0778 - Draculas blutige Brautnacht
zulegte. Als wir an ihm vorbeigingen, winkte er uns grüßend zu.
»Wo willst du eigentlich hin?«, fragte ich ihn und blieb mitten auf der Dorfstraße stehen.
»Mal schauen.«
Ich streckte ihm den Finger entgegen. »Hast du ein Ziel? Weißt du inzwischen mehr?«
»Nein, nicht direkt, John, aber wir könnten uns mal in der kleinen Kneipe umsehen.«
»Abgemacht.«
Die Dorfwirtschaft lag sehr zentral. Die Männer trafen sich hier, tranken, redeten und klatschten. Wenn jemand etwas erfahren wollte, dann hier. Auch sie und den Platz davor kannte ich gut. Er hatte schon harte Kämpfe erlebt.
Vor dem niedrigen Bau standen drei Wagen. Ein Lkw und zwei Pkw-Rostlauben, unter anderem ein alter VW-Käfer, wie Marek ihn auch besaß.
Gäste hielten sich kaum in dem schlichten Raum auf, der bei mir auch noch in guter Erinnerung war. Der Wirt erkannte mich natürlich wieder. Er sah aus wie jemand, der nicht wusste, ob er lachen oder weinen sollte. Schließlich entschloss er sich zu einem Lächeln, reichte mir die Hand und deutete mit der Linken auf die Seitenwand. »Da, das ist neu.«
Ich drehte den Kopf und sah das große Holzkreuz an der Wand.
»Alle Achtung.«
»Ich habe es sicherheitshalber aufgehängt.«
Alles verstand ich nicht, der Sinn seiner Antwort allerdings wurde mir schon klar.
Marek bestelle zwei Schnäpse, bevor ich meine Einwände erheben konnte. Ich kannte diese Vogelbeerschnäpse. Sie waren ein Hammer für sich und durchwühlten die Mägen der Trinker. Hier wurde der Schnaps noch in Wassergläsern serviert, und Marek grinste, als er sah, wie zögerlich ich nach dem Glas fasste. »Du hast schon einiges überstanden, John, den wirst du auch noch packen.«
»Meinst du?«
»Klar doch!«
»Ja, dann weg damit!«, Ich hob das Glas an und kippte mir die blasse Flüssigkeit in einer wahren Todesverachtung in die Kehle, wo mir plötzlich so heiß wurde, als hätte der Teufel persönlich ein Feuer entfacht. Ich beugte mich vor, schnappte nach Luft, hörte das Lachen der anderen Gäste und sah durch meine tränenden Augen, als ich mich wieder aufgerichtet hatte, das grinsende Gesicht des Wirts.
»Es war ein besonders guter. Habe ich das nicht gesagt?«
»Nein, nein!«, keuchte ich. »Das hast du wohl vergessen.«
»Pardon.« Das breite Grinsen strafte seine Entschuldigung Lügen.
Ich klammerte mich am hölzernen Handgriff fest. »Junge, Junge, womit habe ich das verdient.«
»Freunden bietet man das Beste an.«
»Dann nehme ich doch lieber das Zweitbeste.«
Wir lachten, und aus dem Hintergrund erschien die Wirtin. Sie war klein, schwarzhaarig und pummelig. Hatte eine unwahrscheinlich glatte Haut und schöne, dunkle Augen. Sie sagte etwas, das ich nicht verstand, stellte dann einen Teller vor mich hin, auf dem zwei kleine, zusammengerollte Pfannkuchen lagen.
»Was ist damit?«
Marek nickte. »Du sollst die beiden Pfannkuchen essen. Sie neutralisieren den Alkohol.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
»Womit sind sie gefüllt?«
»Schafskäse, Kräuter, Oliven…«
»Wehe nicht«, sagte ich und hob den ersten der beiden Pfannkuchen an. Ich war nicht reingelegt worden. Der Inhalt bestand aus Käse und Oliven, und es schmeckte mir. Als ich aufschaute, stand ein frisches Bier vor mir, für das ich mich bedankte.
Zu lange durften wir hier nicht bleiben, dass wusste ich, sonst hätte man mich aus der Kneipe tragen können. Auf einen randvollen Geisterjäger hatten die Vampire nur gewartet. Vielleicht wären sie dann von meinem Blut selbst betrunken geworden.
Das Bier schmeckte, und ich stellte den halb leeren Krug nach dem ersten Schluck wieder weg. Marek und der Wirt waren bereits in ein Gespräch verwickelt, von dem ich nicht viel verstand. Ich gebe es trotzdem wieder, weil Marek es mir später übersetzte.
»Er ist nicht zurückgekehrt?«
»Wen meinst du?«
Marek verdrehte die Augen. »Branco Uljaki natürlich.«
Der Wirt tippte gegen seine Stirn. »Ist der nicht etwas von der Rolle?«
»Nein.«
»Aber sie haben ihn doch weggeschafft.«
»Das muss nichts zu sagen haben. Für mich ist dieser Mann völlig normal. Der hat sogar einen besseren Durchblick als die meisten von uns. Und er hat vor den vier Blutsaugerinnen gewarnt.«
»Ja, deine Mädchen.« Der Mann beugte sich vor. »Bist du denn sicher, dass sie zu Vampirinnen geworden sind?«, flüsterte er. »Hast du sie vielleicht gesehen?«
»Noch nicht.«
»Du rechnest damit?«
Marek nickte.
Der Wirt drehte sich und schaute gegen die Wand, wo das
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