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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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haben in Sperryville das Brecheisen gestohlen und bei Mrs. Kramer in Green Valley eingebrochen.«
    »Nur stimmt das leider nicht«, korrigierte ich sie. »Sie waren gerade erst vom Flughafen angekommen. Sie hatten keinen Wagen und haben keinen angefordert. Die Gesprächsaufzeichnungen haben Sie selbst überprüft.«
    Sie schwieg.
    »Außerdem sind das zwei lahmarschige Stabsoffiziere«, sagte ich. »Sie wüssten nicht, wie man in ein Eisenwarengeschäft einbricht, selbst wenn ihr Leben davon abhinge.«
    Sie nahm die Hand von der Landkarte. Ich setzte mich wieder hinter meinen Schreibtisch und schob den Computerausdruck ordentlich zusammen.

    »Wir müssen uns auf Carbone konzentrieren«, sagte ich.
    »Dann brauchen wir einen neuen Plan«, erwiderte sie. »Detective Clark hört jetzt auf, Brecheisen zu suchen. Er hat das eine gefunden, das ihn interessiert.«
    Ich nickte. »Zurück zu traditionellen, althergebrachten Ermittlungsmethoden.«
    »Und die wären?«
    »Weiß ich leider nicht. Ich war in West Point, nie auf der MP School.«
    Das Telefon klingelte. Ich nahm den Hörer ab. Die warme Südstaatenstimme, die ich schon kannte, bat mich wie gehabt, 10-33 für einen 10-16 aus Jackson zu sein. Ich bestätigte, dass ich das war, schaltete den Lautsprecher ein, lehnte mich zurück und wartete. Elektronisches Rauschen erfüllte den Raum. Dann war ein Klicken zu hören.
    »Reacher?«, fragte Sanchez.
    »Und Leutnant Summer«, antwortete ich. »Der Lautsprecher ist eingeschaltet.«
    »Sonst noch jemand im Zimmer?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Tür geschlossen?«
    »Ja. Was gibt’s?«
    »Meine Freunde im Columbia PD haben sich wieder gemeldet, das gibt’s. Sie füttern mich nur häppchenweise mit Informationen und amüsieren sich dabei köstlich. Platzen vor Schadenfreude fast aus den Nähten.«
    »Warum?«
    »Weil Brubaker Heroin in der Tasche hatte, darum. Drei Zehnerpäckchen Brown. Und einen dicken Packen Bargeld. Sie behaupten, er sei bei einem Drogendeal im Streit erschossen worden.«

15
    Ich kam 1960 zur Welt, was bedeutete, dass ich im Summer of Love sieben Jahre alt war, dreizehn, als unser Engagement in Vietnam endete, und fünfzehn, als wir uns offiziell aus dem Land zurückzogen. Was hieß, dass ich die Kollision des amerikanischen Militärs mit Rauschgift größtenteils nicht mehr miterlebte. Die schlimmsten Purple-Haze-Jahre gingen an mir vorbei. Ich bekam nur die spätere, stabilere Phase mit. Wie die meisten Soldaten hatte ich gelegentlich einen Joint geraucht, vielleicht sogar mehrmals, um die verschiedenen Sorten Hasch und ihre Herkunftsländer unterscheiden zu können, aber bei weitem nicht oft genug, um als regelmäßiger Konsument gelten zu können. Für mich war das eine Freizeitbeschäftigung. Ich gehörte zu den Kerlen, die immer nur kauften, nie verkauften.
    Als Militärpolizist hatte ich jedoch viele Verkäufe beobachtet. Ich hatte Drogendeals verfolgt und gesehen, wie sie gelangen oder missglückten. Ich kannte den Ablauf. Und wenn ein fehlgeschlagener Deal damit endete, dass ein Mann tot liegen blieb, hatte der nichts mehr in den Taschen, das wusste ich genau. Kein Cash, kein Produkt. Wozu denn auch? Ist der Tote der Käufer, haut der Verkäufer mit seinem Drogenvorrat und dem Cash des Erschossenen ab. Ist der Tote der Verkäufer, kriegt der Käufer die gesamte Ware umsonst, samt dem Geld aus den Taschen des Dealers. In beiden Fällen macht jemand einen fetten Reibach im Tausch gegen ein paar Kugeln und eine hastige Taschenkontrolle.
    »Bockmist, Sanchez«, sagte ich. »Das ist ein Schwindel.«
    »Klar doch. Das weiß ich auch.«
    »Hast du sie darauf hingewiesen?«
    »Hätte ich das müssen? Sie sind Zivilisten, aber trotzdem nicht dumm.«
    »Woher dann die Schadenfreude?«
    »Weil das ihr Freifahrschein ist. Können sie die Ermittlungen
nicht abschließen, werden sie einfach eingestellt. Dann sieht Brubaker schlecht aus, nicht etwa sie.«
    »Haben sie schon Zeugen gefunden?«
    »Keinen einzigen.«
    »Dort sind Schüsse gefallen«, sagte ich. »Irgendjemand muss etwas gehört haben.«
    »Die Cops haben bisher niemanden aufgetrieben.«
    »Willard wird ausflippen«, sagte ich.
    »Das ist unser geringstes Problem.«
    »Hast du ein Alibi?«
    »Ich? Muss ich eines haben?«
    »Willard wird einen Hebel suchen und alles Mögliche erfinden, um sicherzustellen, dass du spurst.«
    Sanchez antwortete nicht gleich. Das elektronische Hintergrundrauschen wurde merklich stärker, als wollte es die Stille

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