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078 - Das Drachennest

078 - Das Drachennest

Titel: 078 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Sullivans Antwort war immer nein gewesen.
    Sullivans Gesicht blieb unbeweglich.
    „Vielleicht", sagte er unbestimmt. „Sehen Sie sich mal diese Zeitungsnotiz an, Dorian!"
    Er reichte dem Dämonenkiller die Mappe, der sie aufschlug. Darin lag ein Artikel der Wochenzeitschrift Oggi.
    Zuerst sah sich Dorian die Fotos an. Das erste zeigte einen grauhaarigen älteren Mann im Kreise seiner Familie. Der Alte war Cesare Dannova, ein einfacher Fischer. Das zweite Foto zeigte das Haus der Dannovas, das dritte eine Ansicht des kleinen Dorfes Porto Ercole am Ligurischen Meer. Das vierte Bild war der Abdruck einer dreifingrigen Klaue. Das fünfte war am interessantesten: ein stark beschädigtes Ölgemälde, auf dem ein grauer Himmel, ein graues Meer und ein grünes echsenartiges Geschöpf dargestellt waren.
    Dorian las den Artikel durch, der voller Andeutungen und durch nichts bewiesenen Behauptungen war. Die Fakten waren äußerst dürftig. Cesare Dannova war ein leidenschaftlicher Hobby-Maler gewesen, der eines Tages spurlos verschwunden war. Man fand seine Malutensilien, darunter auch das abgebildete Gemälde, und entdeckte einige seltsame Fußspuren im Sand. Cesare Dannova blieb verschwunden. Der Reporter hatte mit etlichen Einwohnern gesprochen und dabei gehört, daß immer wieder Menschen spurlos verschwanden. Früher hatte es außerhalb des Dorfes einen Leuchtturm gegeben, der vor langer Zeit während eines Unwetters zerstört worden war. Außerdem berichteten die Dorfbewohner, daß vor vielen hundert Jahren in dieser Gegend ein Hexer gelebt haben sollte. Der Reporter hatte natürlich das grünhäutige Monster als Aufhänger verwendet.
    Wurde Cesare Dannova von einem Ungeheuer entführt? lautete die Schlagzeile des Artikels.
    Dorian reichte Coco den Artikel. Er schloß die Augen, griff nach seinem Whisky und trank einen Schluck. Porto Ercole - dieser Name rief Erinnerungen in ihm hervor.
    „Was halten Sie davon, Dorian?" fragte Sullivan. „Sie sehen plötzlich so nachdenklich aus."
    „Das bin ich auch", sagte Dorian abweisend.
    Coco schob den Artikel zurück in die Mappe.
    „Ziemlich verrückte Geschichte", meinte sie. „Worüber denkst du nach, Dorian?"
    „Ich war mal in diesem kleinen Fischerdorf', sagte der Dämonenkiller. „Es ist mehr als vierhundert Jahre her. Damals war mein Name Michele da Mosto."
    Sullivan beugte sich interessiert vor. „Hat Ihr damaliger Aufenthalt etwas mit den jetzigen Ereignissen zutun?"
    „Darüber denke ich gerade nach", meinte Dorian. „Aber ich kann mich nicht an grünhäutige Echsen erinnern. Ich bin ganz sicher, daß ich niemals zuvor so ein Tier gesehen habe."
    Er verzog den Mund und kaute nachdenklich an seiner Unterlippe.
    „Erzählen Sie, Dorian!" bat Sullivan. „Wir wissen einiges über Ihr Leben als Michele da Mosto. Sie wurden 1540 in Venedig geboren. Damals verfeindeten Sie sich endgültig mit Hekate. Ihr Bruder Jacopo, der zu einem Werwolf geworden war, starb, als Sie sechzehn Jahre alt waren. Sie flohen aus Angst vor Hekates Rache nach Kreta. Dort starb Ihr Bruder Marino. Was geschah danach?"
    „Ich fuhr kreuz und quer durch die Welt", antwortete Dorian. „Es war eine ungemein interessante Zeit für mich. Ich könnte tagelang darüber berichten. Nachdem ich Kreta verlassen hatte, beschäftigte ich mich eingehend mit Magie und Alchemie. Ich besuchte Giambattista della Porta in Genua, nahm die Lehren des Paracelsus an, lernte Nostradamus kennen und verschlang seine Prophezeiungen. Ich befaßte mich mit der Kabbala, mit persischer, ägyptischer und jüdischer Magie und studierte die abendländischen Geheimwissenschaften. Dann fuhr ich nach England und traf dort auf Dr. John Dee, der mich in seine unheimlichen Praktiken einweihte. Mein Wandertrieb wurde aber im Laufe der Jahre schwächer. Ich sehnte mich nach Italien zurück. Außerdem wollte ich meine Erfahrungen durch eigene Experimente erweitern. Nach Venedig wollte ich nicht zurück. Ich war dreißig Jahre alt, hatte die ganze Welt gesehen und unzählige Abenteuer erlebt. 1570 fuhr ich nach Florenz. Cosimo I. war im Februar 1570 von Papst Pius V. in der Peterskirche zum Großherzog der Provinz Toskana gekrönt worden, sehr zum Mißvergnügen seines Schwiegersohnes Maximilian. Cosimo war damals einundfünfzig Jahre alt, ein mißmutiger Herrscher, der von der Gicht und Gallensteinen geplagt wurde. Er zog sich in seine Villa in Castello zurück und überließ die Regierung seinem Sohn Francesco, der viel

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