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0795 - Vater, Mutter, Satanskind

0795 - Vater, Mutter, Satanskind

Titel: 0795 - Vater, Mutter, Satanskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich nickte dem Ehepaar neben mir beruhigend zu. Ich wusste, dass ich den Roten Ryan auf meine Seite bekommen hatte, ohne ihn jedoch überzeugen zu können.
    Er blieb stehen.
    Hart schaute er uns an.
    »Nun?«, fragte ich.
    Sehr bedächtig nickte er. »Ja, ich habe mich zu einem Entschluss durchgerungen, und er ist mir nicht leicht gefallen, John Sinclair, das solltest du wissen, wenn du ihn gehört hast.«
    »Kann ich mir denken. Aber weiter…«
    »Ich lasse euch gehen!«
    Nach dieser Feststellung musste er erst pausieren, als hätte er sich völlig verausgabt. Er sah mein Nicken nicht, da er die Augen geschlossen hielt, und auch die Freude der Eltern blieb ihm verborgen.
    Wir drei entdeckten den Silberreif am Horizont und ich schickte dem Roten Ryan ein »Danke« als Antwort entgegen.
    »Danke!«, rief er, »danke«, und regte sich dabei auf. »Wofür bedankst du dich? Dafür, dass ich mich entschlossen habe, euch aus dem Paradies zu entlassen und euch in eine Hölle namens Erde zu schicken. Du kennst dich dort aus, aber die beiden werden es schwer haben, sich wieder zurechtzufinden und sich einzugliedern. Sie haben das Paradies zu lange erleben können, so wird eine Rückkehr in ihre Welt, die sie lange, lange hinter sich gelassen hatten, zu einer Strafe werden. Oder muss ich ihnen erzählen, wie sich die Welt verändert hat in all den Jahrzehnten, denn beide, das steht fest, stammen aus einer Zeit, die für die heutigen Menschen tiefe Vergangenheit ist. In den letzten hundert Jahren ist viel geschehen. Wer am Anfang dieses Jahrhunderts geboren ist, der hat es schwer.«
    Eine Gänsehaut konnte ich nicht unterdrücken. Sehr bedächtig drehte ich mich um, denn diese Eröffnung hatte mich schon etwas geschockt. Zwei dunkle Augenpaare sah ich auf mich gerichtet.
    »Stimmt es, was der Rote Ryan sagte?«
    Darius gab mir die Antwort. »Ja, es stimmt. Nach irdischen Maßstäben sind wir so alt, aber was bedeutet in einem Paradies schon der Begriff Alter? Nichts, gar nichts…«
    Da hatte er Recht. »Ja«, sagte ich, »das muss wohl so sein. Es gibt Welten, wo das Alter ausgeschaltet wurde.«
    »Nur ab einem gewissen Zeitpunkt«, erklärte der Rote Ryan. »Kinder wachsen heran. Haben sie jedoch ein bestimmtes Alter erreicht, dann stoppt der weitere Prozess des Alterns.« Er lächelte. »Möchtest du erfahren, wie alt ich bin, John?«
    Ich winkte ab. »Nicht, um Himmels willen! Da solltest du dich zurückhalten.« Meine nächsten Worte galten dem Ehepaar. »Seid ihr denn dazu bereit, all die neuen oder alten Mühen des menschlichen Daseins wieder auf euch zu nehmen? Ihr werdet altern, ihr werdet wieder zu normalen Menschen werden, das muss euch klar sein.«
    »Wir wissen es«, flüsterte Delia.
    Ihr Mann sagte ebenso leise: »Und wir werden es auch akzeptieren, allein Pamela zuliebe.«
    Ich war beruhigt und wandte mich wieder an den Roten Ryan.
    »Was willst du dagegen noch sagen, Ryan?«
    Er schwieg.
    »Das ist Elternliebe, und ich denke, dass sie auch in Aibon akzeptiert werden sollte. Denn nicht alles Menschliche ist schlecht, das kannst du mir glauben.«
    »Ja, ich sehe es diesmal ein.«
    »Dann darf ich dich noch um eines bitten. Bring uns drei dorthin zurück, wo wir eine Spur von Pamela finden. Delia und Darius haben bereits Abschied genommen, denke ich. Und wir beide werden uns bestimmt irgendwann wiedersehen.«
    Beinahe böse blickte er mich an. »Dann aber unter anderen Umständen, denke ich.«
    »Das bleibt zu hoffen.«
    »Kommt her!«, sagte er.
    Wir traten zu dritt in seine Nähe. Delia hatte sich bei ihrem Mann eingehakt. Und als Ryan die Flöte hob, da kam mir wieder der Operntitel in den Sinn. Er hatte tatsächlich eine Zauberflöte, denn durch diese Melodien konnte er einiges verändern.
    Das Paar war aufgeregt. Es trug für unseren kalten Winter auch nicht die richtige Kleidung, ich würde ihnen etwas besorgen müssen, doch sie hatten kein Geld. Sie kannten keine Autos, keine Flugzeuge, keine Supermärkte, doch daran wollte ich jetzt nicht denken.
    Ich hörte die Musik.
    Weiche Töne flossen an meine Ohren. Sie erinnerten mich an einen zarten Schmelz, der sich in meinem Kopf ausbreitete und so etwas wie eine Brücke der Seligkeit schuf.
    Ich schloss die Augen.
    Das heißt, sie fielen mir von selbst zu. Und die Melodien blieben, sie veränderten sich insofern, als dass sie sich in einen Sturm verwandelten. Ich tastete nach meinem Kreuz. Es hatte sich nicht aktiviert und war kalt geblieben.
    Hier regierte

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