0775 - Lady Luzifer
Kreuz von seinem Stammplatz entfernt, und das hielt ich mit der Linken fest.
Bevor sich die Frau versah, hatte ich es ihr über den Kopf gestreift und ihr den Schlag in den Rücken gegeben.
Sie taumelte nach vorn.
Erst jetzt fiel ihr auf, was mit ihr geschehen war, und sie fing an, fürchterlich zu schreien. Sie bewegte sich nach vorn, ihre Beine zuckten. Sie suchte irgendwo Halt, fand ihn an der Tischkante und fiel über das Möbelstück hinweg.
Sie landete auf der Platte.
Und auch auf dem Buch, zusammen mit dem Kreuz!
Da trafen plötzlich zwei Magien aufeinander, und diese Energien wuchsen hoch zu einer Flamme.
Wir hörten es noch zischen, dann sahen wir das fast düstere Feuer, das sich aus Flammen und Schatten zusammensetzte und das gesamte Buch erfaßt hatte.
Es brannte lichterloh, und schwarzer, rußiger, träger Rauch stieg in dicken Wolken der Zimmerdecke entgegen, wo er sich ausbreitete wie der Hut eines großen Pilzes.
Ich stürzte auf die Frau zu, die zu Boden gefallen war, nicht mehr schrie, sondern jammerte, denn das Kreuz hatte auf ihrer Haut, genau im Dreieck des Ausschnitts eine schreckliche Brandwunde hinterlassen, die zwar rot schimmerte, an den Rändern aber einige schwarze Stellen hatte, ein Zeichen, daß die Haut schon faulte.
Ich nahm ihr das Kreuz weg, sie kam wieder auf die Füße und drehte sich. »Halt sie fest, Suko!«
Mein Freund warf sich noch auf sie zu, doch es war zu spät. Sie huschte an ihm vorbei, plötzlich eingehüllt in eine Rauchwolke, dann stieß sie sich ab und hechtete auf das zerstörte Fenster zu.
Die Lücke war groß genug.
Sie jagte hindurch. Ihr Körper brach in das Geäst des Baumes, wir hörten die Zweige und schwächeren Äste unter der Last zusammenkrachen, aber sie wurde nicht aufgehalten, sondern raste in die Tiefe.
Suko schaute als erster hinunter.
Als er sich wenig später umdrehte, schaute er mich nur nickend an. Das Zeichen war klar. Sie mußte tot sein.
Ich blickte ebenfalls hin und sah den Körper in einer verkrümmten Haltung dort liegen, umgeben von einem Nebel aus düsterem Rauch.
»Ich werde hingehen«, sagte Suko und verließ das Zimmer.
Endlich hatte ich Zeit, mich um Jane Collins zu kümmern. Noch immer staunend blickte sie mich an. »Sag mal, John, bist du vom Himmel gefallen - oder was ist?«
»Nein, nicht vom Himmel, aber fast vom Baum.«
»Wieso?«
»Du hast es nicht mitbekommen?«
»Nein, nichts.«
Ich deutete auf das Buch, von dem nur mehr verkohlte Reste zurückgeblieben waren. »Und was ist damit?«
Sie hob die Schultern. »Ich habe es vorhin zum erstenmal gesehen. Die Deborah Taft hatte mich völlig«, sie räusperte sich und suchte nach dem richtigen Ausdruck, »ja, beinahe hypnotisiert.«
»Tja, das scheint mir auch so.«
»Und was ist jetzt?« fragte Jane.
Ich zwinkerte ihr zu. »Du wirst wohl einiges zu erzählen haben, nehme ich an.«
»Darauf kannst du dich verlassen, John Sinclair…«
ENDE
Weitere Kostenlose Bücher