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0787 - Das Medium

0787 - Das Medium

Titel: 0787 - Das Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte er mit Ihnen genau vor?«
    »Ich war für ihn nur Mittel zum Zweck, John. Durch mich wollte er seine Macht erweitern. Ihm ist jedes Mittel recht. Der Flugzeugabsturz hat es bewiesen. Ich muss mich deswegen schämen, aber alles ist eingetroffen. Er hat mir vorher gesagt, wenn ich nicht freiwillig zu ihm zurückkehre, würde etwas passieren, und nun ist er mir auf der Spur.«
    »Ja, das wissen wir.«
    Anina fuhr mit ihren Handflächen über die Lehnen. »Ich weiß nicht, was ich da noch sagen soll, John. Es ist alles so anders geworden. Es steckt tief in mir. Ich kann mich mit meiner Doppelexistenz nicht anfreunden. Ich habe einen Fehler begangen, das sehe ich jetzt ein, aber der Drang, so zu werden wie die Engel, war in mir einfach zu stark. Da habe ich die Grenzen überwunden, und nun bin ich von keiner Seite akzeptiert. Ich werde ausgenutzt, Dubbs ist das beste Beispiel.«
    »Wie hat er Sie entdeckt?«, fragte ich.
    Anina hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob es Zufall oder ein genaues Suchen gewesen ist. Ich weiß einfach gar nichts, John. Jedenfalls trafen wir zusammen, und genau da war ich verloren. Ich brauche nicht mehr zu erwähnen, dass er Spiritist ist.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich auch ein Medium, ich weiß es nicht. Jedenfalls weiß er viel, und davor fürchte ich mich.« Sie holte tief Atem. »Ich sitze in der Falle, John, denn der Tod dieser Menschen belastet mein Gewissen in einer Weise, wie ich es Ihnen kaum sagen kann. Ich spürte die Seelen, ich hörte die Schreie der Gequälten. Sie haben keine Ruhe, sie wollen Rache, sie wissen, dass sie noch nicht ins Totenreich eingehen können, denn dieser Absturz war für sie wie ein Fluch, verstehen Sie?«
    »Ich versuche es.«
    »So ist dann alles gelaufen, John. Und nun muss ich mich mit den Tatsachen abfinden.«
    Ich stand auf. »Gut, dass Sie sich offenbart haben, Anina.« Mit kleinen Schritten ging ich zur Glaswand und schaute hinaus. Es war einiges an Zeit verstrichen, und die Natur draußen begann damit, sich wieder zuzudecken. Die grauen Wolken waren noch tiefer gesunken, und vom Boden, besonders in Flussnähe, stiegen die dicken Schwaden wie träge Wolken in die Höhe und breiteten sich unter dem Himmel aus. Wir hatten Nachmittag, es würde nicht mehr lange dauern, bis die Dunkelheit und damit auch der Abend anbrach.
    Hinter mir flüsterten die Aldrins. Ich hörte Meldas Stimme. »Das ist ja alles nicht zu fassen, was wir da gehört haben. Meine Güte, Sie haben mir Angst eingejagt.«
    »Das hatte ich nicht vor«, sagte Anina. »Es tut mir ehrlich Leid.«
    »Wie soll es denn weitergehen?«
    »Wir werden Sie verlassen.«
    Ich drehte mich wieder um. »Pardon, wenn ich mich einmische, aber das werden wir sicherlich nicht. Wir haben hier einen Ort, den auch unser Verfolger kennt. Wenn Sie nichts dagegen haben, Mrs. und Mr. Aldrin, möchte ich gern bei Ihnen bleiben.«
    Die beiden überlegten. Keiner wollte sich entscheiden, jeder schob die Antwort auf den anderen, bis Aldrin schließlich fragte: »Was könnte denn passieren?«
    Die Worte galten Anina ebenso wie mir. Und beide konnten wir keine konkrete Antwort geben.
    »Wir müssen davon ausgehen«, sagte ich, »dass dieser Dubbs hier bald erscheinen wird.«
    »Und dann?«
    »Müssen wir uns ihm stellen.«
    »Sie sind Polizist, Mr. Sinclair«, sagte Melda. »Sie wollen ihn bestimmt verhaften, nicht?«
    Anina lachte. »Ohhh – wenn das so einfach wäre. Keiner darf ihn unterschätzen.«
    »Das ist mir klar. Aber um etwas zu tun, müssen wir ihn haben. Und darauf warte ich.«
    Anina saß, ich stand. Sie schaute mich schräg von unten her an.
    »Machen Sie es sich da nicht zu leicht, John?«
    »Auf keinen Fall. Ich will ihn, und ich will auch mein Licht nicht unter den Scheffel stellen.«
    Sie feuchtete mit der Zunge ihre Lippen an. »Es gäbe da möglicherweise eine Chance.«
    »Wunderbar – welche?«
    »Die toten Seelen. Diejenigen, die Sie im Krater gesehen haben. Ich konnte sie spüren, ich nahm ihre Empfindungen auf, und ich stellte fest, dass ich von ihnen nicht eben geliebt wurde, was auch verständlich ist. Sie haben bemerkt, welche Rolle ich gespielt habe. Aber es ist nur eine Nebenrolle im Vergleich zu der anderen, die Dubbs innehat. Er ist der Mensch, den sie hassen. Und ich gehe davon aus, dass sie ihn verfolgen werden. Sie werden ihn suchen. Sie wollen ihn bekommen, sie werden sich für die schändliche Tat rächen wollen. Deshalb können wir davon ausgehen, noch

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