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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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„Zurück!“ schrie Marcello.
    Er rannte dem Mann nach, doch dessen Vorsprung war schon zu groß. Er hatte die Mädchenstatue bereits erreicht und umfaßte ihren steinernen Körper. Da bewegten sich ihre Arme und umklammerten ihn mit tödlichen Griffen. Als sie Minuten später in ihre ursprüngliche Stellung ruckten, fiel der Mann leblos zu Boden. Um seine Körpermitte zog sich ein schwarzer Streifen.
    Marcello verbrannte den Mann.
    Über ihnen erklang das spöttische Gelächter eines Mädchens.
    Die Männer kämpften sich weiter ihren Weg durch den Dschungel, bis sie ein Licht sahen. Sie pirschten sich vorsichtig heran und blickten voll ungläubigem Staunen auf die Szene, die sich ihnen bot.
    Sie standen vor einer großen Lichtung, die etwa zweihundert mal hundert Meter maß und vor einer fünfzig Meter hohen, fast senkrechten Felswand endete. Links und rechts von der Lichtung reichte der Dschungel bis an die Felswand heran.
    Die Felswand war durch zahlreiche in den Stein gehauene schmale Treppen aufgelockert, die zu Höhleneingängen führten. Es gab derer mehr als ein Dutzend. In einigen Eingängen kauerten Alte, die so verhutzelt wirkten, daß man ihr Geschlecht nicht erkennen konnte. Sie waren alle in Lumpen gekleidet und hatten lange, filzige Haare.
    An die Felswand gelehnt stand ein Steinhaus. Es war nur einstöckig, obwohl an die sieben Meter hoch. Es wirkte antik und erinnerte an einen griechischen Tempel, auch wenn es nicht im griechischen Stil gebaut war. Vor dem Haus brannte ein Lagerfeuer. Darum herum saßen einige Alte, die die Flammen beschworen und Wurzeln hineinwarfen. Andere kamen mit Reisigbündeln oder Knochen, die sie neben dem Feuer aufschichteten.
    Marcello versuchte, den Weg der Knochentransporte zurückzuverfolgen, und war schließlich sicher, daß sie aus den Höhlen herbeigeschafft wurden. Die Alten hatten die Augen immer geschlossen, und wenn sie sie doch einmal öffneten, dann leuchteten sie weiß. Sie hatten keine Pupillen. Die schmalen, eingefallenen Lippen hatten sie ebenfalls meist fest zusammengepreßt, öffneten sie jedoch einmal den Mund, dann sah man zwei Reihen blendend weißer Zähne, die spitz wie die Zähne von Haifischen waren.
    „Eine Greisen-Kolonie“, flüsterte Antonio. „Sie scheinen mir recht ungefährlich zu sein. Ob es hier etwas zu essen gibt?“
    „Von irgend etwas müssen sie sich ernähren“, meinte der andere Mafioso. „Und sie brauchen auch Wasser. Sonst trocknen sie ganz aus.“
    „Wir werden ihnen mal auf den Zahn fühlen“, beschloß Marcello, dem die Eingeweide vor Hunger schon schmerzten. „Aber seid auf der Hut, denn auf dieser Insel scheint alles gefährlich zu sein.“
     

     

Die Alten, die um das Lagerfeuer saßen, hielten in ihrer Tätigkeit inne, als die drei Fremden aus dem Dschungel traten. Einige von ihnen streckten die Köpfe zusammen, die anderen standen nur da und starrten. Die in den Höhleneingängen stiegen die Treppen hinunter. Auch aus dem antiken Steinhaus kamen einige heraus. Alle schienen im gleichen greisenhaften Alter zu sein und ähnelten einander so sehr, daß sie nicht auseinanderzuhalten waren, nicht einmal zwischen Männlein und Weiblein gab es Unterschiede. Falls sie alle dem gleichen Geschlecht angehörten, war nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob es sich nun um Frauen oder um Männer handelte.
    Die drei Fremden waren bewaffnet und machten den Eindruck, als würden sie von ihren Waffen auch Gebrauch machen. Doch das beeindruckte niemand aus der Greisenkolonie.
    Einer der Greise trat näher an die Fremden heran und sagte mit einer Stimme, die weder männlich noch weiblich klang: „Ihr seht müde und abgekämpft aus. Ihr werdet Hunger und Durst haben. Folgt mir ins Haus Stheno und Euryale erwarten euch bereits.“
    Der Alte drehte sich um und ging voran ins Haus. Die drei Mafiosi folgten ihm, ihre Waffen schußbereit in den Händen haltend. Aber die Greise zeigten sich nicht feindselig. Ihnen folgten nur Blicke aus geschlossenen Augen. Ja, das war das Unheimliche daran: Obwohl sie die Augen zuhatten, schienen sie alles zu sehen, was um sie herum vorging – und sogar noch mehr.
    Die drei Mafiosi betraten das Haus. Sie kamen in eine Säulenhalle, in deren Mitte ein Becken mit kristallklarem Wasser stand. Beim Anblick des köstlichen Naß konnten die Männer sich nicht beherrschen und stürzten sich auf das Becken.
    Ihr Führer wartete geduldig, bis sie ihren Durst gestillt hatten, dann sagte er mit seiner wesenlosen

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