0780 - Vorstoß nach Avalon
aufrecht erhalten«, mutmaßte Gryf, nachdem er noch einmal einen kräftigen Atemzug aus der Muschel genommen hatte. »Es muss selbst für eine Hohe Priesterin ziemlich anstrengend sein, Wettergott zu spielen!«
»Jedenfalls hat diese Insel mehr unangenehme Überraschungen auf Lager, als uns Recht sein kann«, knurrte Asha. »Zu allem Überfluss verlieren sich hier die Spuren.«
Die indische Polizistin deutete auf den Boden, der nun nicht mehr lehmig war, sondern immer steiniger wurde. Asha drehte sich zu Teri um.
»Sagt uns deine schlaue Muschel auch, wo in etwa wir sind?«
Die Druidin schüttelte den Kopf. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen.
»Wie gesagt, ich bin noch nicht so vertraut mit dieser Magie. Aber auf jeden Fall warnt mich die Muschel vor einer unmittelbar bevorstehenden Gefahr.«
»Da bin ich ja mal gespannt, was das sein soll!« Asha stieg auf ein kleines Felsplateau. Es hatte die Größe eines normalen Handkoffers. »Von hier aus ist jedenfalls nichts zu sehen.«
»Diese Teufelei mit dem Regen fing zunächst auch ganz harmlos an«, erinnerte Gryf. »Wenn Teri nicht aufgepasst hätte, wären wir alle eingeschlafen. Und Onda hätte uns nur noch aufsammeln müssen.«
Muss ich dieser halb nackten Druidin dafür jetzt vielleicht den Rest meines Lebens dankbar sein?, dachte die Inderin genervt. Aber dann wurde ihre Aufmerksamkeit von etwas anderem gefesselt.
Asha Devi, Teri und Gryf befanden sich momentan in einem felsigen, hügeligen Gelände. Dieses ging allerdings schon bald in einen üppigen Vegetationsgürtel über. Eine Steinwurfweite entfernt wucherten tropische Farne, Sträucher und Blumen mit üppigen Blüten.
Von dort ertönte ein Kreischen.
»Was ist das?«, fragte Teri.
Asha Devi lachte.
»Das? Das sind nur ein paar Affen! Auf die Entfernung kann ich die Biester nicht genau sehen. Aber sie sind von der Größe her so ähnlich wie die Rhesusaffen in Indien! Die Viecher können einem ganz schön auf den Wecker fallen. Seit die Wälder in der Umgebung von New Delhi stärker abgeholzt werden, kommen die Affen bis in die Stadt, um Nahrung zu suchen. Kann dir passieren, dass so ein Quälgeist deine Akten zerfetzt und dir auf den Schreibtisch sch… oh, verdammt…«
Teri und Gryf spürten, dass Asha erschüttert war. Und das wollte bei der großspurig auftretenden Inspektorin etwas heißen. Die Inderin schwieg. Sie starrte weiterhin in die Richtung, aus der das Affenkreischen gekommen war.
Von dem Felsen aus hatte man eindeutig eine bessere Sicht. Die beiden Druiden kletterten zu Asha hinauf. Nun bemerkten sie, dass die Polizistin nicht nur verstummt war. Sie war auch bleich geworden. Das konnte man trotz ihrer dunklen Hautfarbe gut erkennen.
Gleich darauf bemerkten Teri und Gryf den Grund für Ashas Panik. Der Waldrand verfärbte sich allmählich. Das satte Grün wich einem bräunlichen Schwarz. Es war die Farbe des Affenfells.
Die Pflanzen wurden förmlich begraben unter einer Lawine aus Affenleibern!
Es mussten Tausende, vielleicht Zehntausende sein. Das Kreischen schwoll nun zu einem infernalischen Orkan an. Die riesige Affenhorde bewegte sich direkt auf Asha, Teri und Gryf zu!
***
»Nichts wie weg!«, rief Asha.
Keiner der drei Gefährten glaubte, einer Illusion aufgesessen zu sein. Dafür war der Gestank und das Kreischen der Affenarmee einfach zu wirklichkeitsnah. Die Tiere kamen schnell näher. In großen Haufen wirbelten sie über- und durcheinander, verletzten sich zum Teil gegenseitig.
»Das ist doch nicht normal! Die Affen sind entweder tollwütig oder besessen!«
»Du sagst es, Gryf!« Teri stieß ein bitteres Lachen aus. »Und du kannst dir gewiss auch denken, wer aus den Tieren blutrünstige Bestien gemacht hat!«
»Onda!«
Daran hatten weder Gryf noch Teri oder Asha einen Zweifel. Je länger die Verfolgungsjagd dauerte, desto teuflischer wurden die Einfälle der Hohen Priesterin.
Sie liefen und kletterten hügelaufwärts, den heißen Atem der Affenhorde im Nacken. Ab und zu drehte sich Asha, Teri oder Gryf um.
Ein entsetzlicher Anblick bot sich ihnen.
Die kleinen Gesichter der Affen waren vom Wahnsinn verzerrt. Sie hatten ihre Zähne gefletscht. Fast war es, als würden ihre Köpfe nur noch aus Mäulern bestehen.
Wer ihnen in die Pfoten geriet, würde von der vieltausendköpfigen Herde unweigerlich zerfetzt werden. Wie grausam musste Onda sein, dass sie die unschuldigen Tiere auf diese Weise zu ihren Henkersknechten machte?
Diese Frage stellte sich
Weitere Kostenlose Bücher