0797 - Tränenjäger
-das Wesen, das so viel bewirken und verändern konnte.
Laertes schwor sich, ab sofort besonders vorsichtig vorzugehen…
***
Finnland - Gegenwart
»Du solltest eigentlich nicht mehr existieren, Dalius Laertes. So viel Jahre habe ich in dem Glauben gelebt, dass dich Sarkanas Klauen zerfetzt hätten.« Khira hielt inne, um in den dunklen Augen des Freundes zu versinken. »Ich gestehe, dass ich froh bin, mich geirrt zu haben. Du hast kein Gramm zugenommen, bist nach wie vor dürr wie eine Katzensehne.«
Laertes beugte sich zu ihr herab und strich ihr mit der Hand durch die Haare. Eine Geste, die ihr vertraut war, auch wenn sie aus einem anderen Leben zu stammen schien.
»Und du bist wohl nur noch unwesentlich gewachsen, Liberi, nicht wahr?« Wie elektrisiert schnellte der Vampir wieder hoch. »Du musst mich doch abgrundtief hassen, Khira. Ich könnte es dir nicht verübeln, denn schließlich war ich es, der…«
Er wandte sich um, als könne er den Blick ihrer Augen nicht mehr ertragen.
»Darüber sollten wir nicht gerade jetzt reden. Laertes - hast du mich hierher gebracht? Was ist mit den anderen?« Khira stockte und versuchte sich genauer zu erinnern. Professor Zamorra, Nicole Duval und vor allem Artimus van Zant. Waren sie auch hier? Ihre Erinnerung endete exakt in dem Augenblick, als der spanische Vampir Artimus und sie angriff.
Laertes dreht sich zu ihr. »Andere? Es gibt keine weiteren Gefangenen. Man hat nur dich gebracht. Hierher, zu mir, damit ich beenden kann, was ich vor zwanzig Jahren unterbrechen musste. Er will es so, Liberi. Denn du könntest diejenige sein, die seine neue Macht ins Wanken bringt.« Dalius Augen blickten ins Leere. »Und deshalb sollst du sterben, kleine Freundin. Genau in dem Moment, in dem er dein wahres Geheimnis kennt.«
»Und warum musst ausgerechnet du dabei sein?« Khira Stolt fürchtete sich vor der Antwort. Als Dalius ihren Blick suchte, wusste sie bereits, was er erwidern würde.
»Weil er ahnt, dass ich der Auslöser, der Ursprung für seine Ängste bin. Denn ich war es, der sie erschaffen hat -und der dich zu seinem größten Feind machte!«
***
Nicole mochte geschlossene Türen ganz allgemein nicht besonders leiden, denn sie waren wie ein Stoppschild, das sagte: Halt! Niemand soll wissen, was hinter mir vor sich geht - also bleibt gefälligst draußen!
Solche Heimlichkeiten passten nicht in ihr Weltbild. Schon überhaupt nicht, wenn es sich um das Château Montagne handelte.
Andererseits gab es Momente, in denen man nun wirklich allein und ungestört bleiben wollte. Nicole akzeptierte das und nahm sich dieses Recht ebenfalls ab und zu heraus. Für die schwere Holztür zu Zamorras Büro galten solche Gesetze jedoch nicht. Nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, vor dem Eintreten höflich anzuklopfen und auf das Entre zu warten.
Als sie heute - wie gewohnt - in das Zimmer stürmte, blieb sie eine Sekunde später wie angewurzelt stehen. Erstaunt betrachtete sie das Szenario, das sich ihr darbot: Der Professor saß ruhig in dem schweren Ledersessel hinter seinem Schreibtisch, hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt… und schlief tief und fest den Schlaf der Gerechten.
Büroschlaf soll ja sehr erholsam sein …, auch wenn man dies ganz sicher nie von Bürokraten hören würde. Nicole näherte sich auf Zehenspitzen, denn wecken wollte sie ihren Kampf- und Lebenspartner auf gar keinen Fall.
Die sonst so geschärften und stets aktiven Sinne Zamorras versagten kläglich, als sie sich neugierig über ihn beugte. Was mochte ihn so erschöpft haben? Sie war beinahe ein wenig beleidigt, denn wenn es etwas gab, das Zamorra zur völligen Erschöpfung brachte, dann war das doch wohl sie!
Die grüne Standby-Diode des Laserdruckers auf Zamorras Schreibtisch leuchtete unaufdringlich. Ein kleiner Stapel Ausdrucke lag direkt vor dem Parapsychologen. Normalerweise machte er seine Studien beinahe ausschließlich am Bildschirm, doch manchmal ging doch nichts über einen vergleichenden Ausdruck, um ein Blatt Papier, das man hin und her wiegen und notfalls zerknüllen konnte.
Alle Bögen, die Nicole nun rasch überflog, hatten ein einziges Thema: Blut.
Nicole wusste, wie Zamorra arbeitete - der Grund für seine blutigen Nachforschungen hieß Sarkana. Sie hatten die Sache bereits damals ziemlich ausführlich miteinander diskutiert, doch dem Professor ließ die Sache anscheinend keine Ruhe.
Es war aber auch tatsächlich sehr verwunderlich, dass der Herr über alle Vampire, der
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