0785 - Angriff der Wölfischen
versammelt hat. Ich hab sie selbst gesehen.«
»Eine Armee?«
»Erinnerst du dich an die Schlacht von Venice Beach?«
»Wie könnte ich die vergessen?«
Zamorra war zwar nicht selbst dabei gewesen, dafür aber Detective Jack O’Neill und sein Kollege Obadiah P. Rutherford Jr. Die beiden Cops vom LAPD waren dem Gemetzel nur mit knapper Not entkommen. Jack hatte Zamorra und Nicole telefonisch von den Ereignissen berichtet, die die Machtverhältnisse dramatisch verändert hatten. Kalifornien gehörte jetzt Kuang-shi.
»Kalifornien ist gefallen. Die Familienoberhäupter Don Diego Francesco de-Castillo, Jeffrey Smythe, Anthony Mollin und Miguel Serras sind Geschichte«, fuhr Gryf fort. »Aber es sind keineswegs alle Langzähne in der Schlacht gefallen. Also habe ich mich gefragt, wo sie jetzt sind.«
»Zu Kuang-shi übergelaufen?«
»Das läge nahe. Angeblich will der Ober-Raffzahn ja sein sagenumwobenes Vampirreich wieder auferstehen lassen. Ist aber nicht so. In ganz Kalifornien findest du kaum noch einen Vampir.«
»Wo sind sie dann?«, fragte Zamorra angespannt, obwohl er die Antwort längst kannte.
»In Colorado. Dein lieber Freund Fu Long hat sie aufgenommen in den Schoß seiner Familie. Und er hat sich professionelle Hilfe geholt. Eine Truppe mordgieriger Vampirsöldner, die seine Leute trainieren. Ihr Anführer ist ein übler Drecksack namens Friedhelm Steiner.«
»Nie gehört«, sagte Zamorra.
»Das macht nichts. Aber jetzt besitzt Fu Long eine Armee. Und ich frage mich, wozu er die braucht.«
»Um gegen Kuang-shi gewappnet zu sein?«, schlug Zamorra vor. »Die Schlacht von Venice Beach hat gezeigt, wie mächtig die Tulis-Yon inzwischen sind. Von ihrem Herrn Kuang-shi ganz zu schweigen.«
Gryf nahm einen Schluck Whisky, bevor er weitersprach. Dann sagte er entschlossen: »Ich glaube, Fu Long will genau dasselbe wie Kuang-shi. Ein Reich von Vampiren, in dem er der Obermotz ist.«
»Du bist paranoid!«
»Und du naiv!« Wütend funkelte der Silbermond-Druide seinen Freund an. »Ich will, dass du mit mir nach Colorado kommst und dir diese Armee ansiehst, bevor dich Fu Long mit seinem Gesülze wieder so einlullt, dass du glaubst, er sei die Reinkarnation von Florence Nightingale.«
»Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre«, sagte Zamorra entschieden. »Es hat lange gedauert, bis Fu Long und ich so weit waren, einander zu vertrauen. Das alles könnte zerstört werden, wenn er rausbekommt, dass ich ihn hinter seinem Rücken ausspioniere.«
»Das musst du gar nicht. Wir springen nach Colorado und fragen ihn direkt, was er mit dieser Armee will.«
»Das wäre auch nicht gerade der größte Vertrauensbeweis.«
»Na fein. Ich vertraue ihm ja auch nicht!«
In diesem Moment klingelte das Telefon.
Zamorra sprang auf. Normalerweise nahm Butler William die von außen kommenden Gespräche an, aber in diesem Fall war der Parapsychologe dankbar für jede Unterbrechung.
Alle bewohnten Räume im Château waren mit Visofonen ausgestattet, Bildtelefonen, die zugleich einen Zugriff auf das hauseigene Computersystem ermöglichten. Das Display zeigte ihm an, wer ihn am anderen Ende der Leitung sprechen wollte: Jack O’Neill. Der Detective rief aus seiner Privatwohnung in L.A. an.
Wie passend, dachte Zamorra, als er den Annahmeknopf betätigte. Heute schemt der große Fu-Long-Tag zu sein.
»Hallo, Jack.«
»Hallo, Zamorra. Gut, dass du da bist!«
Der Bildschirm blieb schwarz, da der Detective nur über ein ganz normales Telefon verfügte. Doch Zamorra hatte den Eindruck, dass O’Neill angespannter klang als sonst.
»Jack, was verschafft mir die Ehre? Sag nicht, dass es um Blutsauger geht.«
Der Detective kicherte, doch es klang nicht wirklich fröhlich. »Diesmal nicht, Zamorra. Aber wie du weißt, gibt es hier noch andere unangenehme Gestalten. Solche mit verdammt haarigen Köpfen.«
»Tulis-Yon!«
»Du sagst es.«
Der Parapsychologe fluchte. Nach der Schlacht von Venice Beach waren die Wolfsköpfigen erst mal in der Versenkung verschwunden. Aber Zamorra hatte gewusst, dass es nicht allzu lange dauern würde, bis sie wieder etwas von Kuang-shis Kriegervolk hören würden.
»Was ist passiert?«, fragte der Dämonenjäger.
Und Jack O’Neill legte los.
***
Los Angeles
Friedhelm Steiner starrte auf die Wunde an seiner rechten Hand und fragte sich, warum er noch lebte. Der Vampir hatte sich in seine Privaträume im Hauptquartier der Vampirarmee zurückgezogen. Im Keller gab es keine Fenster,
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