0780 - Die Testwelt
Situation angemessen waren.
„Danke", sagte sie und ging grußlos weiter. Sie stieg den Pfad hinauf und verschwand in den Felsen, ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen. Joftblahn wandte sich einem Weg zu, der nach Westen durch sumpfiges Gelände führte, aus dem hier und da Felskegel aufstiegen.
Aus Geysiren schossen kochende Glutmassen in die, Höhe. Ein schwefeliger Geruch ging von ihnen aus. Er war so intensiv, daß der Feyerdaler versucht war, die Schlitze seiner Nasenöffnungen zu schließen.
Er schritt rasch aus, ohne nach links oder rechts zu blicken, so als ginge ihn das Toben der Natur nichts an. Er zuckte noch nicht einmal zusammen, als sich unmittelbar neben ihm der Boden öffnete, und ein armdicker Dampfstrahl daraus hervorbrach.
Eine Warnung wehte ihm entgegen.
Joftblahn beschleunigte seine Schritte, bis er eine Felskuppe erreichte, die unbewachsen war. Abermals streifte ihn jener charakteristische Duft, der unendlich viel feiner war als der Geruch der zahllosen Gase, die Pflanzen, der Sumpfboden, die Geysire und das Gestein verströmten, und den er doch einwandfrei herausfilterte.
Das Bild des ehrgeizigen Maltsaan entstand vor seinem geistigen Auge. Er senkte den Kopf und konzentrierte sich.
Sekunden später wußte er, was Maltsaan bewegte.
Er wollte vor dem Kontakt mit den Fremden warnen, die den Weg zur Kaiserin von Therm suchten.
Joftblahn wedelte mit den Händen vor dem Gesicht herum, bis er nichts mehr von Maltsaans Botschaft wahrnahm. Bewußt schlug er die Warnung in den Wind.
Er mochte den jungen Emporkömmling nicht. Maltsaan war ihm zu ehrgeizig, und in seinem Bestreben, der Kaiserin von Therm zu gefallen, lief er Gefahr, nicht mehr objektiv zu sein.
Joftblahn eilte weiter. Er rannte eine kurze Strecke, bis er die rhythmischen Schläge seiner beiden Hauptherzkammern deutlich fühlte. Dann blieb er stehen und atmete einige Male tief durch, wobei er die Luft durch den Mund einsog und ausstieß, die Nase aber schloß. Seine schwarze Haut glänzte kurz auf, als der Organismus seines Körpers sie befeuchtete, um sie zu kühlen.
Mit wenigen Schritten erreichte der Feinsprecher einen etwa einhundert Meter hohen Baum. Er setzte sich auf einen Stein, der davor lag.
Sekunden später trat eine zierlich gebaute Frau aus einem Spalt im Baumstamm hervor. Ihre Beine waren kurz und stämmig. Die geschmeidigen Arme waren so lang, daß sie sich mit den Händen auf den Boden hätte abstützen können, was sie jedoch nicht tat. Durch die Berührung der Flechten auf dem Boden hätte sie das Ansehen der Sternenfamilie herabgesetzt.
Seltsamerweise wurde sich Joftblahn dessen bewußt, als er sie sah, und er überlegte kurz, wer die Sternenfamilie überhaupt gewesen war. Es fiel ihm nicht mehr ein.
Ein umständliches Begrüßungszeremoniell begann, das aus zahlreichen Verbeugungen, genau festgelegten Tanzschritten, Gesten und Absonderung von Pheromonkombinationen bestand.
Es war dem hohen Rang der Frau angemessen und nahm etwa eine Viertelstunde in Anspruch. Danach erst wechselten Joftblahn und die Frau einige Worte miteinander. Beide hatten eine Sympathiebasis geschaffen, auf der eine echte Kommunikation möglich wurde.
„Du solltest die Warnung ernst nehmen", sagte sie und blickte ihn offen an. Sie hatte große, ausdrucksvolle Augen.
„Maltsaan sucht seinen Weg", erwiderte er. „Bitte, haben Sie Verständnis für seine Haltung." Sie wandte ihm den Rücken zu.
„Verzeihen Sie", fuhr er fort. „Es war nicht richtig, daß ich für ihn gesprochen habe."
Er sog die Luft behutsam durch die Nase ein und spürte, daß er richtig gehandelt hatte.
„Es geht nicht um Maltsaan", erklärte sie. „Es geht um dein Schicksal."
Er wartete schweigend ab, daß sie fortfahren würde, doch er mußte lange warten. Die Nervengespinste, die sich antennenartig an den Seiten ihres Schädels erhoben, wedelten sanft hin und her.
„Die Fremden sind dein Schicksal", sagte sie endlich. „Du kannst ihnen ausweichen und sie Maltsaan überlassen."
„Das hieße, ihnen den Weg nach Pröhndome zu versperren.
Wollen Sie, daß ich das tue?" Damit forderte er sie auf, deutlicher zu werden und ihm ganz klar zu sagen, was er tun sollte.
Doch das wollte sie nicht. Sie gab es ihm mit einigen Schritten zu verstehen, bei denen sie ihm den Rücken zuwandte und so tat, als habe sie etwas Interessantes in der Sumpflandschaft entdeckt, das sie beobachten müsse.
Dann wandte sie sich ihm wieder zu.
„Entscheide dich", befahl
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