0787 - Das Mordreptil
weißmagische Schutzhülle, welche die Menschen wie eine künstliche Haut umgab, als der Nebel darüber glitt und nach einem Schlupfloch ins Innere zu suchen schien.
Wie Zamorra gehofft hatte, wurden Nicole und Santoso nicht behelligt. Der unheimliche Nebel schien nur an dem Italiener interessiert zu sein.
Die Französin hatte sich mit dem fassungslos aussehenden Polizisten ein paar Meter zurückgezogen. Den Dhyarra-Kristall hielt sie einsatzbereit in den Händen. Im Gegensatz zu Zamorra war sie nicht von der Amulett-Magie behindert, weil sie sich nicht in deren direktem Wirkungsbereich befand.
Der Dukun wandte den Kopf und nickte seinem schuppigen Vollstrecker zu. Gehorsam setzte sich das unheimliche Geschöpf in Bewegung. Im nächsten Moment warf es seinen massigen Körper auch schon gegen den Schirm. Wieder waren grünliche Energieentladungen zu sehen, doch die Hülle hielt dem Angriff vorerst stand.
Abermals riss der alte Mann die Arme nach oben, um neue Kraft aus den Dämonenreichen zu erflehen, die er auch erhielt. Das Licht des Wahnsinns flackerte deutlich in seinen Augen. Die Macht, über die er jetzt gebot, war zu stark für einen Menschen.
Die schemenhaften Gesichter im Nebel wurden deutlicher, und Zamorra hatte den Eindruck, als würden sie versuchen, eine materielle Form anzunehmen. Hinter ihm krallte Nicole die Finger fester um ihren Dhyarra-Kristall, der ihr im Moment überhaupt nichts nutzte. Es war zu gefährlich, ihn in dieser Situation einzusetzen, da sich seine neutrale Magie nicht mit der des Amuletts vertrug. Das Risiko war ihr zu groß, dass beide Kräfte sich gegenseitig neutralisierten, da sie den Bewegungen des Reptilmanns nicht schnell genug folgen konnte, um ihn in genau dem Moment anzugreifen, in welchem er keinen Kontakt mit der Amulett-Magie hatte. Sie konnte sich nicht schnell genug auf die permanent wechselnde Konstellation einstellen und konzentrieren. Außerdem wurde sie von dem Geschehen ringsum abgelenkt.
Abermals wurde das zornige Heulen der ruhelosen Seelen lauter. Das Echsenwesen, das beim ersten Ansturm auf die Hülle zurückgeprallt war, rappelte sich hoch und warf sich mit einem Fauchen erneut gegen den Schirm.
Diesmal mit mehr Erfolg.
Es brach durch.
Sofort setzte die unheimliche Nebelwolke nach und versuchte, sich ebenfalls ihren Weg in die Hülle zu bahnen. Martino stieß ein panisches Kreischen aus und löste sich aus Zamorras schützender Aura. Ehe jemand reagieren konnte, hatte er sich auf Santoso gestürzt. Brutal versetzte er dem Polizisten einen Kinnhaken, um ihm die Dienstwaffe zu entringen.
Mehrere Male feuerte er ziellos in den Nebel, wobei es ein Wunder war, dass er keinen der anwesenden Menschen verletzte.
Zamorra ließ den Schutzschirm endgültig in sich zusammenfallen. Abermals huschten seine Finger über die Symbole des Amuletts. Dann zuckten auch schon die ersten silbernen Blitze und schlugen in die Wolke ein. Heulend zog sich der Nebel ein Stück zurück.
Auch das Echsenwesen hielt respektvollen Abstand. Zischend belauerte es die kleine Gruppe.
Der Dukun lächelte.
»Ihr könnt nicht entkommen«, erklärte er. »Gebt mir den Mörder!«
Zamorra schüttelte grimmig den Kopf. »Dann wären wir nicht besser als er«, antwortete er entschlossen. »Er wird vor ein ordentliches Gericht gestellt werden und dann seine Strafe bekommen.«
»Das glaube ich nicht«, keuchte Martino. Abermals hob er die Waffe, richtete sie jedoch nun direkt auf Zamorra. »Ich habe noch genau drei Kugeln, also bringen Sie mich hier raus«, forderte er.
Ehe der Parapsychologe reagieren konnte, hatte Nicole schon geistesgegenwärtig eingegriffen: Martino stieß ein heiseres Röcheln aus, als ihn der Fußtritt der Französin mit voller Wucht an einer anatomisch äußerst schmerzhaften Stelle traf. Die Waffe entglitt seinen Fingern und er ging in die Knie. Der Handkanten-Hieb, der einen Moment später auf seinen Nacken niederging, traf ihn völlig unvorbereitet. Wie ein nasser Sack fiel der Italiener neben dem noch immer benommenen Santoso in sich zusammen.
Angesichts der magisch aufgeladenen Atmosphäre hatte Nicole nicht wagen wollen, den Dhyarra-Kristall einzusetzen. Stattdessen verließ sie sich auf ihre Kampfsport-Erfahrung -wieder einmal bewährte sich ihr jahrelanges Aikido-Training.
Der Dukun nickte seinem unheiligen Diener zu, der sich daraufhin umgehend in Bewegung setzte.
»Keinen Schritt weiter«, befahl Zamorra und riss drohend Merlins Stern in die Höhe.
Der
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