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0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis

0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis

Titel: 0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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und der Ministerpräsident nahm erneut Gestalt an. Seine Schwingen waren verschwunden, dafür wuchsen zwei peitschende Tentakel aus seinem Rücken hervor. Anstelle seiner vorher spitzen Ohren schmückten jetzt zwei Hörner seinen knochigen Schädel.
    Zamorra nahm die Veränderung unbeeindruckt hin. Natürlich kannte er Lucifuge Rofocales Fähigkeit, die Gestalt zu wandeln, wenn er sich auch zumeist in der Form seines ersten Auftauchens präsentierte.
    »Übertreibe es nicht«, warnte der Herr der Hölle. »So schnell wie du aufgestiegen bist, kannst du auch wieder fallen. Deine Position ist schwächer, als du glaubst.«
    »Jetzt vielleicht noch, aber nach dem Festspiel, das ich euch bieten werde, wird sie unantastbar sein. Die größten Gegner der Hölle werden in meiner Inszenierung verglühen, und niemand wird mir meinen Platz in der Hierarchie mehr streitig machen.«
    »Auf dieses Schauspiel bin ich gespannt.«
    »Ich freue mich auf dein Erscheinen, Ministerpräsident. Du bist herzlich eingeladen.«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verschwand Lucifuge Rofocale so, wie er gekommen war. Wo er eben noch gestanden hatte, blieb eine blitzdurchtoste Leere zurück. Augenblicke später erinnerte nichts mehr an den Spuk.
    Von bösem Vergnügen gepackt, lachte Zamorra ihm hinterher.
    »Dieser arme Narr«, flüsterte er so leise, dass niemand seine Worte vernehmen konnte. »Auch ihn werde ich noch bezwingen. Später, wenn die Zeit reif ist.«
    Er schloss die Augen und gab sich seinem lang gehegten Traum hin.
    »Und wenn er besiegt ist, wartet ein letztes Ziel auf mich… die Flammenwand.«
    Die Flammenwand, hinter der nur noch LUZIFER in seiner höllischen Dreieinigkeit wartete.
    ***
    Eine beinahe angenehme Stille war um ihn her. Eine Stille, die er sonst nur aus selbst auferlegter Klausur kannte.
    Pater Aurelian starrte in die Dunkelheit, die von keinem Lichtstrahl erhellt wurde. Jedenfalls von keinem, der aus Lichtphotonen bestand.
    Doch es gab eine andere Art von Licht. Eine, die selbst die tiefste Dunkelheit überwand, um den Geist eines Menschen zu erhellen. Man konnte sie nicht sehen, nur spüren, doch stärker als der hellste Sonnenschein vermochte sie jemanden zu erleuchten. Sie zeigte einem alles in unglaublicher Klarheit.
    Aurelian befand sich im Fokus dieses unsichtbaren Lichts, das keine Kreatur der Hölle bemerkt hätte. Seine stumme Zwiesprache machte ihm klar, dass sein Hiersein nicht ohne Sinn war. Nichts im Leben geschah ohne einen Sinn, auch wenn man ihn nicht immer erkannte.
    Doch Gottes Wege waren unergründlich, und wie stets in seinem Leben würde er sich ihnen auch diesmal anvertrauen, ohne vorher zu wissen, wohin die verschlungenen Pfade ihn trugen.
    »Amen«, beendete er sein stummes Gebet.
    Er erhob sich und schritt durch die dunkle Zelle. Ruhig und gleichmäßig ging sein Atem, dabei nahm eine beinahe an Sicherheit grenzende Ahnung in ihm Gestalt an. Dass der Weg, den er diesmal beschritt, ihn an sein endgültiges Ziel brachte.
    »Unsinn«, murmelte er in die Dunkelheit. »Was ist los mit dir, alter Junge? Wirst du sentimental?«
    Seine Gedanken drifteten ab zu den Vätern der Reinen Gewalt. Mehr denn je waren sie auf ihn angewiesen, zumal er einer der wenigen verbliebenen Mitglieder war. Ihre Zukunft war ungewisser denn je, und ihre Bedeutung sank immer weiter. Der Tag war abzusehen, an dem sie endgültig verblassen würde.
    Doch das durfte nicht geschehen, denn die Väter der Reinen Gewalt waren die einzige Alternative zur Kongregation für Glaubensfragen. Aurelian war nicht angetan von der Vorstellung, dass der vatikanische Geheimdienst, faktisch die Neuform der mittelalterlichen Inquisition, die einzige kirchliche Gruppierung war, die sich den Mächten der Finsternis entgegen stellte. Denn die Kirche war so sehr in ihren überlieferten Ritualen verwurzelt, dass es ihr nicht möglich war, auch mal über den Tellerrand zu schauen.
    Es war unvorstellbar, dass sich ein Mitglied aus Reihen der Kongregation für Glaubensfragen hier, an Aurelians Stelle, befände. Denn noch immer sah die Kirche die Hölle nicht in all ihren Ausprägungen.
    Nämlich nicht nur in der traditionellen Sichtweise, sondern auch als einen Ort wie jeden anderen, den man erreichen konnte, ohne gestorben und der Verdammnis anheim gefallen zu sein.
    Aurelian seufzte.
    Jeder Tag, den er von seinen wenigen verbliebenen Glaubensbrüdern getrennt war, sank der Einfluss der Väter der Reinen Gewalt weiter.
    Er musste einfach in

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