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0785 - Angriff der Wölfischen

0785 - Angriff der Wölfischen

Titel: 0785 - Angriff der Wölfischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer und Geralt di Cordoba
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natürlicher Autorität erfüllten Stimme.
    Ein kollektives Nicken war die Antwort. Fu Long sah die Angst in den Gesichtern. Sie alle hatten von der unvorstellbaren Macht Kuang-shis gehört, und viele von ihnen hatten die Kampfkünste der Tulis-Yon bereits am eigenen Leib erlebt. Aber das würde keines seiner Kinder davon abhalten, seine Pflicht zu erfüllen. Er war stolz auf sie.
    Paul trat einen Schritt vor. Er hatte zur Familie von Anthony Mollin gehört, deren Mitglieder von Lord Jeffrey nach dem Tod ihres Herrn wie Sklaven behandelt worden waren.
    »Fu Long, du hast uns aufgenommen, als wir Vogelfreie waren. Und du hast uns deinen Kindern gleichgestellt, obwohl kein Gesetz der Vampirwelt dich dazu verpflichtet hätte. Wir würden dir überall hin folgen.«
    Fu Long lächelte. »So sei es. Wir werden Kuang-shi beweisen, dass er uns zu Recht fürchtet. Wir werden ihn aufhalten, mit allen Mitteln!«
    Der volle Mond verdunkelte sich, als sich die Vampire wie ein großer Fledermausschwarm in die Luft erhoben und Richtung Los Angeles flogen.
    ***
    Château Montagne, Frankreich
    Professor Zamorra kämpfte lange gegen den Impuls an. Ich bin stark, dachte der Dämonenjäger. Ich habe ganze Heerscharen von Höllendienern erledigt. Diese Blöße werde ich mir nicht geben. Es ist nur ein Buch!
    Doch es war nicht irgendein Buch. Was der Parapsychologe aus einem der verborgensten Winkel seiner Bibliothek hervorgekramt hatte, war eine weitere Ausgabe der Goetia, des legendären Verzeichnisses unzähliger bekannter und weniger bekannter Dämonen. Ein Katalog der Hölle gewissermaßen. Das Buch musste jahrzehntelang unbeachtet im Regal gelegen haben. Es war eingebunden in rissiges Leder, über dessen Herkunft Zamorra lieber gar nicht so genau Bescheid wissen wollte, und über und über bedeckt mit Staub.
    Und genau der wurde Professor Zamorra, Bezwinger einiger der übelsten Dämonen, die die Menschheit je bedroht hatten, zum Verhängnis.
    »Hatschi!«
    Zamorra nieste laut und vernehmlich. Und dann noch einmal und noch einmal. So heftig, dass der Dämonenjäger befürchtete, die altehrwürdigen Mauern des Châteaus könnten ernsthaft Schaden nehmen.
    »Mist, verdammter«, schimpfte Zamorra, bevor ihn eine weitere Niesattacke übermannte. Umständlich kramte er ein zerknülltes Taschentuch aus seiner Hosentasche hervor und schnäuzte sich, während ihm Tränen die Wangen herunter liefen. »Ich hasse diese Arbeit!«
    Aber sie musste getan werden. Und leider war kein Zeitpunkt geeigneter als dieser. Die letzten Wochen waren wieder einmal reichlich stressig gewesen. Das Scheitern der Tafelrunde bei dem Sturm auf die Hölle, weil Zamorras Double aus der Spiegelwelt es wahrhaftig geschafft hatte, sich bei den Freunden einzuschleichen und sie ins Verderben zu führen; die Toten, die zu betrauern waren -Pater Aurelian, der Wolf Fenrir, der Sauroide Reek Norr… Das einzig Gute, das diese Aktion erbracht hatte, war, dass der Zauberer Merlin offenbar von seinem fortschreitenden Altersschwachsinn geheilt war und normal agierte und reagierte. So wie Zamorra ihn von früher her kannte und schätzte.
    Doch jetzt gönnte ihnen die Hölle offenbar eine kleine Ruhepause. Nicole Duval, Zamorras Sekretärin, Kampfpartnerin und Lebensgefährtin, hatte die Gelegenheit gleich für einen Großeinkauf in der exklusiven Pariser Avenue Montaigne genutzt. Zamorra fragte sich schon lange, warum sich die Geschäftsbesitzer nicht längst zur Ruhe gesetzt hatten, angesichts der traumhaften Umsätze, die ihnen Nicole jedes Mal bescherte. Es gab Staatshaushalte, die niedriger waren als die Unsummen, die den Besitzer wechselten, wenn Nicole wieder einmal zuschlug. Zum Glück gab es genug Dämonen, die verhinderten, dass das allzu oft geschah. Denn es war natürlich Zamorras Konto, das jedes Mal geschröpft wurde.
    »Du kannst ja mitkommen, Chéri«, hatte Nicole beim Abschied geflötet.
    »Um dir die Einkaufstüten hinterher zu schleppen? Nein, vielen Dank«, hatte Zamorra gebrummt. Eine Antwort, die der Parapsychologe inzwischen zutiefst bedauerte. Denn zum Nichtstun war er einfach nicht geboren. Nachdem er einen Tag nur mit Lesen, Schlafen, Fernsehen und Jungdrachen-namens-Fooly-davon-abhalten-anderer-Leute-Châteaus-in-Schutt-und-Asche-zu-legen verbracht hatte, hielt er es einfach nicht mehr aus. Außerdem erinnerte ihn sein schlechtes Gewissen daran, dass es da eine überfüllte Bibliothek gab, deren Bestände seit langem darauf warteten, weiter

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