0780 - Vorstoß nach Avalon
gesehen, im europäischen Stil erbaut. Es musste das berühmte Château Montagne sein, in dem Zamorra residierte.
Asha Devi hatte noch viele andere Dinge geträumt, mit denen sie vorerst nichts anfangen konnte. Sie spürte nur eine beinahe körperlich schmerzhafte Sehnsucht, sobald wie irgend möglich nach Frankreich zu reisen.
Es war, als wäre sie aus Eisen und würde von einem Magneten angezogen. Und dieser Magnet war das Château Montagne…
***
»Sonderurlaub wollen Sie?«
Superintendent A. C. Masrani musterte Asha Devi voller Widerwillen. Der Kommandant der India Demon Police hatte ohnehin seine Probleme mit dieser Inspektorin. Die Anklage wegen Polizeibrutalität konnte zwar um Haaresbreite noch von ihr abgewendet werden, aber das Damoklesschwert einer drohenden Entlassung schwebte immer noch über Asha Devi. Und in dieser Situation wollte sie Sonderurlaub beantragen?
»Sie haben wohl Gefallen an der Freizeit gefunden?« Mit dieser Bemerkung spielte der Superintendent auf die Monate währende Suspendierung an. Während dieser Zeit hatte Asha Devi nichts anderes zu tun gehabt als zu Hause zu sitzen und sich um ihren Sohn-Vasu zu kümmern.
»Mit Verlaub, nein, Sahib!«, schnarrte Asha Devi. Sie war froh, wieder im Dienst zu sein. Aber sie konnte nicht anders. Gewiss hing es damit zusammen, dass sie ein Mitglied dieser Tafelrunde war! Als ob sie darum gebeten hätte! Aber der innere Zwang war zu stark. Asha glaubte zerspringen zu müssen, wenn sie nicht nach Frankreich flog.
»Und warum wollen Sie dann Sonderurlaub?«
»Privatangelegenheiten, Sahib«, erwiderte die Inspektorin knapp.
»Tut mir Leid, daraus wird nichts!« Der Superintendent zerriss Ashas Urlaubsgesuch in der Luft. »Wie ich höre, schlafen Sie inzwischen sogar mitten im Einsatz ein.«
»Böswillige Verleumdungen!«
»Seltsam nur, dass diese böswilligen Verleumdungen sowohl von Captain Mangeshkar als auch von fünf altgedienten Kollegen bestätigt werden. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass die India Demon Police nicht Ihre Privatarmee ist. Sie werden Befehle befolgen und dann in Urlaub gehen, wenn Zeit dafür ist. Und das ist im Moment nicht der Fall. - Das wäre alles.«
Asha Devi verstand, dass sie aus dem Raum geworfen wurde. Sie biss die Zähne zusammen, salutierte und stiefelte hinaus. Mit übermenschlicher Selbstbeherrschung schaffte sie es, die Tür nicht hinter sich zuzuknallen.
Auf dem Nachhauseweg fuhr die Inspektorin bei einem Reisebüro vorbei und kaufte sich ein Flugticket der Air France von Delhi nach Paris und zurück. Dann rief sie Professor Zamorra an, um ihn über ihren kommenden Besuch zu informieren. Sie musste einfach zum Château Montagne, ob mit genehmigtem Urlaub oder nicht. Der Sup würde im Dreieck springen, wenn er von ihren ungenehmigten Extratouren erfuhr.
Aber das war Asha in diesem Moment egal. Sie hatte keine Wahl. Sie hatte eine Aufgabe, der sie sich nicht entziehen konnte. Das spürte sie ganz deutlich.
Es tat ihr nur Leid, dass sie sich schon wieder von ihrem Sohn verabschieden musste. Asha Devi liebte den kleinen Vasu über alles. Er war ein Halbgott, den sie gemeinsam mit einem indischen Gott gezeugt hatte. Daher konnte er auch als Baby schon sprechen und verfügte über große Weisheit. Wenn er sie leider auch noch nicht immer richtig anwenden konnte…
Vasu selbst bestärkte sie in ihrem Entschluss zu reisen.
»Du musst einfach nach Frankreich, Mama. Es hat keinen Sinn, sich gegen sein Karma zu stemmen. Das bringt nur Unglück. Solche Träume sind Zeichen, die richtig gedeutet werden wollen. Sie sind etwas Kostbares.«
»Aber was habe ich mit dieser Tafelrunde zu schaffen?«
»Das wird sich zeigen, Mama. Wenn du das wissen willst, musst du umso dringlicher nach Frankreich fliegen.«
»Aber was wird aus dir, mein Honigheld?«
»Ich kann mich in diesem Körper leider noch nicht selbst versorgen. Aber lass mich doch bei Constable Prithivi, so wie bei deiner letzten Reise mit Zamorra.«
»Zamorra!«, knurrte Asha Devi. »Hätte nie gedacht, dass ich diesen selbst ernannten Dämonenjäger und seine Gefährtin Duval so schnell wieder sehen würde.«
Vasu lachte glucksend. »Die Beiden meinen es gut mit dir, Mama. Du denkst nur immer, dass dir alle Menschen etwas Böses wollen. Aber die Menschen sind keine Dämonen. Es sei denn, sie haben sich als Dämonenknechte dem Bösen verschrieben.«
Das wusste Asha natürlich selber. Jedem anderen wäre sie harsch über den Mund gefahren. Aber
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