0781 - Gegner im Dunkel
wird seine gute Erziehung vergessen, wenn er von unserem nächtlichen Ausflug erfährt."
Sie näherten sich der Stelle, an der sie den ausgeliehenen Wagen abgestellt hatten. Er war nicht mehr da. „Das ist doch unmöglich!" Fermaiden stand am Straßenrand, als sei er festgewachsen. „Wir hätten das doch merken müssen."
„Der Dieb hat die Scheinwerfer nicht eingeschaltet, und der Motor arbeitet so gut wie geräuschlos", erinnerte ihn Rhodan.
„Wir scheinen also hier nicht die einzigen zu sein, die Autos stehlen. Wenn wir Glück haben, nimmt uns jemand mit. Gehen wir."
„Zehn Kilometer!" Fermaiden stöhnte bei dem Gedanken an den unverhofften Fußmarsch. „Wenn ich den Kerl erwische...!"
*
Gemroth hatte Mullin abgelöst und alle ins Bett geschickt.
Inzwischen war er fest davon überzeugt, daß Farays Leute die ganze Nacht Wache schieben mußten, weil im anderen Fall das Fehlen des einen Beamten längst bemerkt worden wäre.
Seiner Schätzung nach war es zwei oder drei Uhr Ortszeit.
Rhodan und Fermaiden hätten längst zurück sein müssen.
Hoffentlich war ihnen nichts zugestoßen. Wenn Faray sie geschnappt hätte, wäre der Feyerdaler schon längst hier aufgetaucht, wahrscheinlich mit einem Schwärm Polizisten.
Gemroth kehrte in den Wohnraum zurück. Der gefesselte Beamte sah ihm entgegen, ohne daß sein Gesichtsausdruck etwas über seine Gedanken verraten hätte. Er schien noch keine Minute geschlafen zu haben.
Gemroth setzte sich ihm gegenüber.
„Geben Sie mir Ihr Wort, daß Sie keinen Fluchtversuch unternehmen, dann binde ich Sie los."
Der Feyerdaler machte eine Geste der Ablehnung.
„Ich muß Faray informieren, sobald sich mir die Gelegenheit dazu bietet - das müssen Sie verstehen. Sie würden in meiner Lage genauso handeln."
Gemroth nickte und zerschnitt die Fesseln.
„Na schön, Sie haben vielleicht sogar recht. Aber sicherlich werden Sie auch unseren Standpunkt verstehen. Wenn Rhodan und Fermaiden zurückkommen, wissen wir mehr." Er schüttelte den Kopf. „Es scheint nicht möglich zu sein, Sie mit logischen Argumenten zu überzeugen."
Der Feyerdaler deutete auf Gemroths linke Hand.
„Sie machen sich Sorgen wegen Ihrer beiden Leute, die noch nicht zurückgekommen sind. Warum benutzen Sie nicht Ihr Nachrichtengerät?" Gemroth lächelte. „Damit Faray alarmiert wird? Onein, das hat noch Zeit. Er erfährt noch früh genug von unserem Ausflug. Spätestens in zwei oder drei Stunden."
„Wahrscheinlich ist er längst informiert worden", sagte der Feyerdaler. „Meine beiden Kollegen am Hauptausgang wissen seit Mitternacht, daß mir etwas zugestoßen ist - jetzt kann ich es Ihnen ja sagen. Meine Routinemeldung blieb aus."
Gemroth wußte, daß der Beamte nicht bluffte. Seine Ruhe und Gelassenheit war also nicht gespielt gewesen.
„Schön, ich glaube Ihnen. Aber wenn es so ist, wie Sie behaupten, warum ist dann Faray noch nicht erschienen?"
„Warum sollte er? Sie sitzen hier fest, um Ihre beiden Männer wird sich die Polizei schon kümmern."
Auch das klang logisch. Rhodan und Fermaiden würden also beobachtet werden. In dem Fall konnte eine Warnung über Telekom nicht mehr schaden. Allerdings würde es besser sein, sie antworteten nicht, denn wenn man sie aus den Augen verloren hatte, würde der Funkimpuls genügen, sie wieder aufzuspüren.
Gemroth drückte den Sendeknopf des Telekoms ein. „Hier Gemroth! Antworten Sie nicht - Peilgefahr! Man beschattet Sie.
Versuchen Sie, so schnell wie möglich das Quartier zu erreichen."
Er wartete, aber zu seiner Erleichterung erfolgte keine Bestätigung.
Schon wollte er sich wieder bequem in den Sessel zurücklehnen, als es an der Tür klopfte. Es war nicht das mit Rhodan vereinbarte Signal.
Der Beamte ihm gegenüber sagte: „Wie Sie sehen, habe ich nur zum Teil recht behalten. Das bedeutet, daß man Ihre beiden Männer gefaßt hat und die Angelegenheit so schnell wie möglich in Ordnung bringen möchte. Soll ich öffnen?"
Gemroth nickte.
7.
Zwei Wagen, die stadteinwärts fuhren, hielten nicht an. Sie verringerten zwar ihre Geschwindigkeit, als sie die winkenden Gestalten im Scheinwerferlicht bemerkten, setzten dann aber ohne Aufenthalt ihre Fahrt fort. Wahrscheinlich hatten die Lenker bemerkt, daß es sich bei den nächtlichen Wanderern nicht um Feyerdaler handelte.
„Die Hälfte haben wir hinter uns", tröstete Rhodan Fermaiden.
„Die Bewegung tut uns ganz gut."
Sie hatten den eigentlichen Stadtrand erreicht.
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