0785 - Angriff der Wölfischen
seines Herrn, sondern er versah weiter täglich seinen Dienst beim LAPD.
Es war O’Neill nicht leicht gefallen, diese Maskerade durchzuziehen. Doch da der Detective bei seinen Kollegen sowieso als Sonderling galt, wunderte sich kaum einer darüber, dass er sich seit Monaten noch seltsamer verhielt als sonst. Sein Partner Obadiah schob O’Neills zunehmende Verschlossenheit auf die schrecklichen Ereignisse in jener Nacht. Womit er gar nicht so Unrecht hat, dachte der Tulis-Yon grinsend. Für die anderen war der Detective einfach der Spinner, der er immer schon gewesen war.
Doch schon bald würde er die Hülle abstreifen und sich endgültig den Tulis-Yon anschließen können. Sobald er seinen Auftrag ausgeführt hatte. Bis dahin musste O’Neill eben warten.
Der Detective zappte sich weiter durch die Kanäle und blieb schließlich bei einer Dokumentation über sibirische Wölfe hängen.
Wie passend, dachte O’Neill amüsiert. Gebannt verfolgte er das Geschehen auf dem Bildschirm, als er den Ruf hörte.
Jack!
Die seltsam dunkle Stimme schien den ganzen Raum auszufüllen. Dabei erklang sie nur in seinem Kopf.
Jack!
»Ja, Herr«, flüsterte der Tulis-Yon ehrfürchtig. Er kannte die Stimme. Sie gehörte Kuang-shi.
Es ist so weit. Komm zu mir!
Sofort sprang der Detective auf, griff nach seinem Mantel und ging. Den laut vor sich hinplärrenden Fernseher ignorierte er. Was kümmerten ihn die Nachbarn?
Es gab Wichtigeres, das seine Aufmerksamkeit erforderte.
***
Friedhelm Steiner saß ruhig am Tisch und starrte auf seinen rechten Handrücken. Genauer gesagt, er starrte auf den Handschuh, den er übergezogen hatte. Niemand durfte die Wunde sehen! Nicht bevor Kuang-shi und seine Wolfsschädel vernichtet waren.
Immer noch quoll schubweise Blut aus dem Kratzer hervor, und Steiner merkte, wie sein Durst größer wurde, wenn auch nur wenig.
Doch nun schlugen die Vampire endlich zurück!
Es hatte viel Zeit und Geld gekostet, bis sie in L.A. ein effizientes Informantennetz aufgebaut hatten, aber es hatte sich gelohnt. Sie wussten jetzt, dass die Tulis-Yon über die ganze Stadt verteilt in verlassenen Bürohäusern und ganz normalen Wohnungen Wolfsbauten eingerichtet hatte, wo sie auf den Befehl zum Zuschlägen warteten.
Sie würden die verdammten Kläffer des chinesischen Dämons zum Teufel jagen - und ihn gleich mit.
Ich frage mich, warum wir das eigentlich wollen, überlegte Friedhelm. Kuang-shi will doch nur. .. Er ballte die Fäuste und zerquetschte den ungewollten Gedanken in ihnen. Dieser Bastard hat Miranda getötet! Darauf kann es nur eine Antwort geben!
»Friedhelm, mein Freund«, riss Fu Longs Stimme Steiner aus seinen Gedanken. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja.« Der Deutsche blickte auf. »Machen wir weiter!«
Er blickte sich um. Mit ihm am Tisch saßen neben Fu Long noch Steiners Stellvertreter, Andrew Dickerson, und die beiden Vampire, welche die zwei anderen Teams anführen würden, Kyle und Taylor. Außerdem war da noch Steven Gambier, ein kleines Wiesel, das sich allerdings hervorragend darauf verstand, das zu besorgen, was Steiner für seinen Krieg benötigte.
»Nun gut«, setzte Friedhelm an. »Die Ziele sind bekannt, die Einsatzteams zusammengestellt. Steven!« Er blickte den Angesprochenen an. »Haben Sie alles besorgen können, worum ich Sie gebeten hatte?«
»Äh, ja, natürlich, Kommandant. Alles da…« Gambier lächelte gewinnend, doch auf Steiner wirkte es falsch. »Bis auf das Napalm.« Er kicherte albern.
Friedhelm schaute ihm einen Augenblick in die Augen, dann streifte sein Blick Fu Long. »Okay, das werden wir, wie es aussieht, auch nicht benötigen. Die entsprechende Taktik wurde verworfen.« Wieder ein Blick zu dem chinesischen Vampir. »Die Phosphorgranaten werden reichen. Noch Fragen?« Er sah jedem der Anwesenden einen Moment in die Augen, doch sein Tonfall machte deutlich, dass er keine erwartete.
Dennoch meldete sich Kyle zu Wort. Er war der Leiter von Team drei, ein ehemaliger U.S.-Marine. »Kommandant, was machen wir mit Verwundeten?«
Es war allen Anwesenden klar, dass er niemanden meinte, der eine Kugel abbekommen hatte - er meinte einen von den Tulis-Yon Infizierten.
»Vernichten!«, sagte Steiner kalt.
»Aber Kommandant, vielleicht sollten wir unter diesen Umständen die ursprüngliche Taktik, die ja immerhin von Ihnen stammt, nicht einfach verwerfen.«
»Der Herrscher…«, Friedhelm nickte Fu Long zu, »… hat dargelegt, dass es nicht in unserem Interesse
Weitere Kostenlose Bücher