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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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überprüft. Er ist allein weggegangen. Danach hat ihn niemand mehr lebend gesehen.«
    »Hat irgendjemand was über seine Stimmung gesagt?«
    »Delta-Soldaten haben keine Stimmungen. Das könnte sie zu menschlich wirken lassen.«
    »Hatte er getrunken?«
    »Ein Bier.«
    »Er hat die Bar also um acht verlassen - ohne Nervosität, ohne Sorgen?«
    »So sieht’s aus.«
    »Er hat den Kerl gekannt, mit dem er sich treffen würde«, sagte ich.
    Summer schwieg.
    »Sanchez hat noch mal angerufen, während Sie unterwegs waren«, sagte ich. »Oberst Brubaker ist von hinten erschossen worden. Zwei Schüsse, beide fast aufgesetzt, in den Hinterkopf.«

    »Also hat auch er den Kerl gekannt, mit dem er sich verabredet hat.«
    »Sehr wahrscheinlich. Genau um ein Uhr dreiundzwanzig. Eine Kugel hat seine Armbanduhr getroffen. Zwischen dreieinhalb und viereinhalb Stunden nach dem Mord an Carbone.«
    »Dann kann die Delta Force Ihnen nichts vorwerfen. Um ein Uhr dreiundzwanzig waren Sie noch hier.«
    »Ja«, sagte ich, »das stimmt. Bei Norton.«
    »Ich sorge dafür, dass das bekannt wird.«
    »Das werden sie Ihnen nicht abnehmen.«
    »Glauben Sie, dass es eine Verbindung zwischen Carbone und Brubaker gibt?«
    »Der gesunde Menschenverstand sagt, ja, aber ich sehe nicht, wie. Und ich sehe nicht, weshalb. Ich meine, klar, beide waren Delta-Soldaten. Aber Carbone befand sich hier und Brubaker dort. Und Brubaker war ein prominenter Antreiber und Macher, Carbone hingegen ein immer sehr zurückhaltender Niemand. Vielleicht hat er gemeint, das sein zu müssen.«
    »Glauben Sie, dass es beim Militär jemals Schwule geben wird?«
    »Wir haben bereits Schwule beim Militär. Die hat’s schon immer gegeben. Im Zweiten Weltkrieg hatten die westlichen Alliierten vierzehn Millionen Mann unter Waffen. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren davon mindestens eine Million schwul. Und meines Wissens steht in allen Geschichtsbüchern, dass wir den Krieg gewonnen haben, und zwar überzeugend.«
    »Das wäre ein verdammt großer Schritt«, sagte sie.
    »Den gleichen Schritt haben sie gewagt, als sie schwarze Soldaten zuließen. Und später Frauen. Auch darüber haben alle gemeckert und gejammert. Schlecht für die Kampfmoral und den Zusammenhalt der Truppe. Das war damals Scheiß und ist noch heute Scheiß. Stimmt’s? Frauen sind dabei und kommen gut zurecht.«
    »Sind Sie katholisch?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Latein haben wir von unserer Mutter
gelernt. Sie hat sich um unsere Erziehung gekümmert. Sie hat uns viel beigebracht, meinem Bruder Joe und mir.«
    »Sie sollten sie anrufen.«
    »Weshalb?«
    »Um sich zu erkundigen, wie’s mit ihrem Bein geht.«
    »Vielleicht später«, sagte ich.
     
    Ich befasste mich wieder mit der Personalliste. Summer ging hinaus und kam mit einer großen Straßenkarte der Ostküste der Vereinigten Staaten zurück. Sie befestigte sie mit Klebstreifen an der Wand unter der Uhr und machte unsere Position in Fort Bird mit einer roten Stecknadel kenntlich. Dann markierte sie Columbia, South Carolina, wo Brubaker tot aufgefunden worden war, anschließend Raleigh und North Carolina, wo er mit seiner Frau gegolft hatte. Ich gab ihr ein Lineal. Sie warf einen Blick auf den Kartenmaßstab und fing an, Zeiten und Entfernungen zu berechnen.
    »Denken Sie daran, dass die meisten von uns nicht so schnell fahren wie Sie«, sagte ich.
    »Niemand fährt so schnell wie ich«, erwiderte sie.
    Sie maß viereinhalb Zoll zwischen Raleigh und Columbia und machte fünf daraus, weil die U.S. 1 in leichten Schlangenlinien verlief. Sie hielt das Lineal an die Entfernungsskala in der Kartenlegende.
    »Zweihundert Meilen«, sagte sie. »Ist Brubaker nach dem Abendessen aus Raleigh weggefahren, kann er leicht um Mitternacht in Columbia gewesen sein. Mindestens eine Stunde vor seinem Tod.«
    Als Nächstes maß sie die Entfernung zwischen Fort Bird und Columbia. Sie betrug hundertfünfzig Meilen und damit weniger, als ich ursprünglich geschätzt hatte.
    »Drei Stunden«, sagte sie. »Ganz ohne zu rasen.«
    Dann sah sie mich an.
    »Es könnte derselbe Mann gewesen sein«, erklärte sie. »Ist Carbone zwischen neun und zehn Uhr abends ermordet worden,
kann derselbe Mann zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens in Columbia gewesen sein, um Brubaker zu liquidieren.«
    Sie legte den kleinen Finger auf die Nadel, die Fort Bird bezeichnete.
    »Carbone«, sagte sie.
    Dann spreizte sie die Hand und streckte den Zeigefinger aus, bis er die Nadel berührte, die

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