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0784 - Der Seelenangler

0784 - Der Seelenangler

Titel: 0784 - Der Seelenangler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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dem früher der KGB seine Opfer gefangen gehalten und Folterverhören unterzogen hatte, bereitete sich ein Serienkiller auf seinen Tod vor. Dmitrij Sergej ewitsch Swetkin [4] hatte in Moskau und Umgebung 23 Menschen umgebracht, darunter auch Kinder.
    Die Einzelheiten seiner grässlichen Verbrechen erregten immer noch Entsetzen und Abscheu, sogar zum Kannibalen war der hagere, bärtige Mann geworden, der äußerlich eher unauffällig wirkte. Er hatte in einem Mietshaus gewohnt, einer unter vielen Parteien, mit seiner alten Mutter zusammen, die sich seit seiner Verhaftung nicht mehr auf die Straße traute und Tag und Nacht auf den Knien lag und Gott um Vergebung bat.
    Dafür, dass sie dieses Kind geboren und aufgezogen hatte, obwohl sie nichts dafür konnte, was aus Dmitrij geworden war.
    Swetkin hatte seinen Opfern in den nächtlichen Straßen von Moskau aufgelauert, in U-Bahnhöfen und in Parks. Mit dem Messer hatte er sie getötet. In drei Fällen hatte er Opfer in eine unter falschem Namen in einem Moskauer Vorort gemietete Wohnung gelockt.
    Dadurch war man ihm auch auf die Schliche gekommen. Die Kriminalpolizei hatte den Kannibalen von Moskau verhaftet, der als Arbeiter in einem Elektrizitätswerk tätig gewesen war.
    Über achtzehn Jahre hatte sich sein blutiges Wirken hingezogen. Manchmal war zwei, drei Jahre lang nichts passiert, einmal sogar viereinhalb Jahre. Dann wieder häuften sich seine Taten und suchten Angst und Entsetzen die Bevölkerung von Moskau heim.
    Einem Oberinspektor der Moskauer Kriminalpolizei, der schon seine erste Tat aufgenommen hatte, war es letztendlich gelungen, den Killer zu überführen. Mit einer akribischen Leidenschaft, einem Diensteifer, der an Besessenheit grenzte, hatte dieser Mann alle Beweismittel gesammelt, kleinste Hinweise katalogisiert und dafür einen beträchtlichen Teil seiner Freizeit aufgewendet.
    Die Sowjetunion war zusammengebrochen, das gesamte Regierungssystem hatte sich währenddessen geändert. Inspektor Valentin Oblomow gab nicht auf. Endlich, drei Tage vor seiner Pensionierung, konnte er Swetkin verhaften.
    Der Oberinspektor, weiter hatte er es in den vielen Dienstjahren nicht gebracht, war mit dabei, um der Hinrichtung beizuwohnen. Zwanzig Personen saßen auf Bänken in dem unterirdischen Hinrichtungsraum des ehemaligen KGB-Zuchthauses hinter dem Kreml.
    Kaltes Neonlicht erhellte den Raum. Es war kühl, der Boden gefliest, die Wände in einem hässlichen Grün gestrichen.
    Das »Grüne Zimmer« wurde der Hinrichtungsraum daher auch genannt. Die Männer und paar Frauen schwiegen. Es waren einige Angehörige von Opfern der »Bestie« dabei, wie der Richter, der das Urteil sprach, Swetkin genannt hatte.
    Um Punkt sechs Uhr morgens sollte die Hinrichtung vollstreckt werden. Um fünf Minuten vor sechs führten zwei stämmige Milizangehörige Swetkin herein.
    Er trug eine Kapuze über dem Kopf, seine Hände waren gleich doppelt mit Handschellen auf den Rücken gefesselt worden, und er trug eine Fußkette, die ihm nur kleine Schritte erlaubte. Sein struppiger Bart ragte unter der Kapuze hervor.
    Swetkin trug graue Sträflingskleidung. Er war sehr mager und strömte einen starken Geruch aus, denn er hatte sich in den letzten Wochen geweigert, sich zu duschen oder zu waschen. Man sah es nicht, doch jeder wusste, dass sein Blick unter der Kapuze irr flackerte.
    An den Füßen trug er derbe Arbeitsschuhe. Und er lachte und redete wirres Zeug.
    »Aljoscha, komm mit mir in den Park. Dort will ich dir etwas zeigen. Es sind Rehe da, ja, mitten in Moskau sind Rehe. - Mein Messer, wo habe ich denn mein Messer? - Es spritzt Blut in den Schnee. - Da sind Spaziergänger. Jetzt nicht gesehen werden. - Haha, die Dicke habe ich fein vor den Zug gestoßen. Wie sie geschrien hat. Und das Gesicht von dem Triebwagenführer. - Fantastisch.«
    Swetkin lebte noch einmal seine Taten nach. Nach seiner Verhaftung war er in eine blutige Welt abgetaucht, lebte in seinen Mordphantasien. Sein entarteter Geist wusste zwar, was um ihn her vorging, doch es interessierte ihn nicht mehr.
    Er hatte keine Reue gezeigt. Er war für schuldfähig und für seine Taten verantwortlich erklärt worden. Swetkin galt als einer jener besonderen Fälle, mit denen sich die Kriminalpsychologen beschäftigten und die menschlichem Verständnis nicht ergründbar waren.
    Auf die Frage nach seinem Motiv hatte Swetkin nie etwas Rechtes geantwortet.
    Nur: »Menschen sind wie Dreck. Es gibt zu viele davon. Dreck, Dreck

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