0778 - Draculas blutige Brautnacht
vieles, in ihrem Kopf entstand ein regelrechtes Durcheinander, doch ihr fiel trotzdem auf, wie sich die Haltung des Wirtes veränderte. Stephan versteifte förmlich, und das musste seinen Grund haben.
»Was ist denn los?«, flüsterte sie.
Der Wirt drückte sich hoch, drehte sich sehr langsam um. Seine Bewegungen wirkten mechanisch und so außergewöhnlich, dass Jana mittlerweile Angst bekam.
Dann stöhnte er auf, wischte über seine Augen und ging einen Schritt in den Raum hinein, bevor er stehen blieb und Jana eine Antwort gab. »Sie sie sind da«, flüsterte er. »Verdammt, sie sind da. Und sie sind nicht nur in Petrila, sie haben sich ein bestimmtes Ziel ausgesucht. Ich habe sie gesehen. Hier, Jana, hier auf dem Platz…«
***
Die Frau hatte die Worte gehört, doch sie war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben. Sie musste sie erst verdauen, und sie kam sich vor, als wäre ihr gesamter Rücken in Eiswasser getaucht worden.
Schauer der Angst flossen darüber hinweg.
»Du sagst nichts?«, flüsterte er.
Jana schwieg, senkte den Blick, schüttelte den Kopf und hörte, wie ihr Mann auf sie zukam. Neben ihr blieb er stehen. Der Druck seiner Hand auf ihrem Haar war für einen Moment beruhigend, dann aber dachte sie wieder an seine Worte, und ein heftiges Zittern überkam sie. »Was haben… haben sie getan?«
»Ich sah sie über den Platz gehen.«
»Und?«
»Mehr nicht.«
»Sie wollten nicht zu uns?«
Der Wirt konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Nein, das glaube ich nicht. Sie können gar nicht. Die Stauden werden sie abhalten. Wir sind sicher.« Er glaubte nicht so recht an seine Worte, aber er wollte Jana nicht noch mehr verunsichern.
»Gingen die denn weiter?«
»Keine Ahnung.«
Jana schluckte. »Wie sahen sie aus? Sind es Fremde gewesen, oder trifft unsere Vermutung zu?«
»Sie trifft zu«, flüsterte er. »Es sind keine Fremden gewesen. Es waren die vier Frauen, die bei Marek lebten.«
»O Gott.« Jana atmete tief durch. »Das… das kann doch nicht wahr sein. Die vier Mädchen oder jungen Frauen, die hier gelebt haben … wir kennen sie doch. Wir haben uns mit ihnen unterhalten. Sie waren in Ordnung, sie haben viel gelernt, obwohl sie aus der Fremde stammten. Jetzt sollen sie plötzlich…«
»Es ist leider eine Tatsache, Jana, vor der wir unsere Augen nicht verschließen können.«
»Und was ist mit Marek und seinem Freund aus England? Die sollten doch Bescheid wissen…«
»Richtig.« Stephan nickte. »Ich nehme auch an, dass man sie bereits informiert hat. Darüber sollten wir uns den Kopf nicht zerbrechen, finde ich. Wichtig sind wir, Jana.«
»Und die Blutsaugerinnen.«
»Ja, auch die.«
Jana hatte plötzlich einen Entschluss gefasst, der auch ihren Mann überraschte. »Ich will sie sehen. Jetzt und sofort!«
Stephan trat einen Schritt zurück. »Bitte, das ist zu gefährlich, glaube mir.«
»Warum?« Sie erhob sich. »Du hast doch auch am Fenster gestanden. Keine Sorge, ich werde die Gaststätte schon nicht verlassen, aber ich muss schließlich herausfinden…«
»Nein, du musst gar nichts. Es sind die bösen Frauen, das kannst du mir glauben.«
»Lass mich sie sehen.«
Der Wirt wunderte sich über das energische Auftreten seiner Frau.
Sie hatte ihre Angst über Bord geworfen. Die unheimlichen Vorgänge hatten in ihrem Innern eine zweite Saite zum Klingen gebracht, und ihr Mann konnte nur die Schultern heben. Er wusste genau, dass es keinen Sinn hatte, wenn er sich jetzt dagegenstellte, Jana hatte ihren eigenen Kopf, und den setzte sie auch durch.
Sie ging auf das Fenster zu. In der Dunkelheit sah es aus, als würde ein Schatten durch den Raum wandern.
Einen Schritt vor dem Fenster blieb sie stehen, schaute durch die Scheibe, schüttelte aber den Kopf, weil sie nichts oder kaum etwas erkennen konnte. »Der Dunst ist zu dicht«, sprach sie über die Schulter zurück. »Ich kann da kaum etwas…«
»Siehst du die Gestalten?«
»Moment mal.« Jana trat dicht an die Scheibe heran. Dabei stellte sie fest, dass der Nebel doch nicht so dicht geworden war. Es gab noch immer Lücken, und genau durch sie wanderten zwei Gestalten wie unheimliche Gespenster.
Jana hielt den Atem an.
Im ersten Moment wünschte sie sich weit weg, dann sah sie ein, dass dies Unsinn war und konzentrierte sich auf die beiden Gestalten. Stephan war dicht hinter seine Frau getreten, sein warmer Atem floss über ihren Nacken.
»Da sind sie!«, flüsterte er.
Jana nickte. »Frauen – nein,
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