0797 - Tränenjäger
Ein ganz normales Telefonat reichte da aus, denn die Anfrage war schließlich unverbindlich.
Zamorra machte sich an die Vorbereitungen für die Reise. Ein Flug nach Helsinki war per Internet rasch gebucht. So konventionell reisten sie nur noch selten, doch eine Verbindung mittels Regenbogenblumen existierte nach Finnland nicht.
»Das glaube ich jetzt nicht.« Nicole Duval hatte ihr Telefonat mit Robert Tendyke beendet. Zamorra konnte ihr ansehen, dass es einen überraschenden Abschluss gefunden hatte. »Also… Artimus van Zant müssen wir nicht mehr mitnehmen.«
Mehr musste Professor Zamorra nicht hören, denn ihm war klar, dass der Südstaatler ihnen schlicht und einfach zuvor gekommen war.
Artimus van Zant hatte den Flug bereits hinter sich, den Zamorra und Nicole planten. Und wieder einmal begannen sich die Probleme zu häufen. Zamorra zuckte mit den Schultern - warum sollte es hier auch anders als sonst sein?
***
Wie er es geschafft hatte, sich dieses Vehikel zu mieten, würde Artimus van Zant auf ewig ein Rätsel bleiben. Rasch war ihm klar geworden, dass er, um sein nächstes Ziel zu erreichen, einen fahrbaren Untersatz benötigte.
Und das war in Helsinki ja auch kein größeres Problem, denn Autovermieter gab es hier nun wirklich in ausreichender Menge. Bestimmte-Vorstellungen von Hersteller und iyp hatte der Südstaatler eigentlich nicht. Die einzige Bedingung war, dass es ein Allradfahrzeug sein musste, denn sein Weg würde sicher nicht ausschließlich über ausgebaute Straßen führen. Zumindest war das nicht zu erwarten.
Zwei freundliche Damen kümmerten sich in dem Autostore sofort rührend um ihn.
Erneut musste er feststellen, dass sein Südstaaten-Englisch in diesem Land nicht sonderlich gut verstanden wurde. Und so dauerte es annähernd eine geschlagene Stunde, ehe er endlich einen unterschriftsbereiten Mietvertrag vor sich liegen hatte. Auf Details achte er wahrlich nicht, denn ein Blick auf den Mietpreis für eine Woche ließ ihm bereits den Atem stocken.
Eines war klar: man machte sich einen Spaß daraus, den beleibten Amerikaner so richtig über den Tisch zu ziehen.
Van Zant schluckte einige herzhafte Flüche herunter und zwang sich zu einem tapferen Lächeln. Wenn das hier überstanden war, würde er Robert Tendyke um eine saftige Gehaltserhöhung angehen. Tendyke Industries zahlte hervorragend, doch irgendjemand musste für diesen Wucher hier schließlich den Kopf hinhalten.
Man drückte Artimus Schlüssel und Papiere in die Hand und wies auf den großen Parkplatz hinter dem Gebäude. Den Wagen hatte er schnell gefunden, denn sehr viele Geländewagen gab es hier nicht. Kopfschüttelnd stand er vor dem Toyota, der ganz sicher bessere Zeiten gesehen hatte. Beulen und Rost störten van Zant nicht einmal sonderlich, doch er war verwundert über die Tatsache, dass ihn an der Stelle, an der üblicherweise die Typenbezeichnung zu ñnden war, nur zwei Bohrlöcher anstarrten.
Er nahm sich für später fest vor, Khira zu fragen, ob ihre Landsleute etwas gegen große, dicke Bürger der USA hatten.
In Finnland kamen siebzehn Einwohner auf einen Quadratkilometer. Doch die Fläche, durch die Artimus sich seinen Weg nach Norden bahnte, war dabei offensichtlich nicht mit in Betracht gezogen worden. Nicht einmal Tiere bekam er auf der holprigen Fahrt in den ersten Stunden zu sehen. Holprig jedoch nicht, weil etwa die Landstraßen schlecht gebaut waren. Nein, was hier hopste und stolperte, das war der betagte Offroader, den Artimus in den USA für den gezahlten Mietpreis locker hätte kaufen können.
Dr. van Zant hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er kein sonderlich großer Naturfreund war. Wie sich andere an der Schöpfung ergötzten, so hatte Artimus seinen Spaß an Großstädten, mit ihren nie enden wollenden Menschenmassen. Er liebte die Hektik, den Lärm und die Tatsache, ein Teil dieses Chaos zu sein. Die Natur, vorwiegend der Bereich Fauna, hatte sich gefälligst in gut zubereiteter Form möglichst dekorativ und sättigend auf seinem Mittagsteller einzufinden.
Nun fuhr er Stunde um Stunde durch ein Waldgebiet, das wahrscheinlich niemals enden würde.
»Etwa drei Viertel der 130.502 Quadratmeilen großen Landesfläche sind waldbestanden. Ein weiteres Kennzeichen der finnischen Landschaft sind rund 190.000 Seen und eine etwa gleich große Zahl von Inseln.« Um nicht endgültig von Müdigkeit und Langeweile übermannt zu werden, rezitierte Artimus laut Stellen aus dem Reiseführer, den
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