0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis
Macht.
Natürlich fand sie weder ein Schloss noch einen anderen Mechanismus. Die Tür ließ sich nur von der anderen Seite aus öffnen. Hier drin war jede Fluchtmöglichkeit ausgeschlossen.
Uschi zog die Hände zurück und versetzte der Tür einen derben Tritt. Es gab einen dumpfen Laut, dann herrschte wieder quälende Stille.
Nur durchbrochen von Uschi Peters’ stoßweisem Atmen.
***
»Was willst du?«
Zamorra sah den Eindringling abweisend an. Als einer der ältesten und stärksten Dämonen überhaupt war Lucifuge Rofocale bereits seit Tausenden von Jahren Satans Ministerpräsident. Als Herr der Hölle stand er allein zwischen dem neuen Fürsten der Finsternis und KAISER LUZIFER.
Aber nicht mehr lange, dachte Zamorra. Dann wird auch deine Stunde schlagen.
»Du hast mir keine Fragen zu stellen!«, donnerte Lucifuge Rofocales Stimme. »Ich hingegen frage dich, welches Unwesen du hier treibst. Und du solltest eine gute Antwort bereit halten.«
»Wonach sieht das wohl aus? Ich habe mir endlich genommen, was mir zusteht.«
»Überstrapaziere meine Geduld nicht. Dem KAISER wird mein Bericht über deine Eskapaden nicht gefallen.«
Anstelle einer Antwort ging Zamorra lächelnd zum Knochenthron zurück. Er betrachtete ihn sinnend, dann ließ er sich demonstrativ darauf nieder und verschränkte die Arme vor der Brust.
Unter den Dämonen war eine Totenstille eingekehrt. Sie wagten keinen Mucks. Zwar hatten sie sich Zamorra unterworfen, aber natürlieh waren sie nicht so lebensmüde, sich gegen den Ministerpräsidenten zu stellen.
Lucifuge Rofocale heulte ungläubig auf. »Wer hat dir erlaubt, dich auf Stygias Platz zu setzen?«
»Stygia? Ich sehe sie nirgends. Sei lieber froh, dass es einen geeigneten Nachfolger für sie gibt. Einen würdigeren Fürsten, als sie es jemals war.« Zamorra lachte hämisch. »Deshalb brauche ich auch von niemandem die Erlaubnis. Meine Macht rechtfertigt meine Inthronisation.«
»Von welcher Macht redest du? Du bist größenwahnsinnig geworden!« LUZIFERS Statthalter deutete auf die verendeten Dämonen. »Was sollte diese Schlacht?«
»Sie war nötig, um die Feinde des KAISERS zu besiegen. Dir bleibt nichts anderes übrig, als meinen Erfolg zu akzeptieren. Ich habe ihn mir gemäß unserer Regeln erworben.« Zamorra machte eine wegwerfende Handbewegung. »Oder hat LUZIFER dich geschickt, mich der Hölle wieder zu verweisen?«
Er war sicher, dass dem nicht so war, andernfalls hätte er die Frage nicht gestellt. Und die Reaktion bestätigte seine Vermutung.
Lucifuge Rofocale gab keine Antwort. Durchdringend starrte er Zamorra an, und eine scheinbare Ewigkeit verging. Der Professor tauschte einen viel sagenden Blick mit Kerr und Ty Seneca.
»Von heute an gehört dieser Stuhl mir«, fuhr er schließlich fort. »Damit musst du dich abñnden. Der KAISER wird nichts dagegen haben. Er schätzt Untergebene, die in seinem Sinn wirken und die Mächte des Guten schwächen.«
»In seinem Sinn? Ich glaube, du handelst nur in deinem eigenen Sinn. Du solltest bedenken, dass so etwas sehr übel enden kann.«
»Um mich mache ich mir keine Sorgen«, antwortete der Professor doppeldeutig. »Andere sollten viel mehr auf sich aufpassen.«
»Willst du mir drohen?«
»Das würde ich niemals wagen.« Zamorra deutete eine unterwürfige Verbeugung an. »Ich bin mir wohl bewusst, in wessen Dienst ich stehe.«
Lucifuge Rofocale flatterte aufgeregt mit seinen ledernen Schwingen. Seine muskelbepackten Beine zitterten sprungbereit, während er über die Worte nachdachte. Mit ausgefahrenen Krallen fuhr er sich durch seinen zottigen Bart, bis er bedächtig nickte.
»Dann vergiss das niemals.« Er deutete auf den Halbdruiden und-Ty Seneca. »Was haben die hier zu suchen? Sie gehören nicht in unsere Gefilde.«
»Jetzt schon.«
»Was bildest du dir ein? Niemand hat sie gerufen. Ich verlange, dass sie unverzüglich von hier verschwinden.«
»Die beiden sind meine treuen Vasallen«, konterte Zamorra mit einem entschiedenen Kopfschütteln. »Sie stehen unter meinem persönlichen Schutz. Wer etwas gegen sie unternimmt, legt sich auch mit mir an.«
Fauchend zerfetzte Lucifuge Rofocale die Luft mit seinen Krallen. Blitze fuhren durch die Halle, und für Sekunden verschwand er hinter einer grellen Leuchterscheinung. Unter den Dämonen setzte ängstliches Gewimmer ein.
»Ruhe!«, schrie der Professor. »Oder ich bin es, der euch röstet!«
Augenblicklich trat wieder Schweigen ein.
Dann erstarben die Blitze,
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