0778 - Draculas blutige Brautnacht
große Kreuz hing. »Hierher werden sie sich nicht trauen. Wenn sie kommen, wird sie das Kreuz schon abschrecken.«
»Hoffentlich.«
»Meinst du nicht?«
Der Pfähler hob die Schultern. »Ich würde mich nicht nur darauf verlassen. Die Blutsauger sind schlau. Wenn sie unter der Fuchtel des Dracula II stehen, wird er sie schon präpariert haben. Die wissen sich dann zu bewegen.«
»Das will ich mal hoffen.« Der Wirt schielte zum Fenster. »In gut drei Stunden wird es dämmern. Rechnest du mit einem Angriff in der folgenden Nacht?«
»Ja, ich rechne damit.«
»Nur auf dich?«
Marek hatte sehr deutlich das leichte Zittern in der Stimme des Mannes gehört. »Das kann ich dir nicht genau sagen, doch ich will dir eine ehrliche Antwort geben. Ich denke schon, dass sich die vier Mädchen, falls sie dann zu Blutsaugerinnen geworden sind, hier im Ort verteilen und Jagd auf menschliche Beute machen.«
Frantisek Marek hatte so laut gesprochen, dass einige Gäste hatten zuhören können, und nicht wenige von ihnen strichen mit den Fingerkuppen über ihre Hälse hinweg, als wollten sie damit die Bissstellen der Blutsauger markieren.
Der Pfähler übersetzte mir das Gespräch und fügte hinzu: »Es wird sich jetzt herumsprechen, was hier gelaufen ist, John. Ich hoffe, dass die Leute in den Häusern bleiben und sich nicht irgendwelchen Mutproben unterwerfen wollen. Da denke ich besonders an die Jugendlichen.«
»Das hoffe ich auch. Aber gibt es noch Jugendliche bei euch? Sind nicht alle in die Städte abgewandert oder ins Ausland gegangen?«
»Keine Sorge, John, es sind schon noch welche hier. Und dann gibt es noch die, die zurückgekehrt sind, die nicht ihr Glück, sondern ihr Pech in der Fremde gefunden haben.« Frantisek griff zum Krug. Er umklammerte den Griff, prostete den Gästen zu, ich ebenfalls. Wir tranken und hatten die Krüge noch nicht richtig abgesetzt, als Unruhe an der Tür entstand.
Marek schaute hin, ich ebenfalls.
Mein Freund schluckte. »Das… das gibt es doch nicht«, sagte er, als er die beiden Männer anschaute.
»Wieso?«
»John, ich kann es nicht begreifen. Der eine ist ein Soldat oder Gefängnishüter, was auch immer. Der andere aber ist«, Marek schüttelte den Kopf, »das ist Branco Uljaki…«
***
Das war in der Tat eine Überraschung. Ich hatte den Eindruck, als hätte dieser Fall einen neuen Drive bekommen, einen Kick, um wieder in Schwung zu geraten.
Marek stieß mich an. »Du wirst verstehen, wenn ich mich um Branco und den anderen kümmern muss, John…?«
»Natürlich.«
»Ich werde dir alles übersetzen.« Der Pfähler war in seinem Element. Er winkte, denn die beiden Männer standen noch immer unschlüssig an der Tür. Als sie das Zeichen sahen und Uljaki Marek auch erkannte, umspielte Erleichterung seine Lippen. Er stieß den Nebenmann an, flüsterte ihm etwas zu, und der nickte.
Marek blieb vor ihnen stehen. Er redete nur wenig, handelte stattdessen und führte die beiden auf einen der wenigen Tische zu. Er rückte Stühle zurecht, und ich schaute zu, wie sich die Männer aufatmend hinsetzten. Marek bestellte lautstark Bier, hörte zu, wie Uljaki ihm etwas zuflüsterte und bestellte auch noch etwas zu essen. Die beiden sahen nicht nur erschöpft aus, sie wirkten auch hungrig und durstig.
Die übrigen Gäste kümmerten sich nicht um sie. Auch ich kam mir an der Theke ziemlich verloren vor, was sich schnell änderte, denn der Pfähler gab mir ein Zeichen, das ich verstand. Ich nahm mein Bier mit, als ich zum Tisch ging. Wie gesagt, mein Rumänisch war nicht besonders. Ich stellte mich vor.
Der Uniformierte kümmerte sich nicht um mich, er schaute auf die Tischplatte und tat so, als wäre ich nicht da. Branco Uljaki aber schaute mich gespannt an. Er hatte durch Marek von mir gehört und lächelte erleichtert.
Dann redete er auf mich ein. Ich hob beide Hände zur Abwehr, doch er hörte nicht auf. Frantisek erbarmte sich schließlich und übersetzte. Was Branco berichtet hatte, war haarsträubend, auch wenn wir bisher nur Fragmente gehört hatten.
Da die Wirtin das Essen brachte, es waren auch die kleinen Pfannkuchen, stockte das Gespräch.
Beide hatten Hunger.
»Sie haben es also geschafft«, sagte ich zu Marek. »Aber die Blutsauger sind nicht weniger geworden. Oder hast du einen Grund, an den Erzählungen zu zweifeln?«
»Auf keinen Fall.«
»Vier sind es zumindest.«
Marek nickte. »Ja, vier Frauen. Ich denke jedoch, dass wir den zweiten Wächter noch hinzuzählen
Weitere Kostenlose Bücher