0784 - Der Seelenangler
Gedenken sozusagen, eine letzte Ehrung. Asmodis unterließ jede Ironie, was Nicole ihm im Stillen günstig vermerkte.
Er erhielt ein paar Informationen von Zamorra, die ihm noch fehlten. Wo er sich jetzt jeweils aufhielt, in welchen Dimensionen, und was er dort trieb, wusste niemand genau. Er kam und ging, wie er wollte.
»Zamorra«, sagte er dann, »wir sind nicht gerade Freunde, doch wir achten und respektieren uns gegenseitigg. Es geht etwas vor, nicht nur in den Schwefelklüften. Ein völlig unbekannter Dämon ist auf den Plan getreten. Ich weiß, dass er nach der absoluten Macht giert.«
»Ein Neuer?«, fragte Zamorra.
»Oder ein alter Protagonist, der inkognito vorgeht. Es gibt bestimmte Anzeichen. Ich habe eine Botschaft erhalten - magisch und mit dem Blut eines untergeordneten Dämons geschrieben. Sie war in einem meiner toten Briefkästen abgelegt. Von dort erhalte ich automatisch Nachricht, wenn jemand etwas für mich deponiert.«
»Was sagte sie?«
»Etwas Seltsames. Der Angler ist da. Auch du wirst bald eine Trophäe sein - wie Zamorra.«
»Du hast doch nicht etwa Angst?«, fragte der Meister des Übersinnlichen.
»Du weißt genau, dass ich dieses Wort nicht kenne. Ich bin nur gelegentlich vorsichtig. - Weißt du etwas von diesem Anglerl«
Sie rätselten, keiner wusste Genaues. Es konnte sein, mutmaßte Zamorra, dass das plötzliche Verschwinden und Wiederauftauchen des unglücklichen Alain Lacousse damit zusammenhing. Als er schilderte, was sich im Weinberg ereignet hatte, war Asmodis wie elektrisiert.
»So etwas ist gestern in Rom passiert«, sagte er. »In den Vatikanischen Gärten ist eine Nonne verschwunden.«
»Du hast Verbindungen in den Vatikan?«
»Gerade im Vatikan muss der Teufel Bescheid wissen, oder der Ex-Teufel.« Das leuchtete ein. »Das Schema ist gleich. Jemand wird aus seiner gewohnten Sphäre herausgerissen, verschwindet wie ein Fisch, der Köder und Haken geschluckt hat, aus seiner gewohnten Umgebung in eine andere, für seine Artgenossen absolut unvorstellbar. Stell dir Fische vor, die im Wasser schwimmen. Einer verschluckt einen Wurm - oder einen anderen lockenden Köder - und zack! - ist er weg. Die anderen Fische können ihm nicht folgen, ihm nicht helfen. Nicht nach vollziehen, was ihm passiert ist.«
Es überlief Zamorra und Nicole eiskalt.
»Und warum sollte jenes Wesen sich ausgerechnet eine vatikanische Nonne und einen von meinen Dorfbewohnern ausgesucht haben, wenn er es auf mich und auf dich abgesehen hat?«
»Nicht nur auf dich und mich, Zamorra, er Ijann noch ganz andere Pläne verfolgen. Ich schätze, er hat geübt. Und er wird weiter üben, seinen Plan verfolgen. Wir, alter Freund, sind kapitale Fänge und Prachtexemplare.«
Anzüglich schaute Asmodis Nicole an.
»Auch eine hübsche Bachforelle dürfte der Angler nicht verschmähen«, sagte er. »In deinem Fall dürfte wohl eine Zubereitung als Forelle Müllerin in Frage kommen. Forelle blau eher nicht.«
Nicole hatte gute Lust, ihm unterm Tisch ans Schienbein zu treten, unterließ es aber. Es konnte gut sein, dass Assi damit rechnete und Stacheln am Bein hatte - oder ähnliche Scherze.
»Die Müllerin verbitte ich mir«, sagte sie.
Es wurde weiter beraten, bis Zamorra sagte: »So kommen wir nicht weiter. Wir sollten in Verbindung bleiben, Asmodis.«
Asmodis zuckte die Achseln, was alles Mögliche bedeuten konnte. Er schien immer noch leicht amüsiert zu sein. Plötzlich erwärmte sich Zamorras Amulett. Asmodis’ Haltung versteifte sich.
Der Teufel saß da wie eine Statue und lauschte in sich hinein. Er erhielt eine Botschaft auf magische Weise.
Als er dann die rot glühenden Schlitzaugen öffnete, war seine Miene sehr ernst: »Es stehen böse Zeiten bevor«, sagte er. »Der Angler ist mächtiger, als ich dachte. Noch gefährlicher. - Gerade holt er sich Marchosias aus dem Thronsaal von Stygia.«
Er fügte hinzu, ganz konnte er seine Ironie doch nicht lassen: »Wie mir eine sehr zuverlässige Quelle mitteilt, die ich nicht nennen darf.«
Im Vatikan, in der Hölle, der Kerl ist rundum beschlagen, dachte Zamorra.
Er sagte: »Ungeheuerlich. Aus Stygias Thronsaal?«
»Ja, und sie, sogar Calderone und der gesamte Hofstaat und der Konnetabel der Hölle versuchen es zu verhindern. Es ist wie ein Tauziehen -zu Marchosias’ Nachteil, den es zerreißt.«
Er schnippte mit den Fingern.
»Jetzt, da sie abgelenkt sind, kann ich sie beobachten. Sonst funktioniert es nicht.«
Und Asmodis bildete mit den
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