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0784 - Der Seelenangler

0784 - Der Seelenangler

Titel: 0784 - Der Seelenangler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Jenseits?«
    »Täter unbekannt«, antwortete Zamorra, der mit dem Kommissar am Besuchertisch saß, lakonisch.
    »Und die Fahndung?«
    »Können Sie aussetzen. Entweder ich fasse denjenigen, der für den Tod Alain Lacousses verantwortlich ist, und ziehe ihn zur Rechenschaft, oder der Fall bleibt ungeklärt. Die Polizei und die irdische Gerichtsbarkeit sind da machtlos.«
    »Voilà«, sagte Charbon mürrisch. »Ich gebe das an die Sonderabteilung des Innenministeriums weiter, die sich mit okkulten und außergewöhnlichen Fällen befasst und für die Abwicklung in so einem Fall zuständig ist. Und wenn diese Abwicklung nur in der Geheimhaltung besteht. Oder dass eine Akte angelegt wird, die irgendwann im Archiv vergessen wird. - Bei dieser Abteilung würden sie sich alle zehn Finger nach Ihnen lecken, Zamorra. Sie könnten Sie gut gebrauchen - den Meister des Übersinnlichen. Sie könnten in den Rang eines Staatssekretärs aufsteigen. Mit besonderen Vollmachten und pensionsberechtigt.«
    Zamorra tippte sich höchst unprofessorisch an die Stirn. Nicole, die im Hintergrund auf der Kante seines Schreitischs saß und eine Menge von ihren schönen Beinen zeigte, grinste.
    Das hätte sie wirklich interessiert, wie der französische Staat die Pension eines Unsterblichen zahlte - und wie lange. Zamorra hatte nicht die geringste Lust, in den Staatsdienst zu treten und sich reglementieren zu lassen.
    »Vergessen Sie es«, sagte er zu dem Kommissar. »Ich bin es gewöhnt, frei und selbstständig zu arbeiten. Wir informieren Sie zu gegebener Zeit.«
    Charbon verabschiedete sich. Der Butler William ließ ihn hinaus und betrat dann Zamorras Arbeitszimmer, wo vorm offenen Fenster die Vögel zwitscherten. Der Butler räusperte sich.
    »Monsieur Professor, Fooly bereitet mir Sorgen. Er frisst nicht mehr wegen der Todesfälle. Ich habe mir große Mühe gemacht und es fertig gebracht, im Bund mit Lady Patricia Saris, einen Schleichhasen aus dem Drachenland zu besorgen, den wir Fooly in Wendelkraut zubereitet servierten.«
    »Wer hat den zubereitet?«, fragte Nicole. »Die Köchin?«
    »Nein, Lady Patricia persönlich. Mein Geschmack ist es nicht, aber für einen Drachen ist ein Schleichhase ja nun der Delikatessengipfel schlechthin. Doch Fooly hat nicht einmal richtig daran geschnuppert, sich abgewandt und ist weggegangen. Seit Tagen hat er nichts mehr zerdeppert, unternimmt keine tollpatschigen Flugversuche. - Ich bin sehr in Sorge.«
    Das war verwunderlich, denn normalerweise bezeichnete der Butler den Jungdrachen als die schlimmste Plage seit Anbeginn aller Zeiten. Und Fooly spielte ihm zu gern Streiche. Doch wie so oft war es so, dass die beiden sich mochten. Der Butler liebte den Glücksdrachen sozusagen heiß und innig.
    »Was soll ich denn machen?«, fragte er. »Wenn Fooly ebenfalls stirbt, vor Entkräftung - dann weiß ich nicht, was ich tue.« Plötzlich weinte der Butler. Zamorra und Nicole fassten es kaum, denn William gab sich immer sehr hölzern und förmlich. Zamorra klopfte ihm auf die Schulter.
    »Sorgen Sie sich nicht, guter William, Drachen können monatelang ohne Fressen auskommen, was sie dann reichlich nachholen. Wir sind alle tief betroffen und traurig. Fooly wird seine Trauer um Fenrirs, Pater Aurelians und Reek Norrs Tod überwinden. Besonders an Fenrir haben er und Lord Zwerg sehr gehangen — wir alle liebten den alten Wolf. -Er ist von uns gegangen.«
    »Aber er starb für eine gute Sache«, sagte Nicole. »Und fiel tapfer im Kampf. Er würde wollen, dass wir diesen fortsetzen. Das werden wir, und wir werden Fenrir und die anderen nie vergessen.«
    William nickte und ging, ein wenig getröstet. Nicole schaute Zamorra an.
    »Und nun?«, fragte sie.
    »Wir müssen abwarten«, antwortete der Parapsychologe. »Wir werden bald wieder von dem Unheimlichen hören, der die Nonne Lioba, Alain Lacousse und Marchosias auf dem Gewissen hat. Oder vielmehr ihr Ende verschuldete, von einem Gewissen kann bei ihm keine Rede sein. - Wenn er es auf mich abgesehen hat, wird er mich von hier weglocken müssen.«
    »Oder auch nicht«, erwiderte Nicole. »Wir haben selbst gesehen, dass er sogar in der Hölle zuzuschlagen vermag. In Stygias Thronsaal.«
    »Die Hölle ist nicht mit Weißer Magie gesichert wie Château Montagne. Hier kann er nicht zuschlagen. Nie.«
    »Dann…«
    »Es wird bald etwas geschehen«, erwiderte Zamorra.
    Er sollte Recht behalten.
    ***
    Moskau, Lubjanka, Dschersinki-Platz
    In dem berüchtigten Gebäude, in

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