Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0789 - Amoklauf der Werschnecke

0789 - Amoklauf der Werschnecke

Titel: 0789 - Amoklauf der Werschnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Martin Kay
Vom Netzwerk:
geringste Wärme von ihm auszugehen! - noch sprangen Funken von ihm über. Flammen leckten in grünlich-blauem Ton etwa fünf Meter in die Höhe. Fast hätte man das Fanal für eine Wassersäule halten können, wäre da nicht das beständige Flackern gewesen. So plötzlich die Stichflamme entbrannt war, so schnell erlosch sie auch wieder.
    »Fascinating«, murmelte der Fremde.
    »So, das reicht!«, stieß Wuttke wütend hervor. »Den kauf ich mir!«
    »Jetz watte dochma!«
    Doch Wuttke war bereits aufgesprungen und rannte zu dem Fremden hinüber. Rudi blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Auf dem Weg schnupperte er an seiner Kleidung und verzog eine Grimasse. Es würde Ärger mit seiner Frau geben. Nicht nur, dass er eine Bierfahne hatte, nein, der Benzingestank würde nicht beim ersten Waschen aus den Klamotten verschwinden.
    Rudi kam gerade rechtzeitig, um die Schimpfkanonade, die Wuttke abließ, zu unterbrechen. Der Fremde ließ sich dadurch ohnedies nicht beeindrucken, spielte stattdessen unentwegt mit einem Streichholzheftchen, als hätte er noch nicht genug Schaden angerichtet. Rudi schielte über seine Schulter hinweg. Die Flammensäule hatte keine Spuren hinterlassen. Nur die schleimige Substanz auf dem Boden schien von ihr aufgezehrt worden zu sein.
    Das wird ja immer unheimlicher!
    Fast zwanghaft musste er an die Schauergeschichten denken, die er ständig konsumierte. Er erinnerte sich an einen Roman, in dem…
    »Rudi, Mensch, sitz’te auf dein’ Ohr’n?«
    Erschrocken fuhr Rudi Hellmann zusammen. »Wattis?«
    »Du sollz aussem Benzin geh’n. Odda willse hier noch’n Püffchen mach’n?«
    Rudi trat aus der Lache, schüttelte die Beine aus, als würde dies jetzt noch etwas helfen und gesellte sich anschließend zu Gerd Wuttke und dem Fremden.
    »Also, jetz’lass uns mal Tacheles reden, Alta«, brummte Wuttke den Mann an. »Wer sindse und was wollense hier? Zack-zack. Das is hier nämlich vabotenes Gelände!«
    Der Fremde straffte sich, reckte arrogant das Kinn vor und stemmte die Hände in die Hüften. Er wirkte gerade so, als wäre es sträflich vernachlässigend, seinen Namen nicht zu kennen. »Ich bin Christopher Sparks, Königlicher Geisterjäger Ihrer britannischen Majestät.«
    »Wattis?« Wuttkes Miene machte sofort klar, was er von der Eröffnung hielt. Rudi aber sog jedes Wort des Fremden in sich auf, als erlebe er eine innere Erleuchtung.
    »S-Sie arbeit’n für Scotland Yard, richtich?«
    Eine steile Falte entstand zwischen Sparks’ Brauen. »Ähem… nein, Sie verwechseln mich mit jemand anderem. Ich bin meines Zeichens Colonel und General in spe.«
    »General in spe?«, echote Wuttke. »Wie soll’n dat geh’n?«
    Der Mann, dessen Deutsch mit einem leicht britischen Akzent herüberkam, setzte zu einer Erklärung an. Dann überlegte er es sich anders, hielt sich den Bauch und fragte: »Bekommen wir zu der frühen Stunde irgendwo etwas zu essen? Ich fürchte, mein letztes Mahl liegt schon eine Weile zurück.«
    Rudi blickte auf seine Armbanduhr und nickte. »Is’ gleich Sechs. Die Hafenschänke macht auf, da kringwer Brötchen um die Zeit.«
    »Sie sind natürlich eingeladen.«
    Rudi grinste breit. Eingeladen von einem echten Geister jäger. Er war bereits in seiner verworrenen Fantasie gefangen und merkte nicht, wie er sich durch die bloße Präsenz des Engländers einlullen ließ. Die zornigen Blicke seines Kumpels ignorierend, wies Rudi Hellman Sparks den Weg an den Containern zum Ausgang des Terminals. Gleich um die Ecke befand sich ein niedriges, kleines Gebäude. Schrifttafeln wiesen die zweifelhafte Gastronomie als Zur Hafenschänke aus. Daneben prangte der verschnörkelte Zug Der gemütliche Treffpunkt. Das Essen dort war von jeher miserabel. Doch angesichts einer fehlenden Alternative kehrten Rudi und Gerd immer wieder hierher zurück, wenn sie mal keinen Appetit auf ihre Pausenbrote hatten.
    Auf dem Seitenstreifen standen drei LKW, dazwischen eingekeilt ein blauer Opel Kadett D. Aus den sechs Fenstern der Gaststätte drang bereits Licht.
    »Immer hereinspaziert!«, sagte Rudi Hellmann, öffnete die Eingangstür und bedeutete Sparks, vorauszugehen.
    Der Colonel nickte dankbar, stolperte über die einzige Treppenstufe und rettete sich vor dem Sturz, indem er sich an einem kleinen Schaukasten mit Speisekarte festhielt. Der wiederum riss unter dem plötzlichen Gewicht aus seiner Wandverankerung, sodass Sparks letztendlich doch auf dem Boden landete.
    Wuttke lachte

Weitere Kostenlose Bücher