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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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südlich von hier.«
    »Lässt sich irgendwie feststellen, wie lange er dort gelegen hat?«
    »Eigentlich nicht«, sagte er. »Wir achten während der Streifenfahrten nicht bewusst auf Müll am Straßenrand. Sachen können einen Monat lang dort liegen.«
    »Wie ist er dann gefunden worden?«
    »Bei einer Routinekontrolle. Der Trooper hat ihn dort liegen sehen, als er ausgestiegen und nach hinten zu einem Wagen gegangen ist, den er angehalten hatte.«
    »Wann war das genau?«
    »Heute«, antwortete der Mann. »Zu Beginn der zweiten Schicht. Kurz nach Mittag.«
    »Er hat keinen Monat lang dort gelegen«, klärte ich ihn auf.
    »Wann hat er ihn verloren?«
    »Silvester«, sagte ich.
    »Wo?«
    »Er wurde ihm dort gestohlen, wo er übernachtet hat.«
    »Wo war das?«
    »In einem Motel rund dreißig Meilen südlich von hier.«
    »Dann waren die Diebe also nach Norden unterwegs.«
    »So sieht’s aus«, sagte ich.
    Der Mann sah mich an, als bitte er um Erlaubnis. Dann nahm er den Aktenkoffer in beide Hände und drehte ihn hin und her, als begutachte er mit Kennerblick ein seltenes Stück. Er hielt ihn schräg ans Licht und betrachtete ihn von allen Seiten.
    »Januar«, sagte er. »Die richtige Zeit für Nebelnässen. Und es ist so kalt, dass wir uns Sorgen wegen Eisbildung machen. Also lassen wir Salz streuen. In dieser Jahreszeit altert am Straßenrand liegendes Zeug rasch. Und dieses Ding sieht zwar alt und abgewetzt, aber nicht beschädigt aus. Im Gewebe hängt etwas Split. Aber nicht sehr viel. Dieser Aktenkoffer liegt nicht seit Silvester dort draußen, das steht fest. Weniger als vierundzwanzig Stunden, würde ich sagen. Eine Nacht, nicht länger.«

    »Wissen Sie das bestimmt?«, fragte Summer.
    Der Mann schüttelte den Kopf. Legte den Aktenkoffer auf die Theke zurück.
    »Bloß eine Vermutung«, sagte er.
    »Okay«, sagte ich. »Danke.«
    »Sie müssen dafür quittieren.«
    Ich nickte. Er drehte das Diensttagebuch um und schob es mir hin. Auf einem Aufnäher über meiner rechten Brusttasche stand Reacher, aber ich hatte den Eindruck, er habe nicht sonderlich darauf geachtet und die meiste Zeit Summers Brusttaschen angestarrt. Deshalb kritzelte ich K. Kramer in die dafür vorgesehene Spalte, griff nach dem Aktenkoffer und wandte mich zum Gehen.
    »Komischer Diebstahl«, meinte der Mann hinter der Theke. »In der Geldbörse stecken noch eine Amex-Karte und Bargeld. Wir haben den Tascheninhalt protokolliert.«
    Ich gab keine Antwort. Ging mit Summer zum Humvee hinaus.
     
    Summer wartete auf eine Lücke im Verkehr, fuhr dann quer über alle drei Fahrspuren und auf den mit Gras bewachsenen Mittelstreifen. Sie rollte über leicht abfallendes Gelände hinunter, durch einen Entwässerungsgraben und auf der anderen Seite wieder hinauf. Wartete einen Augenblick, bog nach links auf die Straße ein und fuhr nach Süden davon. Für so etwas war ein Humvee ideal geeignet.
    »Wie wär’s damit?«, fragte sie. »Vassell und Coomer verlassen Bird gestern Abend um zehn Uhr. Sie fahren nach Norden - nach Washington oder zum Dulles Airport. Sie nehmen die Tagesordnung heraus und werfen den Aktenkoffer aus dem Autofenster.«
    »In Bird waren sie die ganze Zeit in der Bar und im Speisesaal.«
    »Dann hat ihnen jemand den Koffer gegeben, mit dem sie gegessen haben. Wir sollten feststellen, wer zu ihrer Gruppe gehörte.
Vielleicht war eine der Frauen auf der Humvee-Liste dabei.«
    »Die hatten alle ein Alibi.«
    »Nur oberflächlich. Silvesterpartys sind ziemlich chaotisch.«
    Ich blickte aus dem Seitenfenster. Es wurde bereits dunkel. Die Welt sah düster und kalt aus.
    »Sechzig Meilen«, erklärte ich. »Der Aktenkoffer ist sechzig Meilen nördlich von Bird aufgefunden worden. Das ist eine Autostunde. Sie hätten die Tagesordnung früher herausgenommen und das Ding schneller weggeworfen.«
    Summer schwieg.
    »Und sie hätten zu diesem Zweck bei der Raststätte gehalten und das Ding in einen Abfallbehälter gesteckt. Das wäre sicherer gewesen. Einen Aktenkoffer aus einem Autofenster zu werfen, ist ziemlich auffällig.«
    »Vielleicht hat’s wirklich keine Tagesordnung gegeben.«
    »Das wäre das erste Mal in der Militärgeschichte.«
    »Dann war sie vielleicht tatsächlich nicht wichtig.«
    »Sie hatten in Irwin Lunchpakete bestellt. Zweisternegenerale, Brigadegenerale und Oberste wollten in der Mittagspause durcharbeiten. Auch das wäre möglicherweise das erste Mal in der Militärgeschichte gewesen. Diese Tagung war wichtig,

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