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0789 - Amoklauf der Werschnecke

0789 - Amoklauf der Werschnecke

Titel: 0789 - Amoklauf der Werschnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Martin Kay
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herum wirbeln. Er sah gerade noch, wie der Gast in der hinteren Reihe hochsprang, sich mit zittrigen Händen an die Kehle fasste und dann vornüber auf den Tisch knallte. Reglos blieb er liegen. Gleich darauf erwischte es den nächsten auf ähnliche Art. Die beiden Kranfahrer blieben wie angewurzelt stehen und Sparks wusste nicht so recht, wie er die Situation einschätzen sollte. Vorsichtshalber langte er nach einem Silberkreuz und einer Phiole mit geweihtem Wasser, die in den Taschen seiner Jacke verborgen waren.
    Er blickte sich um. Die verbleibenden Gäste waren aufgesprungen und fluchtartig aus dem Lokal getürmt.
    »Rufen Sie Polizei und einen Notarzt !«, riet Sparks, während er sich den beiden reglos daliegenden Männern näherte. Vermutlich fuhren die beiden jeweils einen der draußen parkenden LKW Sparks beugte sich über den ihm am nächsten Liegenden und fühlte seinen Puls.
    Tot.
    Er brauchte sich nicht die Mühe zu machen, den zweiten Mann zu untersuchen. Dieser hing genauso leblos in den Seilen wie der andere. Aus Ohren und Mund lief ein feines Rinnsal einer grünlich-milchigen Substanz, die Sparks mehr als bekannt vorkam.
    »Was bei den Druidenmonden geht hier vor?«
    »Krankenwagen und Polizei sind unterwegs«, rief der Wirt ihm zu. »Was ist mit denen?«
    »Oh, einen Arzt brauchen die wohl nicht mehr. Besser einen Leichenwagen.«
    Kaum dass Sparks den Satz vollendet hatte, heulten Martinshörner auf. Verwundert über die Schnelligkeit der Aktion ließ er von den Toten ab, und ging zum Eingang, um die Vertreter von Recht und Ordnung in Empfang zu nehmen.
    Später in der Arrestzelle erfuhr er, dass die Wasserschutzpolizei ihr Büro keine zweihundert Meter von der Hafenschänke entfernt im Hafenamt unterhielt. Der Krankenwagen kam direkt vom nahe gelegenen Unfallkrankenhaus, keine drei Fahrtminuten entfernt. Er erfuhr auch, dass die beiden vermeintlichen Toten noch lebten und sehr wohl noch einen Puls hatten, als Sparks diesen in seiner Tollpatschigkeit nicht ertastet hatte. Dass er sich wie ein Bauerntölpel benommen hatte, sagten ihm die Polizisten auf den Kopf zu - er selbst wäre niemals auf die Idee gekommen.
    ***
    Wuttke schlief unruhig. Nachdem er von der Schicht nach Hause gekommen war, hatte er sich sofort hingelegt. Er wälzte sich von einer Bettseite auf die andere, klammerte sich regelrecht an die Bettdecke und stöhnte leise vor sich her.
    Irgendwann schreckte er hoch, schweißgebadet. Er atmete stoßweise wie nach einem Hundert-Meter-Lauf. Genauso ausgelaugt fühlte er sich auch. Es kostete ihn innere Überwindung, die Beine aus dem Bett zu schwingen und aufzustehen. Ein Blick auf den Wecker sagte ihm, dass er gerade mal eine Stunde geschlafen hatte. Es war noch nicht Mittag. Sein Sohn befand sich in der Schule, Trude erledigte Einkäufe.
    Wuttke schlenderte ins Bad, verrichtete seine Notdurft und wusch sich anschließend Hände und Gesicht. Mit trägem Blick schaute er in den Spiegel. Er erkannte sich fast selbst nicht wieder. Tiefe Ringe lagen unter seinen dunkelbraunen Augen. Das faltige Gesicht sah noch zerfurchter aus als sonst, und er hätte schwören können, dass der graue Haaransatz an seiner hohen Stirn heute Morgen noch nicht da gewesen war.
    Einbildung!
    Gerd Wuttke drehte die Dusche auf. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Vielleicht schaffte er es am Nachmittag, sich ein paar Stündchen aufs Ohr zu hauen, ehe seine Nachtschicht begann.
    Das Telefon klingelte.
    Murrend stellte Wuttke das Wasser wieder ab, ging in den Korridor und stieß sich den Fuß am Staubsauger, den seine Frau nach dem Morgenputz nicht weggeräumt hatte.
    »Meine Fresse! Blödes Weibsbild, ker-lo, ich krichse nich alle.«
    Humpelnd schaffte er es zum Telefon auf einem Schränkchen und nahm ab.
    »Ja? Wuttke?«
    Die Stimme am Telefon klang ruhig und sachlich. Der Inhalt der Worte war alles andere als dies. Wuttke sackte mehr und mehr in sich zusammen. Schließlich ließ er den Hörer fallen, taumelte rückwärts gegen die Korridorwand und rutschte mit angelehntem Rücken daran herunter. Er blieb auf dem Boden sitzen, hörte nicht die Rufe aus dem Hörer, nahm nicht das Tuten wahr, als irgendwann aufgelegt wurde.
    So dasitzend fand ihn seine Frau vor als sie vom Einkauf zurückkehrte. Sie ließ die Taschen los, stürzte zu ihm herüber und kniete neben ihm nieder.
    »Mein Gott, Gerd, was ist denn los?«
    Wuttke hatte Mühe, die Zähne auseinander zu bekommen. Seine Kehle fühlte sich rau und

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