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0786 - Angst vor der Hexe

0786 - Angst vor der Hexe

Titel: 0786 - Angst vor der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schauen!«
    Beide Kinder hoben die Arme. Mit den Handflächen befreiten sie die beschlagene Scheibe, und die Löcher waren groß genug, um hindurchschauen zu können.
    Sie blickten in den Wald hinein. Er umgab das Haus wie die Mauern ein Gefängnis. Es war düster, dennoch glänzte der Boden matt, weil er von einer dicken Schneeschicht bedeckt war.
    Zwischen den Laubbäumen hatten die Nadelhölzer ihren Platz gefunden, alle dick bedeckt von einer weißen Schneeschicht. Auf der Oberfläche war der Schnee zu Eis gefroren, und von manchen Zweigen hingen auch Eiszapfen wie scharfe Messer herab.
    Das aber war es nicht, was Olinka den Kindern zeigen wollte. Sie drückte ihre Köpfe nach vorn und flüsterte: »Schaut auf den Boden, seht euch die Schatten an…«
    Amy und Davy mussten gehorchen. Was sie als Schatten schon zuvor gesehen hatten, hob sich bei genauerem Hinsehen deutlicher ab, denn sie sahen die gefährlichen Tiere, die sie auf dem Weg hierher zum Haus begleitet hatten.
    Es waren die Ratten und die Schakale!
    Die Nager duckten sich im Schnee.
    Vier Schakale zählten die Kinder. Die Tiere standen in der Nähe und wirkten wie Aufpasser, damit den Ratten nichts geschah.
    Noch vor den Worten spürten sie den fauligen Atem der Hexe, der an ihren Nasen vorbeistreifte. »Es sind meine besten Freunde, und sie werden dafür sorgen, dass mir nichts geschieht. Sie passen auf, und sie werden auch nicht zulassen, dass Menschen mein Haus verlassen, wenn ich es nicht will. Ich stehe mit ihnen in einem guten Kontakt. Ich weiß genau, was sie denken und fühlen, denn wir sind verwandt, sie und ich. Ich habe Jahre gebraucht, um in die Natur eindringen zu können, jetzt weiß ich, wie diese Tiere sind und welche Gefühle sie durchstreifen. Ich kann mich in sie hineinversetzen, denn in meiner Heimat denkt man anders darüber. Sie geben mir alles, auch die Nahrung…«
    Davy schluckte. Plötzlich lag die Frage auf seiner Zunge. Es dauerte, bis er sie stellen konnte, weil er sich zunächst überwinden musste. »Sie… Sie essen die Tiere?«
    »Ja, mein Kleiner, wir essen sie. Wir braten sie im Ofen, sie schmecken sehr gut.«
    Amy würgte.
    Davy nicht. Er wunderte sich darüber, dass er sich mit dieser Alten unterhalten konnte, denn er hatte nicht gewusst, dass sie plötzlich seine Sprache konnte.
    Olinka lachte leise. Der Griff auf den Schultern der Kinder verhärtete sich. Bevor die Finger zu einer Klammer werden konnten, zog die Hexe die beiden wieder herum und drehte sie so, dass sie in den Raum hineingehen konnten.
    Sie tappten neben der Alten her. Davy schwindelte es. Bei jedem Schritt hatte er den Eindruck, als würde er seinen Fuß in ein schwarzes Loch setzen und ihn nur mit Mühe hervorziehen können, weil es zudem noch mit einem zähen Schlamm gefüllt war. Diese Welt war real, aber es kam ihm so vor, als wären er und seine Schwester in eine andere hineingeführt worden.
    Die Hexe führte sie bis zu einem klobigen Tisch. Daneben standen einfache und schiefe Holzstühle. Dort mussten sich die Kinder setzen. Olinka hielt eine brennende Kerze und stellte sie in die Tischmitte. Danach nahm auch sie Platz und blickte die Geschwister über die Flamme der Kerze hinweg an.
    In ihren Augen spiegelte sich auch jetzt kein Widerschein. Sie waren so schrecklich leer, so kalt und grau, aber die Lippen hatte sie zu einem bösen Lächeln verzogen.
    Amy kämpfte mit den Tränen. Sie schaute auf die Tischplatte, dann auf ihre Hände, die sie im Schoß zusammengedreht hatte. Sie zuckten immer wieder, und Amy rieb des Öfteren über ihre Augen, die brannten, was nicht nur am Rauch lag. »Was… was wollen Sie denn von uns?«, flüsterte sie.
    »Könnt ihr euch das nicht denken?«
    »Nein!«
    Die Hexe lächelte wieder so bösartig. Sie holte durch den offenen Mund tief Luft. Zwischen den beiden Kiefern hingen Speichelfäden wie die dünnen Arme eines Spinnennetzes. Wenn sie sprach und aus dem Rachen her Atem dagegengeweht wurde, zitterten sie, ohne allerdings zu zerbrechen. »Ihr braucht nur zur Seite zu schauen, dann seht ihr den Ofen. Er ist bereits voller Hitze. Er wartet darauf, Nahrung zu bekommen. Wir braten dort unser Fleisch. Schaut euch die Klappe an, sie ist sehr groß, sie kann nicht nur Tiere aufnehmen.« Olinka kicherte. Wenig später sprach sie mit veränderter Stimme weiter, denn da klang sie hoch und schrill, auch kichernd.
    »Knusper, knusper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?« Sie lachte und schlug mit den

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