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0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

Titel: 0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber die Wolkenformationen blieben nie gleich. Sie hatten sich dem Wind überlassen, der mit ihnen spielte und ständig neue Gebilde schuf, so dass sie aussahen wie eine große Horde dunkler Schafe, die über den Himmel gejagt wurde, als wäre dieser eine große Weide.
    Anina hatte mir auch von der Umgebung des Klosters berichtet. So wusste ich, dass es in der Nähe zwei kleine Orte gab. Der eine hieß West-, der andere Eastbury. Praktisch zwischen ihnen stand das Kloster, aber auch eine Kirche, die von den Bewohnern beider Dörfer benutzt wurde, denn eine eigene Kirche für jedes Dorf lohnte sich nicht. Das hatte ich zwar auch noch nie gehört, aber man lernt nie aus. Auch den Namen des Pfarrers hatte mir Anina gesagt. Er hieß Peters.
    Ich wusste ferner, dass das Kloster der Barmherzigen Schwestern ziemlich weltabgeschieden war. Die Äbtissin Virginia hatte dafür gesorgt. Besuch bekamen die Nonnen nur wenig. Anina war davon überzeugt, dass die Äbtissin ihn bewusst zurückhielt und sie ging weiter davon aus, dass diese Person etwas zu verbergen hatte. Ein sehr düsteres und gefährliches Geheimnis.
    Dafür gab es zwar keine konkreten Beweise, aber Anina hatte es gespürt, und das wiederum nahm ich ihr ab, denn so gut kannte ich die junge Frau inzwischen.
    Als ich sie anlächelte, da zuckten ihre Mundwinkel nur. Sie war sehr nervös, spielte mit ihren Händen, schaute sich immer wieder um, blickte auch durch die Fenster und schwieg sich ansonsten aus.
    Ihre Gedanken waren bestimmt nicht freundlich, denn mehr als einmal hörte ich ihr Seufzen und sah auch, dass sie die Stirn krauste, als würde sie über ein besonders schlimmes Problem intensiv nachdenken.
    »Es ist bald vorbei, Anina, dann werden wir beide die Wahrheit erfahren. Du solltest dir nicht noch mehr Gedanken machen, meine ich.«
    »Vielleicht.«
    »Aber du kannst es nicht.«
    »So ist es«, flüsterte sie und musste lauter reden, um gegen das Geräusch des Gebläses anzukommen. »Ich muss einfach immer daran denken, John. Dieses Kloster ist ein Teil meines bisherigen Lebens gewesen, das kann ich nicht einfach zur Seite schieben wie vorhin den leeren Teller. Ich weiß, dass etwas auf mich zukommt, und ich weiß auch, dass ich nicht mehr willkommen bin.«
    »Kann es sein, dass du es dir einbildest?«
    »Glaube ich nicht.«
    »Liegt es an der Äbtissin?«
    Sie nickte. »Diese Frau ist mir suspekt. Manchmal habe ich den Eindruck gehabt, als wäre sie kein Mensch, sondern nur mehr ein Wesen. Dabei völlig geschlechtslos, ein ES, verstehst du?«
    »Nicht ganz genau.«
    »Kann ich mir vorstellen.« Anina dachte nach und gab auch mir die Gelegenheit, mich mehr auf die Umgebung zu konzentrieren.
    Ich sah die Büsche und das Wintergras rechts und links der Straße.
    Dahinter breitete sich Brachland aus. Die ersten Felder erschienen erst nahe der Ortschaften. Wald gab es auch, doch die Bäume waren relativ klein.
    Ich lächelte in mich hinein, denn besonders ernst nahm ich Aninas Aussagen nicht. Sie bildete sich möglicherweise etwas ein. Wahrscheinlich hatte sie über das Kloster zu negativ gedacht.
    Die Straße wand sich in großen Kurven weiter, sie führte leicht bergan. Ich war davon überzeugt, bald eine Höhe zu erreichen, auf der wir auch bleiben würden.
    Natürlich hatten mich Aninas Bemerkungen über das Kloster auf das Ziel selbst gespannt gemacht. Und ich dachte auch an die Äbtissin, die ein ziemlich hartes Regiment führen sollte. Mit Klöstern hatte ich einige Erfahrungen sammeln können, weniger mit Nonnenklöstern – abgesehen von einem Fall in Italien im letzten Jahr –, und ich hatte auch die Vorsteherin des Klosters kennen gelernt. Die Äbtissin war eine Respektperson gewesen, doch Furcht hatte niemand vor ihr gezeigt. Deshalb war für mich Aninas Verhalten auch so ungewöhnlich, und ich konnte mir auch vorstellen, dass sie nicht objektiv war. Wahrscheinlich beruhte die Abneigung auf Gegenseitigkeit. Das würde sich herausstellen.
    Bisher war uns nur ein Fahrzeug entgegengekommen. Ein alter Ford, besetzt mit zwei alten Leuten, die hinter der Scheibe wie Zwerge gewirkt hatten.
    Aninas Stirn umwölkte sich immer mehr. Die Nervosität wuchs.
    Ich stellte es mit einem Seitenblick fest und ging unwillkürlich vom Gas. Ähnliche Anzeichen hatte ich bei ihr schon erlebt, ich konnte mir gut vorstellen, dass sie kurz vor dem Eintauchen in eine andere Sphäre stand, denn sie war schließlich das Medium.
    »Soll ich stoppen?«
    Sie schüttelte den

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