0792 - Gruß aus der Gruft
treu, wenn du verstehst.«
Palmer sagte nichts mehr, denn hinter Cusor, und zwar im Ausschnitt des Fensters, hatte er eine Bewegung gesehen. Jemand stieg von außen her in den Raum.
Der Polizist!
Palmer fiel zwar kein Stein vom Herzen, aber die Erleichterung hatte ihn doch erwischt, und er konnte sie einfach nicht für sich behalten, denn er rief: »Endlich sind Sie da!«
Der Satz schreckte Cusor auf. Im Laufe der Zeit hatte er einen Blick für Menschen bekommen und sofort erkannt, dass Professor nicht gelogen hatte. Da war etwas hinter ihm. Er fuhr herum, in einem für Suko ungünstigen Zeitpunkt, denn er hatte noch keinen richtigen Stand gefunden.
Und Cusor war schnell.
Beide Männer starrten sich an.
Da befand sich der Leibwächter schon auf dem Weg zu Suko. So schnell konnte er die Waffe nicht ziehen, denn Cusor jagte wie ein mächtiger Gorilla auf ihn zu, die Zähne gefletscht, innerlich voller Hass steckend, denn er wollte Suko vernichten…
***
Nein!, sagte ich mir – nein, um Himmels willen keine Erinnerung mehr an die Fälle, in denen mir die Kreaturen der Finsternis begegnet waren. Vor allem nicht an Jessica Long denken, die sie als eine solche entpuppt hatte. Das wollte ich auf keinen Fall, das durfte nicht sein, ich musste mich auf Diondra konzentrieren, aber es gelang mir nicht, den Gedanken an das Furchtbare zu vertreiben, was ich mit den Kreaturen der Finsternis verband.
Sie waren einfach mörderisch und kaum zu erkennen, weil sie sich so gut tarnten.
Es gab keine älteren Dämonen als sie, sie kannten den ersten Kampf zwischen Gut und Böse. Man hätte sie auch als gefallene Engel bezeichnen können. Sie hatten die Stürme der Welt erlebt, und für sie zählten weder tausend noch Millionen Jahre.
Es gab sie, es würde sie immer geben, und ich war einer derjenigen Menschen, die über sie informiert waren. Darauf konnte ich nicht stolz sein, nein, aber ich musste es hinnehmen und diese Monstren bekämpfen, wo immer es ging.
Ich hatte die Waffe, denn sie reagierten, obwohl sie so alt waren, auf das Symbol des Lichts, auf mein Kreuz.
Wer war die Kreatur der Finsternis? Diondra oder nur die pulsierende Masse in der Amphore?
Ich wollte mehr wissen, bevor wir uns zum endgültigen Kampf gegenüberstanden. »Es war falsch«, sagte ich. »Du hättest als Mensch den Weg nicht einschreiten dürfen.«
»Nein, ich habe Recht gehabt. Ich wollte mehr wissen. Ich musste erfahren, wie es einmal war. Auch die Menschen dieser Zeit sollten die Macht des Alten spüren. Ich habe genau gewusst, was ich tat, als ich die Amphore holte.«
»Sie hat dich verändert.«
»Das ist richtig. Sie hat mir ein immenses Wissen gegeben. Das Wissen der Sternenvölker.«
»Das meine ich nicht. Was zählt schon Wissen, wenn man sich als Mensch verändert?«
»Na und?«
»Du bist schlecht geworden.«
»Nein, ich bin…«
Ich ließ sie nicht ausreden. »Du hast die Bedrohung genau gespürt, Diondra, denn plötzlich musstest du darüber reden, weil du Angst bekommen hast.« Ich zeigte auf sie wie auf eine Angeklagte. »Erinnere dich an die Szene im Pavillon. Du hast dort gesessen und gelitten. Du hast die Stimmen gehört, ich hörte sie ebenfalls, aber du hast nicht mehr gewusst, wie du ihrer Herr werden solltest, denn das Grauen einer alten Zeit hat dich überschwemmt. Als Mensch bist du nicht stark genug, um die Kreaturen der Finsternis zu akzeptieren und sie kontrollieren zu können. Du willst es nicht zugeben, aber ich kann es dir sagen. Die alten Kräfte sind dir außer Kontrolle geraten. Sie versuchen, sich gegen dich zu stellen, denn du warst keine Kreatur der Finsternis von Geburt an. Du hast dich erst zu einer machen lassen, aber ein Mensch kann das nicht so leicht verkraften. In dir kämpft noch das normale Menschsein gegen das Böse an, das so schrecklich ist, dass mir die Worte fehlen, um es zu beschreiben. Du bist nicht zu dem Tier geworden, eher zu der Hälfte davon.«
Meine anklagenden Worte hatten sie erwischt, und sie hatte ihnen auch nichts entgegenzusetzen.
»Stimmt es?«
Aus ihrem offenen Mund drang ein Stöhnen. War das schon der Weg, der zur Veränderung führte?
Sie ging etwas zurück.
Erst einen Schritt, dann den zweiten. Und plötzlich blieb sie stehen. Ich hatte ihre Schwäche ausnutzen und eingreifen wollen, zögerte allerdings auch und wartete ab, was geschah.
Die Stimmen kehrten zurück.
In den Wänden, in der Decke und im Fußboden lauerten sie und machten sich nun bemerkbar. Sie
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