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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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folgen und sehen, wer da sang.
    „Wenigstens sind wir bewaffnet“, redete sich Marcello Mut zu. „Die Küste liegt im Westen. Da die Sonne noch nicht aufgegangen ist, können wir uns noch nicht weit davon entfernt haben. Mit Hilfe des Kompasses werden wir leicht zurückfinden.“
    Es stellte sich jedoch heraus, daß sich der Kompaß nicht unter der Ausrüstung befand.
    „Macht nichts“, sagte Marcello Sanza. „Wir finden auch so zurück. Der Dschungel hat keine so große Ausdehnung, daß wir uns darin verirren könnten. Irgendwann werden wir schon zur Küste kommen.“
    Aber so einfach war das gar nicht. Nach zehn Stunden Marsch war die Küste noch immer nicht zu sehen. Auf ihrer Wanderung waren sie keinem Tier begegnet, hatten kein Vogelgezwitscher gehört – nicht einmal das Summen einer Mücke. Im Dschungel herrschte bis auf das Rascheln der Blätter – absolute Stille. Er war wie ausgestorben. Dafür stießen sie auf Steinstatuen, die alle das Mädchen darstellten, das sie mit dem Schiff zu den Klippen gelockt hatte.
    Einer der Männer verlor die Nerven, als sie wieder einmal auf eine solche Statue stießen. Er feuerte eine Garbe aus der Maschinenpistole ab, aber die Geschosse kratzten den Stein nicht einmal an.
    „Ich werde noch verrückt“, rief Antonio Valazza und schleuderte den Tornister mit den Sprengsätzen zu Boden. „Was sollen wir hier denn überhaupt? Wir sind hergekommen, um für Chalkiris ein Feuerwerk zu veranstalten. Sollen wir das …“
    „Wenn dich Don Chiusa hören könnte, würde er nicht gerade erbaut von dir sein“, sagte Marcello tadelnd.
    „Es würde dem Don aber auch sicherlich nicht gefallen, daß wir durch dichtesten Dschungel irren müssen“, erwiderte Antonio. „Von Chalkiris’ Leuten keine Spur. Hier gibt’s nicht einmal Tiere! Ich wäre schon froh, wenn mich eine Mücke stechen würde.“
    „Toni hat recht“, sagte ein anderer. „Es ist geradezu unheimlich. Selbst die Pflanzen wirken so tot, als seien sie aus Plastik.“
    „Haltet endlich den Mund!“ rief Marcello ungehalten. Das Genörgel seiner Leute machte ihn nervös. „Wir machen hier erst einmal Rast. Vielleicht stoßen Gianni und Hunter zu uns.“
    „Ich könnte diesem Hunter den Hals umdrehen“, sagte Antonio und zündete sich eine Zigarette an.
    Dabei fiel sein Blick zu Boden. Dort lag eine Kippe. Er starrte darauf, bückte sich langsam, hob den Zigarettenstummel auf und betrachtete ihn von allen Seiten.
    „Raucht außer mir noch jemand Camel?“ fragte er, obgleich er wußte, daß er der einzige war, der diese Marke rauchte. „Das ist nämlich die Kippe einer Camel.“
    „Manche laufen meilenweit für eine Camel. Toni tut das schon für eine Kippe“, spottete Marcello, und alle lachten.
    „Ich finde das gar nicht lustig“, sagte Antonio ernst. „Denn dies ist die erste Zigarette, die ich rauche, seit wir hier Rast machen. Hier liegt aber eine Kippe. Wißt ihr, was das bedeutet?“
    Marcello machte mit seinem verrenkten Unterkiefer mahlende Bewegungen. „Das würde bedeuten, daß du vorher schon einmal hier warst.“
    „Jawohl. Wir sind im Kreis gelaufen.“
     

     
    Sie waren bis zur Dämmerung ununterbrochen marschiert, ohne sicher zu sein, daß sie nicht wieder im Kreis gegangen waren. Als die Dunkelheit hereinbrach, schlugen sie auf einer Lichtung ein Nachtlager auf.
    Obwohl die Männer völlig erschöpft waren, konnte keiner von ihnen Schlaf finden. Sie lagen bis tief in die Nacht wach, hingen ihren verstörten Gedanken nach oder tauschten alte Erinnerungen aus. Keiner von ihnen sprach das aus, was ihn wirklich bewegte. Jeder behielt seine geheimen Ängste für sich. Es war deshalb wie eine Erlösung für alle, als Antonio so gegen Mitternacht aufsprang und behauptete: „Ich habe Geräusche gehört.“
    „Du hörst Gespenster“, versuchte ihm einer einzureden.
    „Vielleicht sind es sogar Gespenster“, erwiderte Antonio.
    Dann hörten sie alle – das Geräusch. „Es hört sich wie das Knacken eines Zweiges an“, behauptete Marcello. „Vielleicht ist es Gianni, der unsere Spur gefunden hat.“
    „Ruhe!“ befahl Marcello gedämpft. „Bewaffnet euch für alle Fälle!“
    Die Männer holten ihre Pistolen hervor. Antonio, der sich die Maschinenpistole angeeignet hatte, schob ein volles Magazin hinein. Marcello nahm den Flammenwerfer an sich. Er eiferte Dorian Hunter nach, der seiner Meinung nach am besten wissen mußte, welche Waffen auf der Teufelsinsel am wirkungsvollsten

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