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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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abgeliefert.«
    »Ich habe sie zuvor kopiert.«
    »Sie sind eine Idiotin«, schimpfte ich.

    »Wieso? Weil ich nicht feige bin?«
    »Wie alt sind Sie?«
    »Fünfundzwanzig.«
    »Okay«, sagte ich. »Nächstes Jahr werden Sie also sechsundzwanzig. Dann sind Sie eine sechsundzwanzigjährige Schwarze mit einer unehrenhaften Entlassung aus dem einzigen Beruf, den Sie je gehabt haben. Bis dahin wird der zivile Arbeitsmarkt wegen der Massenentlassungen beim Militär überflutet sein, und Sie werden mit Leuten konkurrieren, die die Brust voller Orden und die Taschen voller Empfehlungsschreiben haben. Was wollen Sie dann machen? Verhungern? Als Sins Kollegin in dem Striplokal arbeiten?«
    Sie schwieg.
    »Sie hätten die Sache mir überlassen sollen«, sagte ich.
    »Sie haben nichts getan.«
    »Freut mich, dass Sie das dachten. Das war der Plan.«
    »Was?«
    »Ich werd’s mit Willard aufnehmen«, erklärte ich. »Einer von uns beiden muss auf der Strecke bleiben.«
    Sie schwieg.
    »Ich arbeite für die Army«, sagte ich. »Nicht für Willard. Von der Army bin ich überzeugt. Von Willard nicht. Ich werde nicht zulassen, dass er alles ruiniert.«
    Sie schwieg.
    »Ich habe ihn davor gewarnt, sich mich zum Feind zu machen. Aber er wollte nicht hören.«
    »Ein großer Schritt«, sagte sie.
    »Einer, den Sie schon gewagt haben«, sagte ich.
    »Warum haben Sie mich nicht einbezogen?«
    »Weil ich niemanden mitreißen will, falls Willard Sieger bleibt.«
    »Sie wollten mich schützen?«
    Ich nickte.
    »Nun, das brauchen Sie nicht«, meinte sie. »Ich kann selbst denken.«

    Ich sagte nichts.
    »Wie alt sind Sie?«, fragte sie.
    »Neunundzwanzig«, antwortete ich.
    »Nächstes Jahr werden Sie also dreißig. Dann sind Sie ein dreißigjähriger Weißer mit einer unehrenhaften Entlassung aus dem einzigen Beruf, den Sie je gehabt haben. Und während ich jung genug bin, um noch mal von vorn anzufangen, sind Sie das nicht. Sie kennen nur das Leben in der Army, Sie besitzen keinerlei Erfahrung im gesellschaftlichen Umgang, Sie haben sich nie in der zivilen Welt bewähren müssen. Deshalb sollten vielleicht Sie sorgenvoll in die Zukunft blicken, nicht ich.«
    Ich sagte nichts.
    »Sie hätten mit mir darüber reden sollen«, bemerkte sie.
    »Das ist eine persönliche Entscheidung«, erwiderte ich.
    »Ich habe meine persönliche Entscheidung schon getroffen«, sagte sie. »Das sollten Sie inzwischen wissen. Detective Clark scheint mich unabsichtlich verraten zu haben.«
    »Genau das meine ich«, gab ich zu bedenken. »Ein unbedachter Anruf kann bewirken, dass Sie auf der Straße stehen. Dies ist ein Spiel mit hohen Einsätzen.«
    »Und ich spiele auf Ihrer Seite mit, Reacher. Berichten Sie mir also, was ich noch nicht weiß.«
     
    Fünf Minuten später wusste sie es. Lauter Fragen, keine Antworten.
    »Garbers Unterschrift war gefälscht«, sagte sie.
    Ich nickte.
    »Was ist mit Carbones Unterschrift auf der Beschwerde? Ist die auch falsch?«
    »Schon möglich«, sagte ich. Ich zog die Fotokopie, die Willard mir gegeben hatte, aus meiner Schublade, strich sie glatt und schob sie ihr zu. Summer faltete sie ordentlich zusammen und steckte sie in die Innentasche ihrer Jacke.
    »Ich lasse die Unterschrift prüfen«, sagte sie. »Das ist für mich jetzt leichter.«

    »Für uns beide ist jetzt nichts mehr leicht«, erklärte ich. »Darüber müssen Sie sich im Klaren sein. Sie sollten jetzt sehr genau wissen, was Sie tun.«
    »Das weiß ich«, sagte sie bestimmt.
    Ich starrte sie eine Weile an. Auf ihrem Gesicht lag ein leises Lächeln. Sie war verdammt taff.
    »Danke«, sagte ich. »Dass Sie auf meiner Seite stehen.«
    »Ich stehe nicht auf Ihrer Seite, sondern Sie stehen auf meiner.«
    Mein Telefon klingelte. Ich nahm den Hörer ab. Der Korporal aus Louisiana rief vom Vorzimmer aus an.
    »Ein Typ von der North Carolina State Police ist am Apparat«, teilte er mir mit. »Er verlangt den Offizier vom Dienst. Wollen Sie mit ihm reden?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete ich. »Aber ich muss wohl.«
    Ich hörte ein Klicken, dann sekundenlang nichts, anschließend ein weiteres Klicken. Dann meldete sich ein Dispatcher und berichtete mir, ein Trooper habe während einer Streifenfahrt auf der I-95 einen herrenlosen Aktenkoffer auf dem Bankett gefunden. In dem Aktenkoffer befinde sich eine Geldbörse, die den Eigentümer als General Kenneth R. Kramer, U.S. Army, ausweise. Er sagte, er rufe in Fort Bird an, weil dieser Stützpunkt dem Fundort am

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