0787 - Das Medium
schief. »Das ist hin und wieder eine Möglichkeit, aber nicht für immer.«
»Haben Sie einen anderen Vorschlag?«
»Und ob. Ich denke, dass Sie uns vertrauen sollten. Wir werden es schon schaffen.«
Anina fing an zu lachen. Es war kein herzliches oder amüsiertes Lachen. Ich fühlte mich auch unwohl bis ärgerlich. Das schien sie zu merken, denn als sie ihre flache Hand gegen den Mund presste, da verstummte das Lachen abrupt. »Wenn Sie nicht wollen, Anina…«
Sie ließ die Hand sinken. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, John, aber Sie scheinen keine Vorstellung zu haben, was Sie sich da antun wollen. Dubbs ist gefährlich, nein, das ist falsch, für mich ist er übermenschlich grausam.«
»Ich bin auch kein Kleinkind mehr.« Sie hob die Schultern. »Sie sind erwachsen, John, das sieht man ja. Wenn Sie dabei bleiben wollen, dann lassen Sie es uns gemeinsam versuchen!«
»Das denke ich auch.«
»Haben Sie schon einen Plan?«
»Ja, wir werden uns von hier zurückziehen…«
»Und die seltsamen Gestalten kreisen auch nicht im Krater«, erklärte Wayne Aldrin. »Hier ist es wohl vorbei.« Er erbleichte. »Aber wo fängt es wieder an?«
Beide schauten wir auf Anina, die nur die Schultern hob. »Eigentlich überall«, sagte sie leise und schauderte dabei zusammen…
***
Wir saßen wieder im Wintergarten des Aldrinschen Hauses zusammen, und diesmal befand sich auch Melda bei uns. Ziemlich aufgeregt hatte sie uns empfangen und dann vom Erscheinen des Fremden berichtet, der in ihr Haus hatte kommen wollen und den sie abgewiesen hatte. Melda hatte uns auch eine Beschreibung geliefert.
Ihr Mann Wayne und ich kannten den Mann nicht, aber Anina war ziemlich still geworden. Sie schaute durch die Wände des gläsernen Wintergartens in den Garten, hatte die Stirn gerunzelt und dachte wohl über ein Problem nach.
»Das war«, sagte sie, »das war Dubbs!«
Mit dieser Antwort hatte sie uns Männer nicht überrascht. Damit hatten wir einfach rechnen müssen, doch Melda wusste nicht, was sie damit anfangen sollte.
»Bitte, wer ist Dubbs?«
»Einer, der die Lady hier jagt!«
»Ein Verbrecher?«
Wayne hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob man ihn als Verbrecher bezeichnen kann. Im Prinzip wohl – oder?«
Anina lächelte. »Bei ihm müssen Sie gewisse Regeln vergessen.«
Sie fuhr nervös durch ihr Haar. »Er ist eben anders. Er sieht sich selbst als Spiritist an. Mir hat er einmal gesagt, dass er so etwas wie ein Priester ist, aber auf keiner Seite steht. Er lässt sich treiben, er forscht, und er ist auch ein Manager bestimmter Art. Mich hat er gemanagt, mich wollte er mit Haut und Haaren, er hat es teilweise geschafft. Ich konnte ihm nicht entrinnen. Dann gelang es mir doch, mich von ihm zu lösen, doch da empfing ich die Drohungen. Dass er sie auch in die Tat umsetzt, brauche ich Ihnen hier nicht zu sagen. Der Absturz spricht für sich.«
Aldrin stöhnte leise. Sein Gesicht war rot geworden. »Dann war er es tatsächlich, der sich dafür verantwortlich zeigt?«
»Ja, ich sagte es schon. Ich kam zu spät.«
»Wie hat er es getan?«
Anina hob die Schultern. »Er hat das Material zerstört. Er hat es dank seiner geistigen Kräfte geschafft. Er ist wahnsinnig, er kann dies, er ist ein Phänomen. Wenn Sie hier eine Tasse stehen haben und Dubbs sich darauf konzentriert, wird die Tasse irgendwann zerbrechen. So ist es auch mit dem Flugzeug geschehen. Die Experten werden rätseln, sie werden nichts finden, und ich muss zugeben, dass ich zu schwach gewesen bin, um ihn stoppen zu können. Ich kam zu spät.«
Die Aldrins schwiegen. Melda tastete nach der Hand ihres Mannes, um sich festzuhalten. Sie kam mit dieser Antwort nicht zurecht.
Sie war einfach nicht zu begreifen. Selbst ich hatte meine Probleme damit, aber ich wollte mehr wissen und hakte deshalb nach.
»Diese Kräfte kommen nicht von ungefähr, Anina. Hat er Ihnen erzählt, wie er an sie herangekommen ist?«
Sie lächelte schmal, obwohl kein Grund dafür vorhanden war.
»Ich kann es Ihnen nicht so genau sagen, aber einen Teil der Schuld trage auch ich. Ich bin ein Medium, ich habe Kontakt und bin gleichzeitig ein Sammelbecken anderer Energien. Das hat Dubbs natürlich gewusst, und deshalb hat er auch mich benutzt, indem er mich kurzerhand anzapfte. Er verstärkte seine Kräfte, um die meinen zu verringern. Ich bin so etwas wie eine psychische Tanksäule für ihn gewesen, denn auch ich bin nicht normal. Ich leide unter diesen Kräften, die manchmal
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