst jetzt stellte sie fest, dass sie im Gerangel um die Tür ihre Taschenlampe verloren hatte. Dennoch konnte sie sehen, dass ein milchiger Lichtschein, dessen Ursprung nicht festzustellen war, das Haus erhellte.
    Die Blutlache hatte beinahe ihr Haar erreicht.
    Jack und David standen in der Mitte des Raumes,

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