08-Die Abschussliste
worden«, erklärte Clark. »Wahrscheinlich mit dem Werkzeug, mit dem die Tür aufgebrochen wurde.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Der Täter hat es anschließend am Teppich abgewischt und dann am Küchenausguss abgespült. Wir haben Überreste im Siphon gefunden. Keine Abdrücke auf dem Wasserhahn, wegen der Handschuhe.«
Ich sagte nichts.
»Nebenbei hat sich noch was anderes rausgestellt«, fuhr Clark fort. »Im Haus weist nicht viel darauf hin, dass Ihr General jemals dort gelebt hat.«
»Wie das?«
»Wir haben es forensisch genau unter die Lupe genommen, überall nach Fingerabdrücken gesucht und sogar Haare und Faserreste aus allen Siphons sichergestellt. Alles ließ sich der Ermordeten zuordnen - nur ein paar Fingerabdrücke nicht. Bingo!, dachten wir, aber bei der Überprüfung hat sich gezeigt, dass sie dem Ehemann gehörten. Und aus ihrer Häufigkeit im Vergleich zu denen der Ehefrau lässt sich schließen, dass er in den letzten fünf Jahren kaum jemals hier drüben war. Ist das normal?«
»Er dürfte sich die meiste Zeit bei der Truppe aufgehalten haben«, sagte ich. »Aber er hätte jedes Jahr über die Feiertage zu Hause sein sollen. Um die Ehe der Kramers schien es nicht allzu gut bestellt gewesen zu sein, heißt’s hier.«
»Warum lassen sich solche Leute nicht einfach scheiden«,
meinte Clark. »Das schadet doch selbst einer Generalskarriere nicht, oder?«
»Meines Wissens nicht«, entgegnete ich. »Heute nicht mehr.«
Dann machte er eine Pause, dachte offenbar nach.
»Wie schlecht war die Ehe?«, fragte er. »Schlecht genug, dass wir den Ehemann als Täter verdächtigen müssten?«
»Der Zeitablauf passt nicht«, gab ich zur Antwort. »Er war schon tot, als sie ermordet wurde.«
»Kann’s um Geld gegangen sein?«
»Schönes Haus«, sagte ich. »Dürfte ihr gehört haben.«
»Wie wär’s also mit einem von langer Hand vorbereiteten Auftragsmord?«
Jetzt klammerte er sich wirklich an Strohhalme.
»Er hätte sie ermorden lassen, während er in Deutschland war.«
Dazu schwieg Clark.
»Wer hat Sie angerufen, um sich nach Fortschritten zu erkundigen?«, fragte ich.
»Sie«, antwortete er. »Vor einer Stunde.«
»Ich kann mich nicht erinnern, das getan zu haben.«
»Nicht Sie persönlich«, erklärte er. »Einer Ihrer Leute. Die kleine schwarze Mieze, die ich am Tatort kennen gelernt habe. Leutnant Summer. Ich hatte gerade keine Zeit, mit ihr zu reden. Sie gab mir ihre Telefonnummer, aber die ist mir irgendwo abhanden gekommen. Deshalb habe ich die Nummer angerufen, die Sie mir ursprünglich gegeben hatten. War das falsch?«
»Nein«, sagte ich. »Durchaus nicht. Tut mir Leid, dass wir Ihnen nicht helfen können.«
Wir legten auf. Ich blieb einen Augenblick still sitzen, bevor ich meinen Korporal anrief.
»Bestellen Sie Leutnant Summer, sie möchte bitte zu mir kommen«, sagte ich.
Knapp zehn Minuten später kreuzte Summer bei mir auf. Sie trug ihren Kampfanzug, und sowohl ihre Miene als auch ihre
Körpersprache verrieten mir, dass sie ein bisschen Angst vor mir hatte und mich gleichzeitig ein wenig verachtete. Ich ließ sie Platz nehmen und kam sofort zur Sache.
»Detective Clark hat zurückgerufen«, sagte ich.
Sie schwieg.
»Sie haben gegen meinen ausdrücklichen Befehl gehandelt«, sagte ich.
Sie schwieg.
»Warum?«
»Warum haben Sie mir diesen Befehl gegeben?«
»Was glauben Sie?«
»Weil Sie auf Willards Linie eingeschwenkt sind.«
»Er ist der Kommandeur«, entgegnete ich. »Seiner Linie zu folgen kann nicht schaden.«
»Da bin ich anderer Meinung.«
»Sie sind jetzt in der Army, Summer. Man setzt sich nicht über Befehle hinweg, nur weil sie einem nicht passen.«
»Wir vertuschen aber auch keine Tatsachen, nur weil’s uns befohlen wird.«
»Doch, das tun wir«, sagte ich. »Das tun wir dauernd. Das haben wir schon immer getan.«
»Aber das sollten wir nicht tun.«
»Seit wann sind Sie der Generalstabschef?«
»Das ist Carbone und Mrs. Kramer gegenüber unfair«, sagte sie. »Beide sind unschuldige Opfer.«
Ich machte eine Pause. »Wieso haben Sie mit Mrs. Kramer angefangen? Halten Sie sie für wichtiger als Carbone?«
Summer schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht mit Mrs. Kramer angefangen. Sie ist erst an zweiter Stelle gekommen. Ich hatte bereits mit Carbone angefangen. Ich habe die Personallisten und das Wachbuch miteinander vergeglichen und festgestellt, wer zum Tatzeitpunkt hier war und wer nicht.«
»Diese Unterlagen haben Sie bei mir
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