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0789 - Amoklauf der Werschnecke

0789 - Amoklauf der Werschnecke

Titel: 0789 - Amoklauf der Werschnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Martin Kay
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schläfrige Stimme ein eisiges »Ja?« in den Hörer hauchte.
    »Ich bin es, Nicole. Ist Zamorra schon wieder aufgewacht?«
    Eine Pause. Dann: »Bist du von allen guten Geistern verlassen, Christopher? Weißt du überhaupt, wie spät es ist?«
    Natürlich wusste er das. Zur Kontrolle blickte er auf seine Armbanduhr und fühlte sich in seiner Annahme bestätigt. »Kurz nach Zehn. Soll das heißen, ihr schlaft noch?«
    Ein Schmatzen ertönte am anderen Ende der Leitung. »Tief und fest, mein Lieber, tief und fest…«
    Nicole hängte ein.
    »Typisch Franzosen.« Christopher Sparks kehrte unverrichteter Dinge wieder zum Leihwagen zurück. Zwei ältere Frauen hatten sich vor dem Wagen eingefunden und stupsten mit ihren Gehstöcken abwechselnd gegen die zerdellte Stoßstange und Motorhaube.
    Sparks räusperte sich lautstark. »Werte Damen, ich muss doch sehr bitten.«
    Die beiden Frauen drehten sich um. Eine der beiden fuchtelte entrüstet mit dem Stock vor des Colonels Nase herum.
    »Sie unverschämter Flegel! Was glauben Sie, was Sie hier tun? Am helllichten Tage ehrbaren Frauen nachstellen? Schämen Sie sich! In Grund und Boden sollen Sie sich schämen!«
    Christopher Sparks verstand die Welt nicht mehr. Weder sein britischer Charme noch seine gute Erziehung halfen hier, die beiden älteren Damen wieder zu besänftigen. Mit Mühe und Not tauchte er unter den Hieben der Gehstöcke weg, prellte sich das Knie an dem Absperrpfosten und stolperte mit rudernden Armen gegen den linken Kotflügel des Renaults. Zwei schmerzhafte Hiebe auf seinen Rücken darauf saß Sparks im Wagen, rammte den Schlüssel förmlich ins Zündschloss und drehte ihn hektisch um. Der Motor stotterte. Aber er sprang nicht an!
    Der Gehstock einer der beiden Damen knallte gegen die Windschutzscheibe. Zweimal. Dreimal. Beim vierten Mal breitete sich ein feines Spinnennetz über das Glas aus. Ein leises Kratzen war zu hören. Sparks erwog zum ersten Mal den Gedanken, einfach die Beretta zu ziehen und die beiden Frauen kampfunfähig zu schießen. Er merkte selbst wie hirnrissig diese Idee war und versuchte erneut, den Wagen zu starten.
    »Polizei!« Die Frauen schrien nun aus Leibeskräften nach den Gesetzeshütern. Der Colonel und General in spe verdrehte die Augen. Noch einmal musste er nicht in einer Zelle landen. Wie sollte er Zamorra eine weitere Kautionszahlung aus dem Kreuz leiern? Solange er seinen Scotland Yard Ausweis nicht bei sich trug, kam er immer wieder in Erklärungsnöte, sobald er sich mit der hiesigen Polizei anlegte.
    Vom Spielplatz her näherten sich einige Kinder. Aus dem nahen Vereinsheim lugte der Wirt heraus und beobachtete das Treiben der beiden älteren Frauen und Sparks’ verzweifelte Versuche, den Wagen zu starten.
    Nur die Ruhe, mahnte der Colonel sich selbst. Er erinnerte sich daran, dass er das Fahrzeug nicht mit der Fernbedienung, sondern mit dem Schlüssel abgeschlossen hatte. Offenbar hatte sich in der Zwischenzeit die automatische Wegfahrsperre aktiviert.
    Er schaute zwischen das Lenkrad zum Armaturenbrett und sah den aufblinkenden roten Punkt in der Mitte. Sparks zog den Schlüssel ab, betätigte den Funkauslöser. Ein Kläcken erklang. Der Wagen wurde von innen verriegelt. Er drückte noch einmal.
    Klack.
    Das rote Blinken verschwand. Sparks schob den Schlüssel ins Zündschloss und startete. Diesmal sprang der Wagen sofort an. Grinsend trat der Colonel das Gaspedal durch und bohrte die Front des Twingos noch ein Stückchen weiter in den Absperrpfosten. Wie aufgeschreckte, gackernde Hühner liefen die beiden alten Damen davon.
    Sparks legte den Rückwärtsgang ein, drehte sich um und fuhr endlich vom Parkplatz der Schrebergartenanlage herunter. Irgendwo in der Ferne ertönten die Sirenen von Polizeiwagen.
    ***
    Das Schnarchen an ihrer Seite war unerträglich geworden. Nicole Duval schreckte von dem breiten Bett hoch und stupste Zamorra neben sich an. Der Professor reagierte nicht. Er schlief tief und fest den Schlaf der Gerechten. Nach der Benutzung von Merlins Stern hatte er auch guten Grund dazu. Nicole beugte sich über ihn, rüttelte ihn kurz an der Schulter und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. So leicht würde Zamorra nichts aus dem Schlummer reißen.
    Sie schwang die Beine aus dem Bett, suchte eilig ihre im Zimmer verteilten Sachen zusammen und ging ins Bad. Nach einer ausgiebigen heißen Dusche fischte sie Zamorras Kreditkarte aus seiner Brieftasche und wünschte ihrem Liebsten ein süßes Au revoir.
    Da

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