0784 - Der Seelenangler
gepfiffen. Abyss gab in der Dimensionsfalte Laute von sich, die weit über der menschlichen und auch der Wahrnehmung der meisten Dämonen lag.
Er war zufrieden. Als Nächster sollte Zamorra an die Reihe kommen. Doch zuvor galt es einen weiteren Teil von dem Plan auszuführen und diesen voranzutreiben. Abyss wusste, dass er Zamorra nicht aus dem Château Montagne herausholen konnte.
Zu stark waren dort die Kräfte der Weißen Magie, Druidenzauber und anderes. Der Meister des Übersinnlichen hatte seine Hausaufgaben gut gemacht.
Abyss wollte auf einen anderen Schauplatz ausweichen und ihn dort fangen.
Russland.
***
Frankreich, Zamorras Dorf, Lokal »Au Diable«
Betroffen schauten Zamorra, Nicole und selbst Asmodis sich an. Die Dreifingerschau hatte sie Marchosias’ Ende und das Geschehen in Stygias Thronsaal plastisch miterleben lassen.
»Grässlich«, sagte Zamorra. »Das muss ein sehr mächtiges Wesen sein.« Ein Verdacht keimte in ihm auf. »Oder ein völlig neuer Gegner.«
»Und auf uns hat er es abgesehen«, sagte Asmodis.
Er hatte seine Dreifingerschau beendet, steckte die künstliche Hand in die Tasche und zog eine Handvoll Goldmünzen heraus, die er auf den Tisch warf.
Dann trank er sein Weinglas in einem Zug leer.
»Ich verabschiede mich. Ihr seid jetzt gewarnt. Wenn es Neuigkeiten gibt, verständigt mich.«
Er nannte ein paar seiner toten Briefkästen, die weltweit verteilt waren. Es handelte sich teils um Gräber und andere unheimliche Orte, doch auch um bestimmte Etablissements und in einem Fall um die Bahnhofstoilette in einem bestimmten Stadtteil von Buenos Aires.
Asmodis wählte seinen altgewohnten Abgang. Er verschwand von einem Moment zum anderen und hinterließ eine Wolke Schwefelgestank. Nicole hielt sich die Nase zu.
Mostache öffnete zusätzliche Fenster, riss die Gasthaustür auf, so weit wie es ging, und wedelte mit einer Zeitung.
»Pfui, wie das stinkt«, meinte er. »Aber diesmal hat er wirklich nobel bezahlt. Das sind echte antike Golddublonen. Schon der Goldwert ist enorm.«
Er biss auf eine Dublone, um sich zu vergewissern, dass es tatsächlich echtes Gold war. Dann strahlte er übers ganze Gesicht.
»Auch wenn er der Teufel ist oder war, Monsieur Asmodis ist ein echter Gentleman. Solche Gäste lobe ich mir.«
Er erkundigte sich, was für Geräusche er vorhin gehört hatte. Die Lautkulisse von Asmodis’ Dreifingerschau war nur schwach bis zu ihm hingedrungen. Zamorra antwortete ihm ausweichend; der Wirt brauchte nicht alles zu wissen. Er schloss: »Wir müssen zum Château zurück. Wenn die Mordkommission aus Lyon eintrifft, kann man uns dort antreffen.«
Mostache ging nach hinten und zog die Goldmünzen aus seiner Hosentasche, um sie seiner Frau zu zeigen.
»Da, siehst du, das ist die Belohnung des Teufels. Wir sind reich. Jetzt kann ich das Haus renovieren, anbauen und noch einiges andere durchführen.«
»Nichts gibt es. Das Geld kommt auf die Bank.«
»Renoviert wird. Wir verkaufen die Goldmünzen, sie sind eine Menge wert.«
»Und werden noch mehr wert.«
»Nein.«
»Doch.«
»Renovierung.«
»Bank!«
»Renovierung!«
»Nur über meine Leiche!«
Plötzlich hielten sie in ihrem Streitgespräch inne. »Wo sind die Goldmünzen? - Da auf dem Tisch… Und in deiner Hand… Das ist einwandfrei…«
»Hühnerscheiße«, sagte Mostache und fing so schaurig zu fluchen an, wie es seine Ehefrau in 26 Jahren Ehe und auch sonst noch niemand von ihm gehört hatte.
Asmodis hatte auf seine Weise bezahlt. Sozusagen hatte er dem Wirt etwas geschissen. Das Wirtsehepaar zog lange Gesichter. Die Freude über die Golddublonen war nur sehr kurz gewesen.
»Einen feinen Umgang hat dieser Zamorra«, giftete die Wirtin. »Also ich muss schon sagen. Ich würde mich mit solchen Leuten wie dem Teufel Asmodis nicht abgeben.«
»Aber bei uns verkehrt er doch auch.«
»Das ist etwas anderes, wir haben ein Gasthaus. Zamorra jedoch nicht. Als Wirt würde er es auch nicht weit bringen, dem fehlt der Geschäftssinn.«
***
Der so Gescholtene und seine Gefährtin hatten inzwischen das Schloss erreicht. Zamorra zog sich in sein Arbeitszimmer zurück. Anderthalb Stunden später erschien Kommissar Charbon von der Mordkommission Roanne bei ihm. Zamorra teilte dem drahtigen und modisch gekleideten Kriminalisten so viel mit, wie er verantworten konnte.
»Was soll ich demnach in meinen Bericht schreiben?«, fragte Charbon, nachdem er alles gehört hatte. »Bei einem Mörder aus dem
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