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0793 - Die Bruderschaft des Teufels

0793 - Die Bruderschaft des Teufels

Titel: 0793 - Die Bruderschaft des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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durch die Halle. Andere wiederholten die Worte, zuerst verhalten, dann immer lauter.
    »Nur der Meister darf zu uns sprechen!«
    Zamorra blickte die Gestalt hinter dem Altar überrascht an. Erst jetzt registrierte er, dass ihm die Stimme bekannt vorkam. Er hatte sie schon einmal gehört…
    »Ihr habt recht!«, sagte der Mann in der Kutte. »Ich bin nicht derjenige, der euch in die Schwarze Kunst eingeführt hat. Es gibt einen Grund, weshalb er seinen Platz heute an mich abgetreten hat. Der Meister weilt noch immer unter uns…«
    Zamorra blickte sich verstohlen um und gewahrte eine Bewegung in der hintersten Reihe. Einer der Adepten sah zu ihm herüber und nickte kaum merklich. Als er die Kapuze anhob, erblickte Zamorra Vincent Perrys Gesicht. Aber woher hatte er die Kutte?
    Der Mann hinter dem Altar ergriff wieder das Wort.
    »Dieser Tag ist ein besonderer Tag. Ihr alle - jeder einzelne von euch - wird heute die Macht der Schwarzen Familie zu spüren bekommen. Doch unter euch ist einer, der nicht zu uns gehört. Um ihn geht es. Wir werden ihn lehren, die Dämonen und die Mächte der Hölle zu respektieren.«
    Die Adepten blickten sich um, aber niemand konnte hinter die Maske der jeweils anderen blicken. Zamorra benahm sich unauffällig.
    Für einen Moment war der Widerwille unter den Adepten fast körperlich spürbar gewesen. Aber der Mann hinter dem Altar übte eine seltsame Faszination auf sie aus. Er ließ sie ihren eigentlichen Meister binnen Sekunden vergessen. Sie spürten, dass er stärker war. Niemand konnte sich seinen Worten widersetzen.
    Das Ritual verlief genauso, wie Georg Hoffmann es in seinem Tagebuch beschrieben hatte. Der Mann, der die Rolle des Meisters übernommen hatte, fügte den drei Leichnamen an den entscheidenden Stellen Wunden zu, die sich zu einem magischen Symbolkreis ergänzten. Lediglich aus dem frischen Leichnam des Bestatters floss träges, dickes Blut. Zäh wie Sirup rann es über seine Haut, während die Wunde bereits versiegte.
    »Die Hölle schenke diesen Gestalten das Leben!«, rief der Mann in der Kutte und leierte einige Beschwörungsformeln herunter.
    Mumpitz…, dachte Zamorra unwillkürlich. Er war ein Fachmann auf dem Gebiet der Dämonenbeschwörungen. Er wusste, dass diese Formeln nicht funktionieren konnten. Sie wurden Zeuge eines grandiosen Schwindels…
    Da aber bewegten sich die Leiber der Toten zu seiner Überraschung tatsächlich. Ein Zucken lief durch ihre Glieder, und wie auf ein geheimes Kommando hin richteten sie sich synchron auf. Ihre Gesichter ruckten herum, so dass sie den Satansjüngern zugewandt waren. Die Augen waren tot, ohne Glanz. Alle drei Gesichter waren wachsbleich und zeigen keine Regung.
    Wenn die Beschwörungsformeln schon nutzlos waren, musste der Mann hinter dem Altar also selbst über magische Kräfte verfügen. Zamorra tastete unter der Kutte nach dem Amulett. Kein Anzeichen einer Erwärmung.
    Die Gedanken überschlugen sich hinter seiner Stirn. Der ›Meister‹ war nicht erschienen, sondern durch eine andere Person ersetzt worden. Einen Adepten? Das konnte Zamorra sich kaum vorstellen. Der Mann dort oben trat mit einer Selbstsicherheit auf, die einen langjährigen Umgang mit der schwarzen Kunst und den Beschwörungsritualen der schwarzen Magie voraussetzte. Also handelte es sich um einen fremden Magier oder Dämon, der den Meister vermutlich eliminiert hatte - um seine eigenen Ziele durchzusetzen.
    Unruhe breitete sich unter den Adepten aus, als die Untoten sich erhoben und langsam auf die Kuttenträger zuschritten.
    »Findet den Verräter und tötet ihn!«, hetzte der Magier.
    In diesem Augenblick wurde Zamorra klar, dass dieser Mann dort oben derjenige sein musste, der die Wiedergängerin bei der letzten Messe in Flammen hatte aufgehen lassen. Er besaß Macht über die Untoten - Macht, sie zum Leben zu erwecken oder sie zu vernichten.
    Die drei lebenden Leichname steuerten mit schweren Schritten auf die Adepten zu. Zamorra hegte keinen Zweifel, wen sie suchten - ihn!
    Merlins Stern reagierte immer noch nicht. Da aber ertönten draußen plötzlich Sirenen. Blaulichter erschienen auf dem Hof. Werner hatte das Kommando zum Einsatz gegeben!
    Zamorra riss die Kapuze zurück und zerrte sich die Maske vom Gesicht. »Wir sind entdeckt. Rette sich, wer kann!«
    Es war ein abgekartetes Spiel, das er zuvor mit Kommissar Werner besprochen hatte. Die Adepten sollten in Panik geraten und zu den Ausgängen drängen. Damit waren sie nicht mehr in Gefahr,

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