Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0779 - Der Nebelwolf

0779 - Der Nebelwolf

Titel: 0779 - Der Nebelwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
aussah, konnte kein Öl sein.
    Er bewegte sich nicht.
    Die Schwärze blieb.
    Sie trieb an einer Stelle.
    Und sie »meldete« sich!
    Hoss Ivory konnte es nicht glauben. Er war sich sicher, vom Sumpf her angesprochen zu werden. Jemand sandte ihm eine Botschaft zu, die er wie kalte Finger in seinem Kopf spürte. Sie hatten sämtliche Grenzen überwunden und waren in sein Gehirn eingedrungen, und er spürte das absolute andere, das Gefährliche und Böse, das da von ihm Besitz ergreifen wollte.
    Ivory zitterte vor Furcht. Er sah nur diesen schwarzen Teppich auf dem Wasser liegen, der sich veränderte, für ihn jedoch zu einer schrecklichen Fratze geworden war.
    Was war das? Er hatte es noch nie erlebt, noch nie gesehen. Dabei war er doch oft genug mit dem Boot in den Sumpf hineingefahren.
    Was war da aus der Tiefe an die Oberfläche gestiegen und versuchte, ihn, den Menschen, in seinen Griff zu bekommen?
    Er war noch nicht so weit, dass er die Fahrt zur Insel bereute, doch er dachte mit Schrecken an den Rückweg und konnte nur hoffen, dass sich die schwarze Fläche bis dahin wieder verflüchtigt hatte.
    Die beiden Werkzeuge empfand er als belastend. Er fing außerdem an zu zittern, als wären da Bewegungen oder Vibrationen im Boden, die sich auf ihn übertrugen.
    Er musste zurück zu John Sinclair, ihm alles berichten. Hoss drehte sich um und merkte sehr bald, wie schwer es ihm fiel. Ihm kam es vor, als wären zahlreiche Hände dabei, ihn festzuhalten, um ihn auf der Stelle zu bannen.
    Hoss Ivory keuchte, er schrie sogar leise auf, und dann hatte er es geschafft. Als wäre dieser Schleim aus dem Wasser als unsichtbares Wesen an Land gekrochen, um sich um seine Knöchel zu wickeln, so kam Hoss sich vor, als er sich drehte.
    Dann hetzte er zurück und war plötzlich froh, in diesen Wald eintauchen zu können, vor dem er sich vor kurzem noch so gefürchtet hatte.
    Jetzt gaben ihm die kahlen, dunklen, blattlosen Bäume Schutz, und als er John Sinclair sah, ging es ihm beinahe wieder gut. Hoss ging langsamer, weil er auch wollte, dass sich sein Atem beruhigte. Dennoch schaute er Sinclair aus großen Augen an, und diesem fiel natürlich auf, dass etwas nicht stimmte.
    ***
    Ich wartete so lange, bis der Mann Spaten und Schaufel zu Boden gelegt hatte und sprach ihn erst dann an. »Was ist mit Ihnen, Hoss? Sie sind gerannt und deshalb außer Atem? Warum haben Sie das getan? War jemand hinter Ihnen her.«
    Er stand vor mir und schluckte, schüttelte den Kopf und spielte mit seinen Fingern. »Nein, John, es war keiner hinter mir her. Jedenfalls nicht so, wie Sie es meinten. Aber ich fühlte mich trotzdem verfolgt, das muss ich Ihnen sagen.«
    »Von wem?«
    Er hob die Schultern und schaute nach rechts. »Wissen Sie, John, da war etwas auf dem Wasser, das ich bisher noch nicht gesehen habe. Es schwamm auf der Oberfläche, es war wie ein… ja, wie ein Ölteppich. Pechschwarz, als hätte jemand die Oberfläche gestrichen.«
    »Eine Flüssigkeit?«, hakte ich nach.
    »Ja.«
    »Öl?«
    »Nein!«, widersprach er entschieden. »Das ist kein Öl gewesen. Das kann kein Öl gewesen sein. Öl sieht anders aus.« Er musste sich räuspern. »Außerdem gibt es hier keine Ölquellen, das ist unmöglich. Nein, John, es muss etwas anderes gewesen sein, das von unten hochgestiegen ist.«
    »Gefärbtes Wasser?«, fragte ich.
    »Nein, es sah anders aus. Dicker und schleimiger. Aber beschwören kann ich es nicht.« Er legte seine Hände gegen den Kopf. »Und da ist noch etwas«, flüsterte er. »Als ich am Ufer stand und diesen Teppich beobachtete, da war der Feind plötzlich da.«
    Ich schaute ihn zweifelnd an, doch er ließ sich nicht beirren. »Ja, John, der Feind in meinem Kopf. Es waren die glatten, kalten Finger, die sich in mein Gehirn wühlten wie stumpfe Messer. Ich weiß, dass Sie mich vielleicht auslachen werden, aber genau das habe ich gefühlt. Es war etwas Fremdes, unwahrscheinlich Böses, das meinen Verstand umklammerte, als wollte es das Normale aus mir herauspressen.«
    Seine Augen waren groß geworden, die Haut im Gesicht rot angelaufen, denn die Erinnerung an sein Erlebnis überwältigte ihn, und ich kam zu dem Schluss, dass mir dieser Mann nichts vormachte. Das hatte Hoss Ivory selbst erlebt.
    »Können Sie weitersprechen?«
    Er nickte. »Ich versuche es. Es drang in mein Gehirn, als wollte es mich einfach übernehmen. Ich war für wenige Sekunden nicht mehr, der ich bin.« Er hob die Schultern. »Keine Ahnung, ob Sie mich

Weitere Kostenlose Bücher