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0784 - Der Seelenangler

0784 - Der Seelenangler

Titel: 0784 - Der Seelenangler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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sind wir alle.«
    Er war psychisch abnorm, und das auf eine entsetzliche Weise. Das bewahrte ihn nicht vor dem Tod.
    Drei weitere Zuchthauswärter gingen hinter ihm, mit Schlagstöcken und Elektroschockern bewaffnet.
    Man führte Sewtkin in den Kreis im hinteren Teil des Raumes, von dem eine breite Linie wegführte. Zwei Wärter traten vor und drückten auf die Schultern des Serienmörders. Es gab ein Gerangel, Swetkin weigerte sich, niederzuknien.
    Bis ihm ein Milizionär den Schlagstock in die Kniekehlen haute und der andere ihm kräftig mit dem Absatz der Marschierschuhe in die Kniekehlen trat. Da kniete Swetkin nieder.
    »Das Blut spritzt!«, rief er und lachte irr. »Es spritzt bis zur Decke. Die Augäpfel starren mich an. Aber nicht mehr lange.«
    Danach war er ruhig. Die Mutter eines seiner Opfer, eines kleinen Mädchens, schluchzte auf. Sie presste das Gesicht gegen den Wams ihres Mannes, der den Arm um sie legte.
    »Verflucht sollst du sein, du Schwein, für das, was du unserer Swetlana angetan hast!«, rief er. »In der Hölle sollst du schmoren, du Bestie.«
    Ein Beamter, der die Aufsicht führte, bat ihn um Ruhe. Der Mann schwieg.
    Nun las ein anderer Beamter ein paar Sätze der Urteilsbegründung davor. Das nackte Grauen war hier auf ein paar Zeilen zusammengepresst.
    Der letzte Satz lautete: »Tod durch Genickschuss. Deine Leiche wird verbrannt, Dmitrij Swetkin, die Asche an einem unbekannten Ort verstreut. - Willst du noch ein letztes Wort sagen?«
    Swetkin grunzte wie ein Tier, eine letzte Verhöhnung derer, die ihn hinrichteten. Auf ein Zeichen des Zuchthausdirektors öffnete sich nun eine Tür hinten.
    Ein Milizoffizier, Oberleutnant, in voller Uniform erschien. Er zog seine Makarow-Pistole, Kaliber 41, aus der blank polierten Halfter. Ohne zu fackeln oder zu zögern, trat er mit auf dem Fliesenboden klackenden Absätzen hinter den knienden Serienmörder und hielt ihm die Pistole knapp vors Genick.
    Wenn der Schuss nicht ausreichte, würde ein zweiter in den Kopf erfolgen. Und sollten alle Stricke reißen, waren noch weitere Kugeln im Magazin. In Russland fackelte man nicht lange, solche Hinrichtungen erledigte das Militär mit.
    Der Oberleutnant hatte sich freiwillig dazu gemeldet. Er war hart, er hielt Swetkins Tod für mehr als gerecht. Er war Soldat, irgendwelche Racheakte von Komplizen Swetkins -es gab keinen Hinweis auf solche -fürchtete er nicht.
    Der Offizier schaute auf die große elektrische Uhr an der Wand. Sie tickte, was das einzige Geräusch in dem Hinrichtungsraum war.
    Zwanzig Sekunden noch, dann sollte der Schuss krachen.
    Swetkin starrte in die Dunkelheit seiner Kapuze. Er roch den säuerlichen Geruch seines eigenen Schweißes und ärgerte sich, dass er doch Angst vor dem Tod hatte. Glühender Hass, der ein Grundelement seines Charakters war, erfüllte ihn.
    Diese Schweine, dachte er, ich hätte noch viel mehr Menschen umbringen sollen. Ohne Oblomow hätten sie mich nicht erwischt.
    Plötzlich hörte er das Ticken der Uhr nicht mehr. Die Zeit stand still für ihn. Er sah den Satan persönlich vor sich, wie er ihn, obwohl atheistisch erzogen, aus Erzählungen kannte. Der Teufel hatte Hörner und ein spitzes Kinn. Er war schwarz behaart und hatte einen langen, gezackten Schwanz und zwei Pferdehufe.
    Er stank kräftig nach Schwefel. In der linken Hand hielt er eine lange, dreizinkige Gabel. In der Rechten aber ein Messer von der Sorte, mit dem Swetkin bevorzugt seine Gräueltaten begangen hatte.
    Ein Kampf- und Ausweidemesser, haarscharf beidseitig an der Klinge geschliffen. Sibirische Pelztierjäger benutzten es gern.
    »Mein Sohn«, sagte der Teufel und streckte Swetkin das Messer entgegen, »willst du weitermorden? Willst du von aller irdischen Qual und Schwäche befreit ein Dämon werden?«
    »Ja, ja, ja, Väterchen Teufel!«, heulte Swetkin seine Zustimmung.
    Niemand hörte sie außerhalb der magischen Sphäre, die der Angler errichtet hatte.
    Der Teufel trat vor. Er berührte Swetkin, der plötzlich die Hände frei hatte, und gab ihm das Messer.
    »Gebrauche es in meinem Sinn, Dmitrij. Du musst mir gehorchen. Es gibt viel zu tun. - Du wirst meine Schatten führen. Die Seelen von meinen Opfern. Gegen Zamorra.«
    Swetkin wusste nicht, wer das war, und es interessierte ihn nicht. Ein grässlicher Schmerz durchzuckte ihn wie ein greller Blitz. Loderndem Feuer gleich floss es durch seine Adern. Dann jedoch war die Qual vorbei, eine Wärme blieb, und das Gefühl unbändiger,

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