0778 - Draculas blutige Brautnacht
stimmt. Vorausgesetzt, Assunga will sie nicht. Aber sie sind ihr ja entkommen, ich denke nicht, dass sie mit ihnen noch etwas anfangen kann. Ich habe, das weißt du, die vier hier aufgenommen. [1] Sie haben bei mir gewohnt, Platz genug gab es ja, und ich muss dir sagen, dass es nicht schwerer ist, einen Sack voller Flöhe zu hüten, als diese jungen Frauen oder Mädchen. Die haben mich fast verrückt gemacht und nicht wenige Männer aus Petrila dazu. Ich hatte auch schon mit ihnen geredet, um ihnen eine Chance in Kronstadt zu verschaffen, aber sie wollten nicht. Sie fühlten sich hier wohl, sie haben rasch gelernt und wusste demnach auch, welche Zustände in diesem Land momentan herrschen. Hier geht doch alles drunter und drüber. Viele Menschen sind der Ansicht, dass sich kaum etwas geändert hat, aber lassen wir das.«
»Dracula II holte sie.«
»Davon gehe ich aus, John.«
»Du hast ihn nicht gesehen?«
»Leider nicht.«
»Sag nicht leider, sondern sei froh. Er ist verdammt gefährlich, und im Verein mit Assunga, der Hexe, ist er noch gefährlicher geworden. Die beiden sind eine Macht, das habe ich mittlerweile erlebt. Vor allen Dingen in Spanien, als ich es mit der Kopfjägerin Carmen zu tun bekam.« Ich schaute auf die Gänsehaut meiner Handrücken, die sich in Erinnerung an den Fall gebildet hatte.
»Er wird sie zurückschicken, John. Er hat sie sich geholt. Ich war nicht da, aber ich fand das Blut in ihrem Zimmer. Da wusste ich Bescheid. Und er wird dafür sorgen, dass sie zurückkehren. Weißt du«, er schaute mich hart an, »was dann hier in Petrila lossein wird?«
»Das kann ich mir denken.«
»Diese Stadt«, redete Marek weiter, »hat viel unter dem Vampirismus zu leiden gehabt. Bisher haben wir alle Angriffe zurückschlagen können, auch dank deiner Hilfe. Jetzt aber sehe ich einiges zusammenbrechen, und ich habe auch mit einem Mann gesprochen, der sie wohl gesehen haben muss, denn er sprach von den Bräuten.«
»War das dieser Branco Uljaki?«
»Ja.«
»Hol ihn her.«
Der Pfähler senkte seinen Kopf. »Ich würde es gern, John, das musst du mir glauben. Doch jetzt kommt etwas, was du noch nicht weißt, und ich habe es dir nicht einmal bewusst vorenthalten, aber es ist mit ein Grund, dass ich dich habe herkommen lassen.« Marek sprach mittlerweile ein fast akzentfreies Englisch, er hatte in der freien Zeit viel gelernt. »Dieser Branco Uljaki hat sich einfach zu weit aus dem Fenster gewagt und seinen Mund zu weit aufgerissen. Das gefiel einigen Typen nicht.«
»Was taten die denn?«
»Er wurde festgenommen, verhaftet – egal, wie du es nennst. Jedenfalls zog man ihn aus dem Verkehr.«
»Einfach so?«
»Ja, wegen seiner Rederei. Und man hat auch einen perfekten Grund gefunden, was mich wiederum an die alten Zeiten erinnerte.«
»Verstehe ich nicht.«
Marek trank von seinem Kaffee und verzog die Lippen. »Ich sage es dir, John. Man hielt ihn für geisteskrank. Man hat sich seine Redereien angehört und die Konsequenzen daraus gezogen. So etwas geht bei uns sehr, sehr schnell.«
»Was wurde getan?«
»Man verhaftete ihn.«
»Aber das ist nicht alles«, sagte ich, als Frantisek eine Pause einlegte und ins Leere starrte.
»Nein, das ist nicht alles, ganz und gar nicht«, murmelte er. »Man hat ihn nicht nur verhaftet, man hat ihn sogar in eine Anstalt gesperrt. Abtransportieren lassen, wie ich hörte. Er müsste mittlerweile dort sein. Dort soll er die nächsten Jahre verbringen, und wenn es den Herrschaften gefällt, möglicherweise sogar bis zu seinem Lebensende eingesperrt sein.«
Ich schwieg.
Marek konnte mich verstehen. »So wie du da gehockt hast, habe ich auch gesessen. Ich wusste mir keinen Rat, denn ich hatte mir Branco schon als Unterstützer ausgesucht, aber das ist vorbei. Die offiziellen Stellen haben schnell gehandelt. Man will hier keine Unruhe, denn es gibt in den größeren Städten schon genügend Ärger. Ihnen reicht der Protest der Studenten.«
Ich lächelte und schlug ihm auf den Unterarm. »Nimm es nicht so tragisch. Ich jedenfalls freue mich, mal wieder hier sein zu können. Beim letzten Mal war es furchtbar heiß, heute gefällt mir das Wetter besser, auch wenn es manchen schon zu kalt ist.«
Der Pfähler lächelte. »Dein Kommen hat sich übrigens hier im Ort herumgesprochen.«
»Und – was sagt man?«
»Man ist wie immer sehr gespannt.«
»Worauf?«
»Ob es rundgeht?«
Ich winkte ab. »Das erzählst du…«
»Nein, nein, die Leute haben nicht
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