0786 - Angst vor der Hexe
uns düsterer geworden, was nicht allein am Himmel lag, der dabei war, seine seidige Bläue zu verlieren und einem bleiernen Grau Platz schaffen musste.
Die Langläufer waren noch immer unterwegs. Ich sah sie auf den Hängen, ich sah sie in der Nähe des Waldes, der mir noch düsterer erschien und mir vorkam wie ein Stück schwarzer Hölle.
Lange würden die Skifahrer nicht mehr draußen sein. Es wurde kalt, windiger, es wurde auch dunkel. Ich war ein paar Schritte gegangen und hatte mich gedreht. Ich sah, dass hinter den Fenstern der Häuser Lichter schimmerten. Nicht nur das Licht der normalen Lampen, sondern die festliche Beleuchtung an den Christbäumen, obwohl wir noch kein Weihnachten hatten.
Natürlich dachte ich an die beiden Kinder. Natürlich tat es mir weh, dass sie verschwunden waren, aber das alles beeinträchtigte nicht mein Denken.
Mochten die Eltern in ihrem Leid beinahe ersticken, ich musste anders denken. Fest stand, dass die Kinder verschwunden waren. Da sie sich nicht einfach in Luft aufgelöst hatten und wir hier auch nicht auf einem menschenleeren Planeten lebten, mussten sie einfach von anderen Läufern gesehen worden sein.
Da genau wollte ich einhaken.
Ich hatte Glück, denn einige kehrten bereits zurück. Familien mit und ohne Kinder. Sie hatten ihren Spaß gehabt, das war ihnen anzusehen, die Gesichter gerötet, die Augen strahlend, als wäre es für sie genau das Erlebnis gewesen.
Als ich zu ihnen ging, drehte sich mir ein Mann entgegen. Er schob seine Brille zurück und schaute mich erwartungsvoll an.
Ich grüßte freundlich und erklärte, wer ich war und wo ich wohnte.
»Ja, wir haben Sie schon gesehen.«
»Auch die beiden Kinder aus dem Nachbarhaus.«
»Hm, weiß nicht.« Er lächelte. »Können sie die beiden vielleicht beschreiben? Um sie geht es doch – oder?«
»Ja, leider.«
»Warum leider?«
»Sie sind verschwunden.«
»Oh.« Der Mann schluckte. Er schaute zu seinen Kindern hinüber, die fröhlich und gleichzeitig erschöpft waren, als sie die Bretter von den Schuhen lösten.
Er bekam die Beschreibung, hörte aufmerksam zu, obwohl er die Schneereste von seinem Anzug schlug, dann aber zeigte sein Gesicht einen bedauernden Ausdruck. »Tut mir ehrlich Leid, ich habe die beiden nicht gesehen.«
»Akzeptiert. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Sie Ihre Frau oder die Kinder oder die Freunde fragen.«
»Nein, überhaupt nicht.« Er löste seine Bretter. »Warten Sie bitte.«
Der Mann ging zu seiner Familie zurück. Die Freunde kamen auch noch hinzu, sie redeten zusammen, schauten zu mir herüber, und dann sah ich, wie eine braunhaarige Frau nickte und ihr Stirnband wieder über den Kopf schob.
Als der Mann zurückkam, sah ich ein Lächeln auf seinen eingecremten Lippen. »Ja, Sie haben Glück, eine Freundin von uns hat die beiden Kinder gesehen.«
»Und wo?«
»Oben im Wald.«
Ich runzelte die Stirn. »Da kann doch nichts passieren – oder? Da sind alle gelaufen.«
»Nun ja, wie man’s nimmt. Ich denke, dass ihre beiden den falschen Weg genommen haben. Sie scheinen von dem dichten Wald angezogen… na ja, Sie wissen ja, wie Kinder so sind. Ich habe ja selbst welche, und die halten sich auch nicht an die Regeln.«
»Pardon, aber können Sie das genauer sagen?«
»Bitte. Sie sind im dichten Wald verschwunden, wo man eigentlich nicht laufen kann.«
»Das hat die Dame gesehen?«
»Ja.«
Ich schloss für einen Moment die Augen und spürte eine Schicht aus Eis über meinen Rücken rieseln. Es war leider genau das eingetreten, was ich befürchtet hatte. Beide Kinder waren gewissen Lockungen gefolgt und verschwunden.
Wieso? Sie hatten doch Angst vor diesen beiden Kinderschrecks?
Was konnte sie demnach veranlasst haben, in den Wald einzutauchen, wo ein Fahren unmöglich war?
Ich kam damit nicht zurecht. An einen Trick wollte ich auch nicht glauben, sondern eher an die Macht, die diese beiden bösen Personen über die Geschwister erlangt hatten. Ich brauchte keine Beweise, um zu wissen, dass man sie in die Tiefe des Waldes gelockt hatte, wo eben diese bösen Personen hausten.
»Möchten Sie noch etwas wissen?« Die Frage des Mannes unterbrach meine Gedanken.
»Nein, danke. Sie haben mir schon genug geholfen.«
Er schaute besorgt gegen den Himmel. »Es wird bald dunkel. Sie sollten sich auf den Weg machen, wenn Sie die beiden Kinder noch finden wollen. Falls sie Hilfe brauchen, lassen Sie es mich wissen.«
»Danke, das ist sehr freundlich.«
»Und Kopf
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