0775 - Lady Luzifer
seinen Mund von ihren Lippen und ließ sie los.
Deborah Taft taumelte zurück. Sie atmete heftig und hatte Mühe, sich zu fangen. Ihr schwindelte.
Jetzt war sie froh, von der Glaswand gestützt zu werden.
»Hatte ich dir nicht gesagt, daß du mich nackt erwarten solltest?«
»Stimmt.« Sie nickte und rang gleichzeitig nach Atem.
»Warum hast du es nicht getan?«
Die Taft stemmte sich hoch. Ihre Augen brannten, die Lippen ebenso. Es war alles so anders, sie strich durch ihr Haar und sagte schließlich: »Mir war kalt.«
»Aha.«
»Ja, kalt.«
Der Teufel drehte sich um. Es geschah mit der geschmeidigen Bewegung eines Tänzers. Ohne sich umzudrehen, ging er zur Bar und nahm auf einem der Hocker Platz.
Deborah folgte ihm wie eine gehorsame Hündin ihrem Herrn. Auch das ärgerte sie, gleichzeitig aber spürte sie auch, daß sie sich der Faszination dieser Gestalt nicht entziehen konnte. Der Kuß hatte wieder die Wildheit in ihr geweckt. Er hätte mit ihr alles machen können, alles…
Er wartete und bewegte seinen rechten Zeigefinger, als er ihr winkte. »Setz dich neben mich und dreh den Hocker so, daß ich dich anschauen kann, Süße.«
Auch das tat sie.
Er schaute sie an. Es waren nur seine Blicke, die über den nackten Körper glitten, doch die Taft hatte das Gefühl, Berührungen zu erleben und bewegte sich unruhig. Er soll mich anfassen! dachte sie. Er soll es mir, verdammt noch mal, besorgen.
Er tat es nicht.
Statt dessen sprach er wie ein normaler Gast, der lange Zeit nicht mehr im Club gewesen war. »Du siehst gut aus, Deborah. Wirklich, du siehst gut aus. Du hast dich wunderbar herausgemacht, das muß ich dir sagen. Nicht mal älter bist du geworden.«
Schmeichelnde Worte, die bei der Taft auf fruchtbaren Boden fielen. Sie drehte den Kopf zur Seite und wurde tatsächlich noch rot dabei. »Hör auf mit der Schmeichelei…«
»Es ist kein Schmeicheln. Ich sage die Wahrheit. Dein Haar ist schwarz wie früher, die Haut ist jugendlich glatt, das Gesicht gleicht dem einer Madonna, es ist alles so regelmäßig. Du hast einen schönen Mund, eine gerade, nicht zu große Nase, und deine Augen sind von einem faszinierenden Blau, als würde darin ein gefärbtes Feuer strahlen. Du bist einfach faszinierend…«
»Hör auf, bitte…«
Der Teufel hörte nicht auf. Er bestimmte, wann Schluß war. Er kam auf ihren Körper zu sprechen, der ebenfalls phantastisch war und lobte ihre Brüste, die noch so fest waren.
Die Taft merkte, wie sie unter den Worten zerfloß. Sie sehnte sich nach ihm, sie schaute ihn gierig an, als wollte sie sich jeden Augenblick auf ihn werfen. Seine Worte machten sie scharf, weil sie den Eindruck hatten, von ihnen wie mit Händen berührt zu werden, bis er die Frage stellte, die sie ernüchterte.
»Wem verdankst du diese Perfektion, meine Liebe?«
Für einen Moment schloß sie die Augen. Die Nachwirkungen der Schmeicheleien verwandelten sich in einen Eisschauer, der durch ihre Adern kroch und sich dort festsetzte. Er hatte sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ein leises Klopfen störte sie. Der Teufel schlug mit den Fingern einen Takt auf die Bartheke, und er wartete begierig auf eine Antwort.
»Dir«, flüsterte die Taft, »dir verdanke ich es. Du bist derjenige, der mich geformt und mir die Schönheit gegeben hat. Ist es das, was du hören wolltest?«
»Ja, du bis sehr ehrlich.«
»Ich weiß, was ich dir schuldig bin.« Wie in Demut senkte sie bei dieser Antwort den Kopf.
»Wobei wir beim Thema wären!« sagte er und sprach nun wie ein Geschäftsmann, der zu einer Verhandlung zu ihr gekommen war.
Verflogen war der Zauber, die Realität hatte sie wieder eingeholt. Die Taft hob den Kopf und schaute den Teufel an. Wieder lächelte er. Diesmal noch anders. Es war plötzlich teuflischer geworden, hinterlistiger, auch diabolisch. Gleichzeitig veränderten sich die Augen. Waren sie vorhin noch dunkel gewesen, so sahen sie nun aus wie Flammen, die noch nicht ihren Zenit erreicht hatten.
Ein düsteres Feuer gloste in den Pupillen. Die Taft fühlte sich unwohl, das Feuer breitete sich auch auf ihrer Haut aus. Sie kam sich vor wie jemand, die brannte.
Er faßte sie an. Seine Finger waren lang und grün. Sie fanden auf ihrer nackten Haut das Ziel, und vor ihren Augen verwandelten sie sich in dunkle Krallen.
Sie drückte sich zurück.
Die Hände strichen weiter, erforschten sie, und die Taft schloß die Augen. Die Finger waren wie Messer, und ebenso scharf klangen die
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