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078 - Das Drachennest

078 - Das Drachennest

Titel: 078 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Mitternacht zu mir."
    Ich blieb sitzen, während er grußlos das Zimmer verließ. Der Wein, den uns Franca serviert hatte, war unberührt geblieben. Ich griff nach meinem Glas, trank es leer, lehnte mich zurück und schloß die Augen.
    Enrico Vitelli war sich nicht der Gefahren bewußt, die eine Totenbeschwörung mit sich brachte. Ich hatte ihn zu warnen versucht, doch er hatte nicht auf mich gehört.
    Ich trank noch ein Glas Wein, diesmal langsamer, dann stand ich auf und kehrte ins Laboratorium zurück. Ich hatte einige Tinkturen und verschiedene magische Gegenstände vorzubereiten.

    Mein Diener hatte mich zum Palazzo Vitelli begleitet. Ich hatte Stunden über meinen Aufzeichnungen gesessen und mir alle notwendigen Beschwörungen eingeprägt.
    Nekromantie, die Kunst der Totenbeschwörung, war uralt. Schon im Alten Testament wurde die Hexe von Endor erwähnt, die den Geist Samuels beschwor. In der Antike kamen nekromantische Riten recht häufig vor. Opfergaben waren das belebende Blut, vor allem das von schwarzen Opfertieren, außerdem Honig, Milch und Wein. Nero wurde vom Partherkönig Tiridates in die Kunst der Nekromantie eingeweiht. Ihm gelang es angeblich, die Seele seiner ermordeten Mutter zu beschwören. Später nahmen diese Riten orientalisches Gepräge an. Leichenteile, Zauberpflanzen und Edelsteine spielten bei den Beschwörungen eine wichtige Rolle.
    Das alles ging mir im Kopf herum, während ich auf das Erscheinen Enrico Vitellis wartete, der nach einigen Minuten zusammen mit anderen Familienmitgliedern eintrat.
    „Gut, daß Ihr gekommen seid, da Mosto", sagte Enrico Vitelli.
    Er fand es nicht der Mühe wert, die anderen Familienmitglieder vorzustellen. Seine Frau kannte ich. Sie war eine unscheinbare Person, knochig und flach wie ein Brett. Der kleine, dicke Mann neben Enrico mußte sein Bruder sein, die jungen Mädchen und Knaben waren sicherlich seine Kinder. „Herr", sagte ich mit fester Stimme. „Ich muß Euch nochmals warnen. Die Sterne sind nicht günstig. Zu einer erfolgreichen Beschwörung ist eine günstige Konstellation von Mond und Saturn notwendig.
    „Das kümmert mich nicht", meinte er verächtlich. „Ich halte nichts von Astrologie."
    Ich unterdrückte ein Seufzen. Er ahnte nicht, wie gefährlich es sein konnte, die Toten zu beschwören. Ich konnte nur hoffen, daß mir kein Fehler unterlief, denn dies hätte die Auflösung meines Körpers bedeutet.
    Enrico Vitelli starrte meinen Diener an, der ein schwarzes Huhn unter dem rechten Arm trug. Das Huhn wollte sich aus dem Griff befreien. Es gackerte und hackte mit dem Schnabel wütend nach Francas Hand.
    „Was hat das Huhn zu bedeuten?“ fragte er spitz. „Habt Ihr Euch Euer Abendmahl mitgebracht?" „Das Huhn ist für die Beschwörung wichtig", antwortete ich.
    „Das müßt Ihr wissen", brummte Vitelli. „Kommt mit! Ich führe Euch zu meinem Vater."
    Franco und ich folgten ihm. Wir durchquerten eine Marmorhalle und stiegen eine Freitreppe hoch, die in den ersten Stock führte.
    Der Tote lag in einem großen Zimmer, dessen Wände mit kostbaren orientalischen Teppichen und Gobelins bedeckt waren.
    Ich blieb neben der Tür stehen. Der Raum eignete sich für meine Zwecke. Der Boden bestand aus schwarzem Marmor, vor den drei Fenstern hingen schwere, dunkelrote Brokatvorhänge. Der Tote lag auf einem bettartigen Gestell. Sein Körper war mit einem schwarzen Samttuch verhüllt.
    „Ich benötige zwei hohe Kerzenständer", sagte ich, „möglichst aus Silber, ein Feuerbecken, genügend Kohle und eine Schüssel Wasser. Die Blumen müssen aus dem Raum gebracht werden."
    „Ich werde veranlassen, daß Ihr alles bekommt", sagte Enrico Vitelli und ging aus dem Zimmer. Franca stellte die Taschen auf den Boden.
    „Franca, geh ebenfalls aus dem Zimmer - und nimm die Henne mit dir!"
    Mein Diener gehorchte augenblicklich. Ich ging langsam zum Toten, blieb neben ihm stehen und hob das Tuch.
    Er lag auf dem Rücken, die Hände über der Brust gefaltet. Sein Gesicht war eingefallen, der Mund verzerrt. Sein Tod war sicherlich nicht angenehm gewesen.
    Ich zog das Tuch wieder über den Toten und wartete, bis die von mir verlangten Gegenstände gebracht wurden. Links und rechts postierte ich die hohen Kerzenleuchter neben den Toten. Das Feuerbecken stellte ich zu seinen Füßen auf. Dann warf ich eine Handvoll Holzkohle in das Becken, bückte mich und blies ordentlich hinein, bis die Flammen hochloderten. Die Diener brachten die Blumen fort.
    „Kann ich

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